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Thema: Welche Comics habt ihr heute gelesen? - Der große Review-Thread

  1. #6976
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ich muss sagen das Kriegsthema treibt mich ganz schön um. Es ist einfach furchtbar was da aktuell wieder passiert. Die Augen davor zu verschließen ist sicherlich der falsche Weg, aber ich versuche mittlerweile doch immer mal wieder Tage einzulegen in denen ich die Nachrichten meide, weil das die Stimmung sonst so runterzieht. Vergangene Woche war ich wieder mehr mit dem Auto unterwegs, da habe ich immer einen Nachrichtensender laufen, wo man die Thematik natürlich dauernd auf die Ohren bekommt.

    Egal wie, das Thema lässt mich aktuell nicht wirklich los, so habe ich in letzter Zeit mal wieder den ein oder anderen Film mit Kriegsthematik geschaut, lese ein Buch und habe einige entsprechende Comics aus dem Lese-K2 gefischt. Ein paar Sachen habe ich bereits beendet, einige Bände liegen noch vor mir, in der kommenden Woche will ich Euch die Bände (sieben Comics), die sich allesamt mit der NS-Zeit und dem zweiten Weltkrieg beschäftigen in aller Kürze mal vorstellen.

    Bevor ich mit den Comics loslege ein paar Worte zu dem Buch, welches ich ebenfalls schon lange mal lesen wollte.

    https://www.comicforum.de/showthread...=1#post5770068
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  2. #6977
    Mitglied Avatar von Kabalix
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    Largo Winch 1 und 2: Der Erbe - Gruppe W
    Zeichnung: Philippe Francq
    Szenario: Jean van Hamme
    ISBN: 978-3-96582-089-0



    Klappentext:
    Der junge Largo Winch erbt über Nacht einen Milliardenkonzern. Dem können gewisser Herren in den Führungsetagen nicht tatenlos zusehen, manch einer würde den lässigen Youngster am liebsten aus der Welt schaffen, bevor er womöglich alles umgekrempelt. Mit seinen nicht gerade herkömmlichen Methoden setzt Largo sich durch, aber bevor er überhaupt im Sattel sitzt, muss er als nächstes eine raffiniert eingefädelte feindliche Übernahme abwehren...


    Für diesen Sonntag habe ich mir diesen schönen Doppelband zu Gemüte geführt. Ich kannte Largo Winch bisher nicht und wurde durch diese Neuauflage aufmerksam auf die Serie. Die beiden Bände zusammen ergeben eine, für mich, abgeschlossene Geschichte. Den Band konnte ich nicht aus der Hand legen da ich wissen musste, wie die Story endet.

    Die Zeichnungen sind stimmungsvoll und sehr detailreich, die Story großartig geschrieben und strotz nur so voller 90er Klischees. Damit kann ich gut umgehen und mir hat es viel Spaß gemacht. Ich werde mir wohl auch den nächsten bereits erschienenen Doppelband holen.

    Ich habe gelesen das es wohl über das Cover einige Diskussionen gab, naja – ich finde es in Ordnung, der Inhalt überzeugt aber auf jeden Fall.


    Fazit: 9/10
    Geändert von Kabalix (10.04.2022 um 16:58 Uhr)

  3. #6978
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Meine Woche mit Comics, die zeitlich im zweiten Weltkrieg angesiedelt sind, startet mit…


    Die vollständige Maus



    Maus ist DAS Standard-Werk der Neunten Kunst, wenn es um den zweiten Weltkrieg geht. Nicht nur unter Comics, sondern ganz allgemein würde ich das Buch als eines der Wichtigsten über den Nationalsozialismus und die Verfolgung und systematische Denunzierung und Vernichtung der Juden als eines der Wichtigsten bezeichnen. Für mich selbst war dies eine erstmalige Lektüre und durch einige enorm positive Besprechungen und die ein oder andere Inhaltsangabe wusste ich so grob worauf ich mich einlasse. Allerdings wurde meine sowieso schon hohe Erwartungshaltung nicht nur voll erfüllt, sondern in einigen Bereichen sogar noch übertroffen.

    Wie Ihr sicher wisst verarbeitet Art Spiegelmann in Maus die Gräuel, die sein Vater, ein ehemaliger Fabrikbesitzer unter den Nazis zu erleiden hatte. Die Zeit in der nach und nach alles schlimmer und immer noch schlimmer wurde, bis es nötig war sich zu verstecken, die anschließende Deportation unter menschenunwürdigen Bedingungen, erst in Arbeits- und später in Vernichtungslager deren Namen allein heutzutage schon grausige Bilder aus Reportagen, Filmen und Bildbänden vor dem inneren Auge heraufbeschwören, das alles ist unglaublich eindringlich und greifbar dargestellt und erzählt, nur eben mit Tieren statt Menschen als Pro- und Antagonisten.


    So weit exakt das, was ich erwartet hatte. Was ich ganz und gar nicht erwartete war, dass ich selbst sogar Zeuge der Schaffung dieses Comics werde, weil Art Spiegelmann sich selbst und seine Arbeit ebenso in den Fokus setzt. Wir erleben wie er mit seinem Vater umgeht, wie er die Geschehnisse von damals geschildert bekommt, wie er sie seinem alten Herrn manchmal förmlich aus der Nase zeihen muss. Sogar die Überlegungen welche Gruppe er als welches Tier anlegt und die Diskussion mit seiner Freundin darüber dürfen wir sozusagen „live“ miterleben. Enormen Eindruck machte auf mich die unglaubliche Ehrlichkeit und der Realismus mit dem Art die Beziehung zu seinem Vater Wladek und die Eigenarten des alten Zausels darstellt.

    Wladek ist keinesfalls durchgehend der strahlende Held, sondern schon auch ein sehr geiziger Sonderling, dessen zwanghafte Sparsamkeit nicht ausschließlich von seinen Kriegsmühen herrührt, denn wie wir erfahren war er auch zuvor schon nicht viel besser. Kein einfacher Mann, der auch mit seiner zweiten Frau nicht wirklich liebevoll umgeht und ein Besserwisser vor dem Herrn ist er sowieso. Klar, sein Einfallsreichtum und seine Umsicht haben ihm mehr als einmal das Leben gerettet, aber ein einfacher Charakter war er wohl weder vor noch nach dem Krieg. Witzigerweise haben mich die Streitgespräche zwischen den beiden, und wie Art zeitweise von seinem Paps in den Wahnsinn getrieben wird, so manches mal an mich und meinen eigenen Erzeuger erinnert. Denn wo Generationen (wie bei uns zu Hause) unter einem Dach leben bleibt sowas nun mal nicht aus.


    Ein ganz großes Buch in dem ein wichtiges und unerträglich fürchterliches Thema in umfassender Weise aufgearbeitet, aber auch auf die kleinste persönliche Ebene heruntergebrochen wird. Absolut packend und vor Spannung strotzend, sodass man es gar nicht aus der Hand legen möchte, und hervorragend was Charakterzeichnung angeht. Apropos Zeichnung: Ja, die Bilder vermitteln alles was sie sollen absolut einwandfrei, selbst wenn sich ein Charakter, also ein Tier, als andere Rasse verkleidet wird das geschickt dargestellt und vor allem die Emotionen aller Beteiligten werden nachfühlbar transportiert. Dennoch hätte ich mir an vielen Stellen einen etwas höheren Detailgrad gewünscht. Sollte das ein kleiner Kritikpunkt sein, dann ist das aber auch der Einzige. Lesen!

    9,5-10/10

    VG, God_W.
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  4. #6979
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Beide Werke, Largo und Maus kann ich nur jedem empfehlen.
    Das mit dem Cover ist mir nicht klar, zumal ich noch eine Ehapa Version habe die ein schönes Cover aufweist. Etwas seltsam.

    Und @God_W. geht mir mit dem Krieg genauso.

  5. #6980
    451858164354
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Die vollständige Maus
    ...
    Ein ganz großes Buch in dem ein wichtiges und unerträglich fürchterliches Thema in umfassender Weise aufgearbeitet, aber auch auf die kleinste persönliche Ebene heruntergebrochen wird. Absolut packend und vor Spannung strotzend, sodass man es gar nicht aus der Hand legen möchte, und hervorragend was Charakterzeichnung angeht. Apropos Zeichnung: Ja, die Bilder vermitteln alles was sie sollen absolut einwandfrei, selbst wenn sich ein Charakter, also ein Tier, als andere Rasse verkleidet wird das geschickt dargestellt und vor allem die Emotionen aller Beteiligten werden nachfühlbar transportiert. Dennoch hätte ich mir an vielen Stellen einen etwas höheren Detailgrad gewünscht. Sollte das ein kleiner Kritikpunkt sein, dann ist das aber auch der Einzige. Lesen!

    9,5-10/10
    In Amerika wird die MAUS jetzt wohl in Schulen vom Lehrplan genommen und auch aus den Schulbibliotheken verbannt: Wegen unangemessener Sprache und der dargestellten Gewalt.

    Tja, KZs waren eben kein Ponyhof... wie soll man die Shoa ohne rüde Sprache und Gewalt denn darstellen, ohne das alles zu verharmlosen? Und das ausgerechnet in den USA, wo Gewalt allein durch die liberalen Waffengesetze doch zu den Umgangsformen gehört... Schiessen darfste, aber wehe, Du fluchst dabei!

    https://www.boersenblatt.net/news/ve...trichen-224539
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/c.../28019644.html
    https://www.fr.de/panorama/usa-holoc...-91267473.html

  6. #6981
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ja, die Diskussion hatte ich schon mitbekommen. Andererseits, bei denen war die immerhin auf dem Lehrplan! Hab ich in Deutschland noch nix von gehört.
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  7. #6982
    Mitglied Avatar von Hahlebopp
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    Aber wohl auch eher weil es ein Comic ist. Werner Holt oder Im Westen nichts Neues sind ja durchaus gängige Schullektüre.
    Oder werden heutzutage, inzwischen auch schon Comics an deutschen Schulen durchgenommen?

  8. #6983
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Genau diese Unterscheidung ist es ja die mich stört. Zunächst mal ist es ein Buch, ein literarisches Werk mit wichtiger Botschaft und Augenzeugenbericht eines Zeitzeugen. Ob das jetzt nur ein Prosa-Text oder ein Comic ist sollte keine Relevanz haben wie ich finde. Da sind wir einfach viel zu engstirnig. Sich jetzt über die Amis lustig zu machen, dass die das AUS dem Lehrplan nehmen (war ja wohl auch nur in einigen Staaten enthalten), obwohl wir es noch nicht mal geschafft haben so ein Werk HINEIN zu bringen ist schon ein wenig... naja...
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  9. #6984
    Premium-Benutzer Avatar von HerrHase
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    Zitat Zitat von Hahlebopp Beitrag anzeigen
    Aber wohl auch eher weil es ein Comic ist. Werner Holt oder Im Westen nichts Neues sind ja durchaus gängige Schullektüre.
    Oder werden heutzutage, inzwischen auch schon Comics an deutschen Schulen durchgenommen?
    Äh, wo lebst du denn? Bei mir schon in den 1980er Jahren (allerdings nicht einzelne Werke, sondern eher das Medium als solches: Genres, Erzählweisen, Strukturen usw.).

  10. #6985
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Bei mir in den 90ern nicht, weder Realschule noch Gymnasium. Ich schätze das hängt stark vom Lehrkörper ab.
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  11. #6986
    451858164354
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Sich jetzt über die Amis lustig zu machen, dass die das AUS dem Lehrplan nehmen (war ja wohl auch nur in einigen Staaten enthalten), obwohl wir es noch nicht mal geschafft haben so ein Werk HINEIN zu bringen ist schon ein wenig... naja...
    Lehrplan ist das eine, es aber auch aus Schulbibliotheken zu entfernen ist schon eine Form der Zensur.

  12. #6987
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ja das stimmt, da gebe ich Dir Recht.
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  13. #6988
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Conan "Der rote Priester"

    gelesen und schon wieder vergessen....

    Ich habe den Band letzten März gekauft und erst dieses WE gelesen. Vermutlich weil mir schon die letzten Bände nicht so gefallen haben, ist also mehr als ein Jahr zw Kauf und Lesen vergangen.

    Und leider hat mich das Conan Fieber wohl endgültig verlassen.

    Die Zeichnungen sind durchaus gelungen, das Szenario gut eingefangen und trotzdem war ich in 20 Minuten durch.
    Mich persönlich interessieren (derzeit?) diese Geschichten, wo jeder (schwarzer) Humor oder ein Funken "Herzlichkeit" fehlt, einfach nicht wirklich.
    Ich lehne jetzt Gewalt in Comics sicher nicht ab, aber wenn da nichts anderes hinzukommt, brauch ich das einfach momentan nicht.

    Als Bsp:
    1.) Searching Ramirez - Gewalt fast ohne Ende, aber viel schwarzer Humor und auch Herz
    2) Sweet Tooth (zuletzt gelesen) hat auch nicht wenig Gewalt, aber die Geschichte hat eben viel Herz.

    Der rote Priester ist sicher kein schlechtes Comic, aber halt nicht wirklich meins.

  14. #6989
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Wüstenskorpione 1 (Der lange Weg nach Siwa & Piccolo Chalet)



    Das kommt mir jetzt doppelt gut zupass, denn zum einen kann ich nach der äußerst intensiven Maus etwas leichtere Kost gut vertragen und außerdem passt der Band hervorragend in meinen kleinen Pratt-Run, den ich aktuell am Laufen habe. Ohne Die Wüstenskorpione im Vergleich zur Maus jetzt abwerten zu wollen, so ist es doch die etwas abenteuerliche Seite des Krieges, die Hugo Pratt hier herauskehrt, die Tragik und emotionale Tiefe von Herr Spiegelmanns Werk wird zu keinem Zeitpunkt erreicht, war aber sicher auch nicht das Ansinnen des Autors.

    Wie angekündigt bleiben wir im zweiten Weltkrieg, wechseln aber den Schauplatz, und zwar um mehrere tausend Kilometer. Statt in Amsterdam treffen wir die Wüstenskorpione, wie sollte es anders sein, inmitten der Wüste, und zwar irgendwo westlich von Cairo. Die „Wüstenskorpione“, das ist die L.R.D.G., die Long Range Desert Group, eine zusammengewürfelte Gruppe kerniger Haudegen, die unter britischer Flagge für allerlei Sondereinsätze herangezogen werden und sogar unter ihren Feinden große Achtung genießen. Eines dieser Raubeine ist Koïnsky, ein ehemaliger Kavallerist der polnischen Armee. Er ist, wie so oft bei Pratt, kein strahlender Held, aber doch ein Mann mit einem gewissen Verständnis für Gerechtigkeit, der Typ Mensch, der tut, was eben getan werden muss, auch wenn es mal unbequem wird. Seine Geschicke verfolgen wir, wenn wir den Skorpionen in die Wüste folgen.


    Die L.R.D.G. besticht nicht durch große Personalstärke. Kleine Einsatztrupps, die tarnen und täuschen, schnell zuschlagen und sich wieder zurückziehen. Mit dieser Taktik bekommen es die harten Kerle nach dem Überfall auf einen italienischen Posttransport auf ihrem „Langen weg nach Siwa“ mit verräterischen Beduinen und italienischer Luftwaffe zu tun. Feuergefechte, Verfolgungsjagden, sogar Zugüberfälle und das Entlarven von Spionen und Deserteuren steht auf dem Programm.

    „Piccolo Chalet“ startet in Khartum am Nil, wo sich schon Charleston Heston herumtrieb, allerdings zu ganz anderen Zeiten. Im Verlauf der Schatzjäger-Story wird so Einiges klar. Zum Beispiel, dass es sich in der Nähe von Leutnant Koïnsky recht schnell stirbt, dass es ungünstig ist, wenn man, seiner Kleidung entledigt, unter der prallen Wüstensonne an Pflöcke angebunden wird und, dass die Offiziersehre keinen Schutzschild gegen die Verlockungen des Goldes darstellt. Ein etwas tragisches und wehmütiges Ende, wie es Pratt‘scher Geschichten scheinbar öfter zu eigen ist, runden die Sache ab.


    Spannende Abenteuer mit abwechslungsreichen Charakteren vor einer meiner liebsten Kulissen, der Wüste. Das Artwork ist typisch Pratt und sehr gelungen, wie ich finde. Die Wüste bietet natürlich nicht gerade viel Abwechslung, aber die Charaktere sind stimmig, die Uniformen sogar recht aufwändig und vor allem der hohe Detailgrad der Fahr- und Flugzeuge hat mich positiv überrascht! Der nächste Band darf gerne kommen.

    7,5-8/10

    VG, God_W.
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  15. #6990
    Mitglied Avatar von Hahlebopp
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    Zitat Zitat von HerrHase Beitrag anzeigen
    Äh, wo lebst du denn? Bei mir schon in den 1980er Jahren (allerdings nicht einzelne Werke, sondern eher das Medium als solches: Genres, Erzählweisen, Strukturen usw.).
    Na das ist ja wieder was anderes. Ich meinte schon "einzelne Werke". Das Medium als solches hatte ich zwar auch nicht im Unterricht, aber ich hatte auch keinen Leistungskurs in Deutsch oder Kunst.
    Aber würde mich mal interessieren. War das hier bei Einigen anders, oder bei den Kindern/Enkeln? Und wenn ja, was wurden denn für Comics in der Schule gelesen?

  16. #6991
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    120 Rue de la Gare, Tardi, Malet, Edition Modern alt

    Ihr alle kennt die Geschichte, Nestor Burma klärt einen Fall auf den Tardi spektakulär gut als Comic umsetzt.

    Lese die beiden Alben immer wieder mal, sie sind unglaublich gut. Was mich jetzt etwas umtreibt ist die neue Version, also meine Übersetzung ist schon speziell wie ich finde, bin wirklich am Abwägen ob es sich lohnt.

    Wer den Comic noch nicht kennt, unbedingt kaufen.

  17. #6992
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Hab die neue Fassung auf der Liste, will aber erstmal Adele lesen, ob Tardi was für mich ist...
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  18. #6993
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Also Burma und Adele haben nicht wirklich was miteinander zu tun. So sehr ich Tardi mag, Adele ist mir etwas zu strange.

  19. #6994
    451858164354
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    Und dann gibts ja noch Tardis historische Arbeiten... wieder völlig anders.

    Wen die MAUS interessiert hat, für den ist thematisch vielleicht ja auch Tardis Trilogie zu Stalag IIIB was.

  20. #6995
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Da habt Ihr sicher beide Recht, aber Adele habe ich hier weil ich die Grundthematik interessant finde und mir der Film gut gefallen hat (und weil sie von S&L veröffentlicht wurde, das ist immer nochmal ein Pluspunkt). Wird deshalb mein erster Tardi, danach schau ich mal weiter.
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  21. #6996
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Die Wüste bietet natürlich nicht gerade viel Abwechslung, aber die Charaktere sind stimmig, die Uniformen sogar recht aufwändig und vor allem der hohe Detailgrad der Fahr- und Flugzeuge hat mich positiv überrascht!
    Die hat Pratt mWn nicht selbst gezeichnet. Für die technischen Maschinen hatte er in späteren Jahren einen Assistenten. Merkt man auch deutlich bei den späten Cortos.

  22. #6997
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ach, das kann sogar sein! Habe gerade im Vorwort von Band 2 den Satz "denen Guido Fuga sein zeichnerisches Können widmete" im Bezug auf Flugzeuge gelesen. Also wenn wirklich alle Gerätschaften bei den Wüstenskorpionen von anderen Zeichnern als Pratt stammen finde ich das schon ein bisschen unschön, dass das nirgends deutlich erwähnt wird. Aber gut, sowas ist bei berühmten Zeichnern/Autoren vermutlich Gang und Gäbe.
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  23. #6998
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Der dritte Band meiner einwöchigen Strecke zum zweiten Weltkrieg:


    Die Reise des Marcel Grob



    Marcel Grob wird im Alter von 83 Jahren als ehemaliges Mitglied der Waffen-SS entlarvt. Ihm wird vorgeworfen an der Verübung von Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein. Aus diesem Grund wird eine eingehende Untersuchung angestrengt, bevor der ehemalige Soldat von einem Tribunal abgeurteilt wird. Im Rahmen dieser Untersuchung verstrickt sich der Angeklagte schnell in Lügen und Ungereimtheiten, bevor er doch beschließt uns die Wahrheit über seine Vergangenheit zu berichten.

    So beginnt die Reise des Marcel Grob in seiner Heimat, im von Deutschland besetzten Elsass. Nach der Einberufung folgt die Grundausbildung, wo er schon Zeuge der Hinrichtung von Fahnenflüchtigen wird, aber mit dem Herrn Untersturmführer auch einen zukünftigen Freund und Gönner kennenlernt. Im Anschluss zieht seine Einheit nach Italien, wo die ersten grausigen Erfahrungen im Gefecht auf ihn warten und Herr Grob mit dem Massaker von Marzabotto schließlich in eines der vielen grausigen Kriegsverbrechen des zweiten Weltkrieges verwickelt wird.


    Wie die Reise für den Mann schließlich sogar über Dresden bis nach Stralsund und wieder zurück in den Elsass führt und, dass Marcel Grob am Ende die Kriegswirren trotz aller Wiedernisse überlebt, tja, das ist schon eine besondere Geschichte, die auch viel mit Glück und Fußball zu tun hat. Glück hatte der Mann auf alle Fälle deutlich mehr als die Menschen, die seiner Einheit zum Opfer fielen, ebenso wie deren Angehörige, die ihres Lebens vielleicht nie mehr froh wurden.

    Ja, das Ganze ist schon ein zweischneidiges Schwert. Glaubt man dem Mann jetzt, dass er in jungen Jahren quasi verschleppt wurde? Dass seiner Familie Gefahr gedroht hätte, wenn er sich nicht „freiwillig“ gemeldet hätte? Hat er tatsächlich nicht aktiv an den Gräueltaten seiner Einheit teilgenommen, sondern nur so getan, um nicht selbst erschossen zu werden und nur im äußersten Notfall getötet? Das ist doch aber auch die Geschichte, die ein jeder auftischen würde, wenn er seine Haut würde retten wollen. Vielleicht war der Mann zuerst ein Feigling, der dann zum blutrünstigen Sadisten wurde, vielleicht ist er aber auch wirklich ein weiteres, im Grunde unschuldiges Opfer des Krieges, dem keine andere Wahl blieb. Enorm schwierig und ich möchte sicher nicht der Haut einer Jury stecken, die darüber nach so langer Zeit ein Urteil fällen soll.


    Eine packende, treibend erzählte Geschichte, die man kaum aus der Hand legen mag. Mit den unterschiedlichen Zeichenstilen für die aktuellen Ereignisse und für die Schilderungen des Herrn Grob hervorragend umgesetzt. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass das Artwork viel zu schön ist, um solch schreckliche Ereignisse zu zeigen. An der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas zu glatt geraten, aber es ist ja die Erzählung des Marcel Grob. Was er uns da auftischt ist schwer zu beurteilen, doch durchweg fesselnd. Dafür ist der Anhang mit dem historischen Dossier von Christian Ingrao äußerst gelungen, bietet eine kleine Geschichtsstunde mit vielen Details, die mir bis dato unbekannt waren. Das Massaker von Marzabotto kannte ich zuvor auch noch nicht.

    8-8,5/10

    Ich glaube ich muss mal wieder Das Urteil von Nürnberg schauen.

    VG, God_W.
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  24. #6999
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    Raven II, Laufray, Carlsen

    Weiter geht es mit Raven und den Brüdern der Küste, unser tollpatschiger Pirat scheint plötzlich doch ein ausgekochtes Bürschchen zu sein denn in Band 2 geht es rasant her und Raven spielt gekonnt seinen Plan aus. Allerdings…, aber das möchte ich nicht verraten.

    Band 2 gibt mächtig Gas und die Action treibt erbarmungslos die etwas vorhersagbare Handlung voran. Aber ich will nicht zu kritisch sein, denn es gibt durchaus ein paar Wendungen und Laufray spielt mit gewissen Charakterzügen um uns dann doch zu überraschen.


    Etwas störend empfinde ich aber einige Logikfehler, so taucht aus dem Nichts der kleine Adelige auf nachdem eigentlich eine Verfolgung unmöglich wäre, die Comtesse reitet mir nichts dir nichts in den Dschungel und wie durch Zauberhand trifft sie Raven und ihren Bruder. Also das nimmt echt jede Dramatik und Spannung raus.



    Einen Laufray kauft man aber wegen der Kunst, und hier scheint er aufgewacht zu sein, war Band 1 eher schwach, also für Laufray Verhältnisse, ist er zurück und bietet großes Artwork mit doppelseitigen, bombastischen Paneln. Das rockt!

    Fazit, bin froh doch noch Band 2 gekauft zu haben, kein literarisches Meisterwerk aber satte Piratenaction mit grandiosen Zeichnungen.
    Geändert von dino1 (12.04.2022 um 17:53 Uhr)

  25. #7000
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    Band vier meiner WWII-Strecke gibt es als kleinen Nachtrag, weil ich gestern nicht zum Schreiben gekommen bin, meine Lektüre fesselte mich zu sehr.


    Wüstenskorpione 2 (Das Fort in Danakil & Dry Martini Parlor)



    Weiter geht der wilde und etwas absonderliche Wüstenritt des Leutnant Koïnsky. Nach einer mal wieder wundervoll stimmigen Einführung, welche die äußeren Umstände ins rechte Licht rückt und worin ich meine erfahren zu haben, dass Hugo Pratt die Fahr- und Flugzeuge in den „Wüstenskorpionen“, deren Detailgrad ich in meinen Zeilen zu Band eins so hoch gelobt hatte, gar nicht selbst zeichnete, sondern dies einem Guido Fuga überließ, starten wir mit der ersten von zwei enthaltenen Geschichten, „Das Fort in Danakil“.


    Zu Beginn der Story ist Koïnsky zusammen mit Leutnant Hassan Beni Muchtar und Leutnant Akavia in luftigen Höhen unterwegs nach Debra Marcos und Mariam zu einem Treffen mit Colonel Wingate und Kaiser Haile Selassie. Das gibt Pratt die Möglichkeit mit Mario Visintini ein italienisches Flieger-As eindrucksvoll in Szene zu setzen, der zwingt unsere Truppe nämlich zur Landung und so werden die Wüstenskorpione vorerst festgesetzt. Dass Frechheit häufig siegt erkennt man an der Dreistigkeit der abenteuerlichen Flucht, auf welche das Herzstück der Erzählung folgt, denn die nächste Etappe der Reise endet im italienisch geführten Fort in Danakil. Hier packt der Autor eine vorzügliche Charakterstudie aus, in welcher der Wahnsinn des Krieges überdeutlich wird. Künstlerisch und tragisch werden wir Zeuge der surrealen Zustände bei stets bedrohlicher Atmosphäre, dazu ein Spritzer Erotik und latente Homosexualität. Ein Meisterstück möchte ich behaupten.

    „Dry Martini Parlor“ stellt dann einen Bruch in der Reihe dar. Pratt wechselt von vierreihigen Seiten zu Dreireihern, fährt im Gegenzug den Detailgrad seiner Zeichnungen aber ein Stück weit zurück. Das macht das Ganze, abgesehen von den weiterhin toll aussehenden Gerätschaften, leider nicht gerade ansehnlicher. Die im Kern wehmütige Geschichte voller unerfüllter Sehnsüchte punktet dafür mit irrwitzigen Passagen, die die Actioneinlagen zu humoristischen Einlagen wandeln, in denen der Irrsinn des Kriegsgeschehens weiter auf die Spitze getrieben wird, bevor das Ende nach einem Blick auf die See und den Gedanken an eine wunderschöne Frau wieder nachdenklich stimmt.


    Ein hervorragender Fortgang der seltsamen Abenteuer des Leutnant Koïnsky, erzählerisch packt Herr Pratt im Vergleich zum Erstling noch eine gehörige Schippe drauf, für das etwas schwächere Artwork der zweiten, kürzeren Geschichte, gibt es allerdings wieder einen kleinen Abzug. Dennoch eine Steigerung zum sowieso schon starken ersten Band.

    8,5-9/10

    VG, God_W.
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

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