In Frankreich im Januar 2023:
Duke, Band 7 : Ce monde n'est pas le mien — Éditions Le Lombard
Die Türme von Bos-Maury – Der Mann mit der Axt (Band 9b) & Die Türme von Bos-Maury – Integral 3 (Teil 2 von 2) (Hermann)
Über ein viertel Jahrhundert später, nachdem die ursprüngliche, zehnbändige Storyline abgeschlossen war, hat sich Hermann Huppen nochmal dazu hinreißen lassen ein Abenteuer des Herrn Aymar von Bos-Maury zu schreiben und zu zeichnen. Es ist nicht so, als hätte er zwischenzeitlich nicht noch mehr Bände verfasst, nach dem vorläufigen Abschluss der Reihe 1994 folgten von 1998 bis 2012 doch fünf weitere Alben, doch die Ausgaben elf bis 15 beschäftigten sich wohl eher mit Randfiguren aus der Reihe, oder Vorfahren von Sir Aymar.
2021 jedoch erschien mit „Der Mann mit der Axt“ ein spätes Album, welches sind nahtlos in die Hauptgeschichte einfügt, zumindest erzählerisch. Optisch nicht so wirklich, denn Hermanns Stil hat sich über die Jahre doch deutlich verändert, und nicht unbedingt zum Besseren muss ich leider sagen. Hatte ich zuvor schon öfter mal Probleme mit seinen Gesichtern, so ist das hier noch etwas schlimmer geworden und auch beim Drumherum ist der gute Mann mittlerweile weniger Detailverliebt und fleißig. Schleicht sich da etwa eine gewisse Schludrigkeit oder Faulheit ein? Die Aquarellhintergründe lassen es vermuten. Sei es drum, ganz schlecht sieht es nicht aus, nur eben nicht mehr meisterhaft und doch deutlich anders wie der Rest der Reihe.
Die Geschichte führt Herrn Aymar nach seiner Rückkehr aus dem Morgenland schon sehr nach an sein Ziel, die heimatlichen Türme von Bos-Maury heran, sprichwörtlich in Sichtweite muss er verharren, während er sich überlegt, wie er sein rechtmäßiges Erbe zurückerobern will. In die Quere kommt ihm dabei der sadistische „Mann mit der Axt“. Eine packende, brutale und von Ungerechtigkeit durchzogene Geschichte über ein gequältes Volk, welches es lange Zeit nicht wagt sich gegen das Joch der Unterdrückung aufzulehnen.
Nach einem hochspannenden, aber auch bitteren Finale, welches nicht für jeden ein Happy End bereithält, geht es zurück zum dritten Integral-Band und dem letzten dort enthaltenen Album „Oliver“. Weshalb diese letzte Etappe nicht nach dem Ritter von Bos-Maury, sondern seinem Knappen benannt ist liegt auf der Hand, denn die meiste Zeit über folgen wir ihm und erleben die hochdramatischen Geschehnisse aus seiner Sichtweise. Treue und Verrat, Hoffnung und Verzweiflung, Tod und Wiedergeburt. All das bietet uns Hermann Huppen in grandiosen Bildern, vor allem im Vergleich zum Vorgängerband, und führt sein Mittelalter-Epos mit einem Wechselspiel aus archaischer Wucht und leisen, aber hochemotionalen Tönen zu einem würdigen Abschluss, Kloß im Hals inklusive. Ein passendes Ende einer beeindruckenden Reise, auch wenn man sich vielleicht einen anderen Ausgang gewünscht hätte.
8,5-9/10
Ja, auch für mich sind die Türme von Bos-Maury ein Ausnahmewerk und wie es Hermann gelang nach so langer Zeit einen weiteren Band erzählerisch absolut schlüssig mit einzuschieben fand ich auch beeindruckend. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass ich den Band 9b mit reingenommen habe. Dennoch hat die groß angelegte und am Ende dichter Verwobene Geschichte der „7 Leben des Falken“ (Gesamtausgabe bei Splitter) bei mir die Nase insgesamt knapp vorn.
VG, God_W.
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Duke, Band 7 : Ce monde n'est pas le mien — Éditions Le Lombard
Oh, schön dass es mit Duke weiter geht.
Nach dem Lesen der Rezension von God_W. überfiel mich die Lust die alten Alben hervor zu nehmen und nochmals zu lesen.
Herrliche Geschichten!
@god W
[QUOTE][/Schleicht sich da etwa eine gewisse Schludrigkeit oder Faulheit ein?]
Ich muß hier mal eine Lanze für Hermann brechen.
Als er die Türme von Bos Maury zeichnete war der Mann um die 50 Jahre alt, bei Band 9b bereits über 80!
Villeicht liegt es einfach daran, daß Hände und Augen nicht mehr so gut sind?
Ich bin jedenfalls über jeden neuen Hermann erfreut.
Immerhin hat er im Laufe seiner Karriere über 112 Alben gezeichnet und ist immer noch aktiv
Ich kenne nicht viele Zeichner, die einen ähnlichen Output auf diesem Niveau haben.
Tibet (Rick Master, Chick Bill und die 3 A)
Graton (Michel Vaillant, Julie Wood, Die Labours)
haben jeweils fast die gesamte Karriere mit Assistenten gearbeitet.
Allerdings hätte Hermann einen guten Szenaristen nötig gehabt.
Und für Deutschland einen engagierteren Verleger ( Ausnahmen Andy Morgan und Comache, da ist alles tiptop)
Nur meine Meinung
Jeder von uns muss sich an der Qualität seiner aktuellen Arbeit messen lassen. Es bringt doch nichts, auf die Verdienste der Vergangenheit zu verweisen.
Hermanns Zeichnungen sind schon seit Jahren nicht mehr auf dem Niveau von früher, was angesichts seines Alters nicht weiter verwundert. Er kann natürlich tun und lassen, was er will, und weiterzeichnen, bis er 100 ist. Ich als alter Hermann-Fan will mir diese Hervorbringungen aber weder kaufen noch ansehen. Ist ein bißchen wie bei Ronaldo. Der will auch über seinen Zenit hinaus unbedingt weiter Fußball spielen, aber er bringt nicht mehr die absolute Top-Leistung und steht deshalb in der Kritik.
Als alter Hermann-Fan habe ich vor einer knappen Minute das Album 9b Der Mann mit der Axt als Ergänzungsband in der einmaligen und unvergleichlichen Reihe Die Türme von Bos-Maury bestellt (siehe Beitrag #326).
Selbst wenn die Zeichnungen nicht mehr an frühere Zeiten heranreichen, so freue ich mich schon jetzt auf das Lesen.
@BobCramer
Ich bezog mich auf die "Vorwürfe" Hermann sei schludrig, bzw. Faul.
Wer Faul ist zecihnet sicher keine 112 Alben.
Das Hermann nicht mehr so gut zeichnen kann wie am Anfang seiner Karriereist natürlich so, deshalb mein Hinweis auf sein Alter.
Mir ist trotzdem ein neuen Hermann Album immer noch lieber, als vieles was derzeit so auf den Markt kommt und aussieht wie eine Mischung auf Computerspiel-Grafik, Manga und Superhelden.
Ich weiss: Ich bin nicht mehr die Zielgruppe
Ich bin jetzt nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit und habe keineswegs den Überblick über die Comic-Produktion von heute, aber mir gefällt der aktuelle, irgendwie aseptisch-glatte Comic-Stil häufig auch nicht. Aber deshalb werde mir trotzdem keine aktuellen Hermann-Alben mehr kaufen. Ich greife lieber auf Meisterwerke wie "Roter Himmel über Laramie" oder "Durch die Flammenhölle von Caranoa" zurück...
Klar, ich weiß, aber ich habe nun mal ein Faible für knallige, campige, trashige alte Koralle-Titel wie "23.000 Kilometer durch die Hölle", "Seuchenalarm im All", "Heiße Öfen - rauhe Sitten!", "Im Bann der teuflischen Strahlen", "Heißes Pflaster Izimir", "1984 - Die Erde ertrinkt" oder "Dicke Luft in Dalton City"! :-) "Durch die Flammenhölle von Caranoa" ist für mich "gefühlt" seit jeher der richtige Titel dieser Geschichte. Zusammen mit "Der Mann mit dem Silberstern" ist das Album auch der legendäre Höhepunkt der Comic-Box-Reihe. Diese Zeichnungen haben einen echt aus den Socken gehauen. Tatsächlich lese ich dieses Album seit jeher auch fast nur als Comic-Box.
Ich stimme dir ohne jegliche nostalgische Prägung in dieser Hinsicht zu, dass "Flammenhölle von Caranoa" ein viel besserer Titel ist als "Glutofen der Verdammten". Bei letzterem würde ich ohne Kenntnis der Geschichte eher denken, es ginge um einen kaputten Herd.
ich wünsche mir die spanisch - südamerikanischen Meister wieder im Programm und nicht Hermann der zuviel Wasser in die Wasserfarben mischt damit er schneller das Blatt verschwommen hat.
Glücklicherweise leben wir in einer modernen Zeit mit einer aufgeschlossenen Gesellschaft. Daher darf ein jeder kaufen, was ihm Spass macht. Im Umkehrsinn bedeutet das, dass ein jeder auch das gegebene Recht hat einen Comic zu ignorieren, falls ihm der nicht zusagen sollte.
Ich habe fertig.
Ich wünsche allen eine geruhsame Weihnachtszeit.
Ich bin 58 Jahre alt und immer noch ein treuer Fan von Hermann. Ja, die Qualität seiner Zeichnungen hat bei den TÜRMEN und JEREMIAH deutlich nachgelassen. Seltsamerweise kann ich das bei DUKE kaum feststellen. Ich glaube, dass ihm diese Serie einfach mehr Spaß macht / gemacht hat.
w
Ich möchte den alten Jungen Hermann, sein Stil zumindest.
Hat er aber für sich gut gemacht, über Top Qualität und höchste Zeichenkunst einen enormen Fankreis aufgebaut der für immer und ewig noch beim einfachsten Aquarell getupfte verzückt ist, Hauptsache seine Signatur ist noch zu erkennen. Irgendwann kippt er das Wasserfarben Glas bloß noch um und es wird ein „Hurra die Gams!“
Nein Spaß beiseite, Hermann ist und bleibt einer der Grössten und den Duke finde ich auch ok was nicht wichtig ist meine Person aber sage ich anständigerweise.
Zum Glück hast Du das "Vorwürfe" in Anführungszeichen gesetzt, denn mein Satz war nicht ohne Grund mit einem Fragezeichen ausgestattet. Das sollte ganz bewusst kein böswilliger Vorwurf sein, aber auf die meines Erachtens deutlich geringere Qualität der Zeichnungen, im Vergleich zu den früheren Bänden der gleichen Reihe, wollte ich in meiner Rezi doch hinweisen, denn das gehört schon dazu, wie ich finde. "Faul" muss auch nicht unbedingt auf die Menge an Output gemünzt sein, aber ich denke man sieht es schon, ob ein Künstler nochmal extra Zeit und Muße investiert, um weitere Details in einem Panel unterzubringen, oder sich denkt "ach komm, lass gut sein, auf zum Nächsten". Das mag sicherlich mit dem Alter, den Augen und den dadurch schwindenden Fähigkeiten zusammenhängen, denn früher fiel ihm vieles sicher leichter, aber der Fakt des schwächeren Artworks bleibt dennoch bestehen. Insgesamt hat mir der Band aber trotzdem sehr gut gefallen, wie meine Wertung beweist, und ein Angriff gegen Hermann und seine Kunst oder Arbeit sollte das natürlich keinesfalls sein.
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Mir persönlich haben die Zeichnungen nicht mehr gefallen, seit dem er in Coleur direct arbeitet.
Was ist das? Ich kenn mich da nicht aus...
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Couleur direct bedeutet: die Farbe wird direkt
auf die Tuschezeichnung* aufgetragen. Es entsteht
also eine komplett fertige Illustration auf einem Papier.
Zuvor jedoch hatte Hermann ca. 30 Jahre lang
die Tusche auf fester Kartonage - und getrennt davon
später die Farbe auf Kolorierungspapier - aufgetragen!**
Hier entsteht das fertige Bild erst bei der Kombination
der beiden einzelnen lllus im Druck.
* oder Bleistiftzeichnung
** bzw. oft auftragen lassen
Ah, verstehe. für die Erläuterung!
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