Erstmal: Eine "absolute Objektivität" kann es nicht geben, schon gar nicht bei Biographien. Schon der Umstand, worauf der Autor den Blick richtet, ist eine getroffene Entscheidung, und nicht "die" Objektivität. In alle Entscheidungen gehen aber Werturteile und Sinnhaftigkeitskriterien ein. Eine ausgewogene Biographie ist deswegen nicht automatisch gut. Ich sehe den Zwiespalt des Autors durchaus. Einerseits wollte er sich gegenüber den Kauka-Erben, die ihm Rede und Antwort standen, nicht undankbar erweisen, indem er Kauka "verreißt" bzw. seinen negativen Zügen mehr Gewicht gibt. Andererseits musste er sich davor hüten, kritische Leser mit einem einseitigen Lobpreis zu verärgern. Das Ergebnis freilich könnte sein: weder Fisch noch Fleisch. Oder: Vor lauter Faktenflut keine (Lebens)Geschichte. Meine Frage an das Buch wird sein: Gelingt es dem Autor, uns den Menschen (!) Kauka näherzubringen? Das geht nicht mit Ereignislisten.
Was die falschen Namen betrifft, so ist eine solche Biographie für die Ewigkeit geschrieben, und Leser in 100 Jahren werden Dupuis nicht mehr kennen. So erwartet man sich zurecht, z. B. in einer Goethe-Biographie von 1877 alle Namen korrekt vorzufinden. Weitere Recherchen, etwa nach Orten, Straßen, anderen Autoren werden sonst unnötig erschwert, im schlimmsten Fall führen sie auf falsche Pfade, die man nicht als falsch erkennt.
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