Ein Beispiel zur Kunst-Journalismus-Gemengelage: Das Tagebuch der Anne Frank
Deren Veröffentlichung (Nicht das Schreiben! Und auch egal, ob bearbeitet oder unbearbeitet.) in ihrer Darstellung einer realen Lebenswelt ist eigentlich Journalismus (oder meinetwegen auch Sachbuch), der aber seine Wirkung gerade für Jüngere erst als Literatur entfaltet.
Umgekehrt dann zB die Fake-Reportagen eines Relotius im Spiegel. Die waren gar nicht mal schlechte Literatur, die Journalismus sein sollte.
Während die Tagebücher den Schreckensterror des Nationalsozialismus ganzen Generationen personalisiert veranschaulicht haben, haben die Relotius-Reportagen eine Fehlentwicklung des Journalismus aufgezeigt und auch teilweise korrigiert. Beide sind in ihrer Schnittmenge aus Journalismus und Literatur daher wirkungsmächtig.
Im Kleinen sind übrigens viele erfolgreiche Formate von der klassischen Reisereportage bis zur modernen Truecrime-Story Mischformen aus Literatur und Journalismus.
Und die Kunst ... von der sagt man nicht umsonst das sie im Auge des Betrachters liegt.
Geändert von Mr.Hyde (08.07.2021 um 23:52 Uhr)
Nun gibt, bzw. gab es ja auch, schon einige Jahrzehnte her, die Weiterentwicklung des Comics vom vereinfachten Kindercomic hin zu einer erwachsenen Form, in der durchaus komplexere Geschichten erzählt werden, weg von einfachen Stereotypen und Chiffren. Als Beispiel sei hier mal „die Zehn Gebote“ genannt, eine Reise zurück in die Zeit, die einiges an Konzentration abverlangt, um die letztendliche Auflösung der Geschichte im allerletzten Band überhaupt begreifen zu können. Die Nachfolgeserie „Das Erbe“ setzt dann nochmal einen drauf. Eine großartige Konzeption, die in Romanform so nie funktioniert hätte, weil die Reihe wahrscheinlich viel zu lang geworden wäre, um den gleichen Inhalt abzubilden.
Zum Thema vorgefertigte Bilderwelten: natürlich nimmt der Comic genau diesen Aspekt des Romans weg, kann aber da, wo der Roman ellenlange Detailbeschreibungen braucht, die ich mir mittlerweile angewöhnt habe zu überfliegen, weil das Geschriebene in meinem Kopf ohnehin zu keinem schlüssigen Bild führt, sich direkt auf die Geschichte konzentrieren. Gerade da, wo man sich außerhalb des Vorstellbaren befindet, kann der Comic problemlos seine Geschichte erzählen. Beispiel Leo: geradezu unvorstellbar, dass ein Roman es schaffen sollte, solch fremdartige Welten zu erschaffen, ohne in seitenlangen Beschreibungen auszuarten und die eigentliche Geschichte völlig aus den Augen zu verlieren.
Leider ist der Weg umgekehrt. Der Kindercomic hat sich aus der erwachsenen, komplexen und vor allem künstlerischen Form entwickelt die Comics einmal waren. Lyonel Feininger, George Herriman, Winsor McKay, Frank King, Cliff Sterrett, später dann Realisten wie Milton Caniff, Alex Raymond oder Hal Foster. Und das sind nur die bekanntesten Namen.
Dieses Niveau hat der Comic nie wieder erreicht. Schon gar nicht mit Leo oder den 10 Geboten.
Buchtip dazu:
Pioniere des Comic: Eine andere Avantgarde (Klassische Moderne) : Alexander Braun, Max Hollein, David Currier, Thomas Scheibitz: Amazon.de: Bücher
Für den Preis ein echtes Schnäppchen! Und für die Haptiker...ja, ist Hardcover.
Geändert von Mr.Hyde (09.07.2021 um 09:36 Uhr)
Der klassische Roman ist ja auch nicht im letzten Jahrhundert stehen geblieben. So der Comic auch nicht, zum Glück. Die Entwicklung geht mit der Zeit und entspricht immer dem gegewärtigen Zeitgeist. Das hat nichts mit Niveau zu tun. "Niveau" ist ohnehin ein recht elitärer Begriff, denn was definiert das "Niveau"?
Aus heutiger Sicht sind die von Dir genannten Autoren doch gar nicht mehr lesbar, weil nicht mehr Zeitgemäß und erzähltechnisch eben letztes bis vorletztes Jahrhundert.
Werft allen intellektuellen Ballast über Bord. Lest Illustrierte Klassiker. Das bügelt die Falten im Gehirn. Ich weiß, wovon Ich rede.
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
Dieser Beitrag wird sich in wenigen Sekunden selbst löschen.
Ja. Das stimmt. Einige Bücher hab Ich schon gelesen. Immerhin.
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
Dieser Beitrag wird sich in wenigen Sekunden selbst löschen.
@Mr.Hyde
Bei deinen Posts weiß ich nicht ob du was genascht hast , aber deinen Buchtip habe ich bestellt. Danke.
Hab ich doch am Anfang.
Das ist hier aber auch grausam zu lesen. Zwei Genossen (Du und Mr.Hyde), die absolut keine Ahnung von Literatur haben, unterhalten sich so als hätten sie was Sinnvolles zum Thema beizutragen. Oder mal Hand aufs Herz, was hast Du
schon an Romanen gelesen. Ich gehe mal davon aus, dass das nicht über Karl May, Jules Verne und Pinocchio hinausgeht.
Da hast du Recht und Unrecht zugleich. 50 Seiten Little Nemo oder Krazy Kat sind nicht so leicht runter zu lesen wie 50 Seiten Herge oder Pratt. Die meisten modernen Comicleser werden nach 5 Seiten überfordert sein. Aber nicht weil diese Comics nicht zeitgemäß oder veraltet sind, sondern weil sie sich der später entwickelten simplifizierten Formensprache und den sich daraus gebildeten Lesegewohnheiten nicht unterwerfen. Aber das spricht gerade für sie.
Geändert von Mr.Hyde (09.07.2021 um 19:14 Uhr)
Was liest du denn so, Mio?
Aus meiner un-fachmännischen Sicht würde ich ganz plakativ einfach mal sagen: Comics sind leichter zugänglich als Bücher (weil sie weniger Text haben, aber dafür viele hübsche, bunte Bildchen ) und Filme/Videos sind widerum zugänglicher als Comics (weil sie "noch" weniger Text haben). Auf der anderen Seite jedoch verhält es sich genau umgekehrt, was die inhaltliche (Detail-) Tiefe betrifft. Im Vergleich zum Buch ist der Film immer nur die geraffte, gekürzte Version, man sieht immer nur einen gröberen Teil-Ausschnitt. Und das Comic liegt halt wieder irgendwo dazwischen, also zwischen Buch und Film.
So zumindest die Regel, von der es natürlich auch Ausnahmen gibt.
Und was schlechter ist oder besser, ist dann letztlich eine sehr subjektive Frage. Je nachdem: Möchte ich als Leser/Zuschauer unterhalten werden? Oder möchte ich intensiv gefordert werden, angeregt zum nach- und mitdenken?
Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. Es werden ja doch sehr verschiedene Sinneseindrücke bedient. Ein Buch lebt allein von seinen Worten und findet praktisch nur im Denken bzw. in der Erinnerung des Lesers statt. Comics/Fotos/Bilder widerum haben eine zusätzliche, unterstützende visuelle Komponente, und Filme dann nochmal eine zusätzliche Audio-Komponente. (Und Musik hat nur die - äh - Musik.)
Ist dann also wohl auch eine Frage, wie empfänglich man selbst für bestimmte Sinneseindrücke ist ... oder wie unempfänglich.
Geändert von Hahlebopp (09.07.2021 um 22:05 Uhr)
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
Dieser Beitrag wird sich in wenigen Sekunden selbst löschen.
Wollte auch was Längeres zum Thema schreiben, aber das hätte sich zu 99% mit Hahlebopps Eintrag gedeckt. Comics haben ihre Berechtigung, genau wie Bücher. Das eine spricht mehr die Sinne an, das andere mehr Phantasie und Vorstellungskraft.Und beides wird es immer geben denke ich. Ich hoffe auch, dass das noch lange auch physisch der Fall sein wird. Beim Genußlesen will ich einfach etwas in der Hand haben.
Gilt nur für Ami-Kram
Das Splash-Netzwerk: Splashp@ges
- Splashbooks
- Splashcomics
- Splashgames
Unsere Kooperationspartner: Sammlerecke - Chinabooks - Salleck Publications - Splitter - Cross Cult - Paninicomics - Die Neunte Comicsalon Erlangen Lustige Taschenbücher |
Lesezeichen