Also ich habe mir alle Filme, über die ich hin und wieder schreibe, tatsächlich bloß ausgedacht. Dankenswerterweise spielen die Kollegen hier mit.
Weil sie auch alle bloß ausgedacht sind.
Du willst Doch nicht etwa sagen, dass Deine filmhistorische Sozialisation ganz ohne Bud, Terence, Burt, Louis, Jean-Paul, Adriano, Zachi oder gar Til stattfand?
Hier mal spaßeshalber ein Überblick über die unfassbare Box-Office-Dominanz von Spencer/Hill in den 70er Jahren. Die hatten zwischen 1971 und 1982 tatsächlich in jedem Jahr bis zu drei Filme in den deutschen Top Ten:
1971: Die rechte und die linke Hand des Teufels
1972: Vier Fäuste für ein Halleluja, Freibeuter der Meere
1973: Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle, Mein Name ist Nobody, Auch die Engel essen Bohnen
1974: Zwei wie Pech und Schwefel, Sie nannten ihn Plattfuß
1975: Zwei Missionare, Nobody ist der Größte
1976: Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel
1977: Zwei außer Rand und Band
1978: Sie nannten ihn Mücke, Zwei sind nicht zu bremsen, Plattfuß in Afrika
1979: Das Krokodil und sein Nilpferd, Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen
1980: Der Supercop, Buddy haut den Lukas
1981: Zwei Asse trumpfen auf, Eine Faust geht nach Westen
1982: Der Bomber
Geändert von BobCramer (18.07.2023 um 11:46 Uhr)
Also ich habe mir alle Filme, über die ich hin und wieder schreibe, tatsächlich bloß ausgedacht. Dankenswerterweise spielen die Kollegen hier mit.
Weil sie auch alle bloß ausgedacht sind.
Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.
Wundere mich auch ein bisschen. Bin zwar durchaus mit Spencer/Hill-Filmen im TV aufgewachsen und auch mit "Brust oder Keule" und "Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe", könnte aber außer Godard und Truffaut keinen Regisseur nennen, der mit Belmondo gedreht hat. (Ah, doch, bei Resnais war er auch mal dabei. ) Ich glaube, das, was ich in meiner Kindheit vom französischen Gegenwartskino mitbekam, beschränkte sich auf de Funès und "La Boum". Und später, als ich anfing, mich ernsthaft für Filme zu interessieren, waren mir diese Art von B-Filmen, über die ihr hier diskutiert, schon zu anspruchslos.
Ich bin da reingerutscht, weil ein kleineres Kino in meiner Nähe immer sonntags morgens für 5 DM einen Film aus einer der in der Zeit populären Reihen brachte. Godzilla, Winnetou, Terence/Bud. Ich meine mich zu erinnern, dass letztere nicht meine Lieblinge waren, aber aus deiner Liste kann ich immerhin sagen, dass ich alle bis 1976 genannten durchaus mit Spaß mehrfach gesehen habe. Alle danach aber nur einmal und eher unamüsiert. So richtig Kult waren für mich aber die "Zwei Missionare" und ich kann heute beim besten Willen nicht mehr sagen, wieso. Der ist glaube ich sogar ganz gut, aber auf keinen Fall mit der Synchro. Nobody gehört für mich ja eher zu den Sergio Leone Filmen, obwohl der zweite sich alle Mühe gibt, mir nicht zu gefallen.
@HerrHase: Mit Belmondo habe ich echt auch gar nichts zu tun gehabt. Der Titelsong vom Profi war halt in den Charts und den habe ich auch rauf und runtergehört, den Film aber erst viel später gesehen. Der ist sehr gut! Aber "Abenteuer in Rio", der ja auf einem Tim und Struppi Drehbuch basiert und sogar äußerst gut ist, lief schon sehr früh regelmäßig im TV. Sonst habe ich sehr viel erst in den letzten Jahren entdeckt, als ich feststellte, dass das amerikanische Kino jetzt so weit heruntergekommen ist, dass ich es kaum mehr ertragen kann und ich mich auf meine europäisch ausgerichtete Oberstufenzeit zurück besann. Und da irgendwo, also durchaus somewhat kürzlich, sind mir die Gerard Oury Filme untergekommen und da kam es zu Belmondo und De Funes Filmen, die ich tatsächlich noch nie gesehen hatte. Aber auch Fellini, Godard, Truffeaut entdecke ich derzeit nach und nach wieder oder neu. Für's Wochenende habe ich mir die fantastische 230-Minuten-Version von "Die schöne Querulantin" schon mal bereitgelegt. Mit Jane Birkin, Michel Piccoli und anderen. Ein ganz großartiger Film von Jacques Rivette, wo Michel Piccolis Hände beim Malen von einem Comiczeichner dargestellt sind. Ich weiß nicht mehr von wem. (Okay, offenbar war es kein Comiczeichner. Sondern der Maler Bernard Dufour.)
Das ist jedenfalls der Ausweg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, mit der wir uns einer Verdummungsmaschinerie namens Hollywood ausgeliefert haben.
Geändert von Exphilosoph (18.07.2023 um 15:15 Uhr)
Trotz der berechtigten Kritik an den hier genannten filmischen Hervorbringungen muss man aber auch sagen: "Gutes Kino" besteht nicht bloß aus anspruchsvollen Filmen aus dem Godard/Truffaut-Kosmos, und gerade das französische Unterhaltungskino hat immer wieder originelle Unterhaltungsfilme hervorgebracht bzw. einen Katalog an Klassikern, bei dem sich Hollywood später ausgiebig bedient hat. Dass sich Spielberg von "Abenteuer in Rio" oder Michael Mann von den Melville-Filmen inspirieren ließ, ist ja kein Geheimins. Und die Stoffe von Drehbuchautor/Regisseur Francis Veber ("Der große Blonde", "Die Filzlaus", "Ein Käfig voller Narren") wurden fast alle von Hollywood zweitverwertet, man kann sogar sagen, dass er mit seinen Richard/Depardieu-Filmen das moderne Buddy-Movie erfunden hat.
Die Kritik richtet sich an die schematisierten, innovationslosen Star-Vehikel nach Sechma F, wie sie in Frankreich eben auch dutzendfach runtergekurbelt wurden, die nur dazu dienten, das Image von Leuten wie Belmondo oder de Funès auszuschlachten und die über Jahre hinweg die Kino-Charts dominierten, auch hier in Deutschland. Mit dieser schematisiertem Dutzendware, zu der eben auch die Spencer/Hill- oder Reynolds-Filme zählten, machten die Kinos unglaubliche Umsätze. Eine Situation, die man, wenn man so will, analog zu der heutigen sehen kann, wo mit innovationslosen Superheldenfilmen und ähnlichen Franchises irre viel Kohle gemacht wird.
Geändert von BobCramer (18.07.2023 um 17:28 Uhr)
Davon kenne ich noch keinen. Kannst du mir einen Richard/Depardieu-Film besonders ans Herz legen?
Nu ja, aber vorher verbraten sie irre viel Kohle. Ich meine gehört zu haben, dass die Rechnung nicht immer aufgegangen sein soll.
Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.
Doch doch, die habe ich alle auch brav gesehen und genossen. Das waren schliesslich echte Strassenfeger! Kaum noch Autos fuhren entlang, weil alle zuhause vor dem Fernseher sassen.
Die meisten kamen später in Form von DVDs oder BRs nochmals ins Haus.
Was ich meinte ist das, dass damals die Filme bestens unterhalten haben. Die ganze Familie schaute das und war megazufrieden. Auch heute noch werden diese Filme gerne angeschaut. Immer noch mit grossem Vergnügen!
Beste Unterhaltung! Da hat sich in den Jahren nichts verändert. Gut, einverstanden die Trick-Technik von anno dazumal ist heute klar veraltet. Ebenso sind manche Witze nicht mehr lustig wegen Gendersprache, Homosexuellen und Untermenschen dritter Klasse. (Damals gab es solche Diskussionen halt einfach nicht. Die Leute hatten noch echte Probleme zu bewältigen (uneheliches Kind, comiclesender Sohn oder eine aufmüpfige Teenagerin, welche nicht das unbequeme Sonntagskleid für den sonntäglichen Kirchenbesuch anziehen wollte).
Kurze Zusammenfassung: Damals waren die Filme echte 20:15 Uhr Fernsehmomente! Heute schaue ich (und meine Familie) sie immer noch gerne an. Sicher, mit einer grossen Portion Nostalgie ... aber immer noch mit grossem Vergnügen!
So hatte ich das gemeint.
Es gibt die beliebte Buddy-Film-Trilogie von Francis Veber: "Der Hornochse und sein Zugpferd" (1981), "Zwei irre Spaßvögel" (1983) und "Die Flüchtigen" (1986). Immer mit Depardieu als hartem Machotypen und Richard als hibbeligem Schwätzer, der Depardieu nervt. Persönlich finde ich "Die Flüchtigen" am besten, weil der Film ein stimmiges emotionales Element hat: Richard, verwitwet und bankrott, begeht bzw. vergeigt einen Bankraub, mit dem er sich die dringend benötigten finanziellen Mittel verschaffen wollte, um das Leben mit seiner traumatisierten kleinen Tochter zu finanzieren. In der Bank ist zufällig auch der gerade aus dem Knast entlassene Bankräuber Depardieu - der von den Bullen natürlich prompt als Urheber des Bankraubs identifiziert wird!
Geändert von BobCramer (18.07.2023 um 17:33 Uhr)
Bien sur. Wobei ich den von dir angeführten Melville irgendwie nicht mit Unterhaltungsfilm zusammenbekomme, dazu sind seine Filme doch viel zu lang...äh...wierig inszeniert. Für mich ist das schon relativ verkopftes Kunstkino. Dagegen ist das Meiste von Truffaut ja leichte Unterhaltung. Gibt natürlich ganz tolle französische Unterhaltungsfilme aus der Zeit wie z.B. "Die Abenteurer" mit Ventura und Delon, ich kenne da aber nur wenig.
Man sollte aber grundsätzlich verkopftes Kunstkino nicht links liegen lassen. Schon gar nicht französisches. Das gibt mir immer ein sehr erotisches Bauchgefühl. Mein Leben wäre insgesamt deutlich ärmer ohne. Es gibt natürlich da echte Grenzfälle. Deshalb sollte man sich da auskennen. Es gibt einen Rivette-Filom, der auf Arte lief, 12 Stunden lang. Da wälzen sich nur Franzosen auf dem Boden und malen sich an. Das war hart. Oder auch ganz schlimm "After Fall: Winter". Hui. Aber dafür gab's auch 'Element of Crime' von Lars von Trier und natürlich Stalker von Tarkovskij. Die Welt des verkopften Kunstkinos ist ein sehr vielfältiger und schöner Ort, wenn man weiß, wo man einen Bogen drum machen muss, bzw. wenn man unerschrocken bleibt, wenn man mal den Falschen erwischt. Unerschrocken, das ist eh mein Lieblingswort in der Kunst.
And now for something completely different:
Wie gut, dass ich Lethal Weapon 4 zuerst geguckt hab. Der dritte ist viel besser. Auch immer am Rande des Sozialverträglichen wandelnd, aber im Humor einfach noch total treffsicher und unglaublich komisch. "Schnapp dir die Katze." ist einfach ein obergeiler, unvergesslicher Meilenstein der Filmgeschichte.
Also Melville war so eine Art Grenzgänger zwischen Kunst- und Kommerzkino. Einerseits hat er einen sehr pronocierten filmischen Stil entwickelt, andererseits hat er Genrefilme gedreht, mit denen er beim Publikum gut ankommen wollte. Er sah sich wohl immer so ein bißchen als Konkurrent von Henri Verneuil. Als Henri mit "Der Clan der Sizilianer" einen Riesenerfolg hatte, hat Jean-Pierre sofort mit "Vier im roten Kreis" nachgelegt - und war ebenfalls sehr erfolgreich.
Melville hat ja auch behauptet, es gebe drei bedeutende französische Regisseure. Oury, Verneul und ihn.
Na ja.
Diesen Bankraubfilm mit Richard und Depardieu habe ich mal spät abends im Fernsehen gesehen (meine ich) und fand den so übel nicht.
Richard alleine fand ich immer anstrengend. Da half auch der Rückenausschnitt von Mireille Darc nicht.
Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.
Melville hat stilistisch erhebliche Ähnlichkeit mit Robert Bresson, aber viele der Franzosen hatten eine Affinität zum US-Genrekino, speziell zum Film Noir. Truffaut und Godard anfangs ja auch.
In "Der große Blonde" war er schon lustig und typgerecht besetzt, aber in anderen Filmen konnte er anstrengend sein, das stimmt. Über diese Art Humor ist die Zeit ein bißchen hinweggegangen. Aber es gibt, finde ich, so wenige Schauspieler, die wirklich lustig sind, dass ich schon froh bin, wenn es einer zumindest in einem Film ist. Ich glaube, die Schauspieler, die ich lustig finde, kann ich an zwei Händen aufzählen, und fast alle sind tot.
Wie dem auch sei, Mireilles Rückenausschnitt ist natürlich auch nicht ohne!
Geändert von BobCramer (19.07.2023 um 00:36 Uhr)
Einer meiner Lieblingsfilme! Tolle Story, hervorragende Schauspieler und einen entzückenden Rücken!
Was will man mehr?
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
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Auf jeden Fall. Das war ein äußerst bewusstseinserweiternder Anblick für mich.
Der große Blonde ist schon toll. Die Flughafenszene (Wen nehmen wir?) ist unglaublich faszinierend in ihrer Art uns mitdenken zu lassen und die ganze Story in ihrer turbulenten Einfachheit mit ihren vielen ganz tollen Einzelszenen kann man eigentlich nicht guten Gewissens schlecht reden.
Ich gehe allerdings fest davon aus, dass der Anblick von Barbie NOCH bewusstseinserweiternder sein wird!
Ja, die Flughafenszene ist der Hammer. Der ganze Film ist eine äußerst clevere Agentenfilmparodie, in der die Genreklischees gnadenlos durch den Kakao gezogen werden. Schon dass der Geigenkasten diesmal wirklich nur eine Geige enthält und keine MP, ist stark. Dazu die irrwitzigen Abhörszenen mit dem "Hengst" und eine Spitzenbesetzung mit Ikonen wie Jean Rochefort und dem genialen Bernard Blier. Außerdem ist der Film ein Synchron-Klassiker von unserem vielgescholtenen Rainer Brandt, mit Spitzenleistungen von Sprecherlegenden wie Wüstenhagen, Schult, Blumhagen, Martienzen oder Renate Danz als "Paulette".
Leider hat dann schon die Fortsetzung überhaupt nicht mehr funktioniert, und das, obwohl dieselben Leute beteiligt waren.
Ich stimme dir in allen Punkten zu. Obwohl ich die Fortsetzung dennoch anschaubar finde und - ähnlich wie Fantomas 3 - auch meistens dann nochmal mit dem ersten mitgucke, wenn nicht gerade dringendere Schauware auf dem coffee table liegt.
Zumal der dritte Fantomas den Vorteil hat, dass die Verfolgungsjagd in der Mitte des Films stattfindet.
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