Wie Takaya Kagami in einem Nachwort bereits sagt, konnte der Fokus dieser LN-Reihe nicht im Spannungaufbau der Haupthandlung liegen, da die bereits bekannt ist. Im Vergleich zur Mangareihe wird also stärker auf die Charaktere eingegangen und diese sehr gut ausgebaut, auch wenn auf moderne Tricks wie Perspektivenwechsel verzichtet wird. Gleichzeitig führt die eher traditionelle (Anders als SAO z.B.) Erzählweise dazu, dass die Motive aller Personen außer Guren undurchsichtig bleiben, wie es ja sein soll.
Die Punkte, in denen die Romane glänzen, sind also die Charakterinteraktionen. Ganz vorne dabei (und das habe ich schonmal gesagt) steht dabei Gurens Beziehung zu seinem Vater Sakae. Dank übernatürlicher Regenerationskräfte und Gurens Entscheidung, seine Freunde wiederzubeleben, sowie Mahirus weiteres Leben als Dämon in Gurens Schwert ist das der einzige sympahtische, mit Namen versehene Charakter, der im Laufe der Reihe permanent stirbt. Zwar übernimmt er dabei die oft vorkommene dramaturgische Rolle des Handlungskatalysten, dessen Tod für Guren gleichzeitig eine Motivation zum Handeln bietet, die Ernsthaftigkeit der Lage konkretisiert und gleichzeitig zum generellen Gefühl der Hoffnungslosigkeit beiträgt, aber dennoch bieten seine Gespräche mit Guren dringend benötigte Ruhepausen in der Geschichte, selbst in den schlimmsten Situationen. Besonders rührend war dabei, dass diese Beziehung teilweise autobiographisch ist - beneidenswert! (
You say I wanted you to be proud of me / I always wanted that myself...)
Mit seinem Tod werden diese Funktionen von Gurens Freunden übernommen - das Motiv des Erwachsenwerdens, wie man es kennt, nur Action-Shounen-mäßig überspitzt, klar. Mito, Goshi, Shigure und Sayuri sind dabei auf eher wenige Charaktermerkmale beschränkt und übernehmen in verschiedenen Formen die Rolle des comic reliefs - zu 1-zu-1-Gesprächen kommt es nur kurz mit Mito, auch wenn ich gut fand, wie ihre Gefühle umgesetzt wurden. (Vielleicht kommt sie noch mit Goshi zusammen? Die beiden würden ganz gut zueinander passen, finde ich~) Shinyas Rolle geht noch etwas tiefer mit wesentlich mehr und ernsteren Einzelgesprächen mit Guren, manchmal mit, manchmal ohne vorgespielte Albernheit.
Dazu passen Gurens Monologe, warum er weiterkämpft, in die er seine Freunde nach und nach mehr einbezieht. Auch das ist natürlich nichts Neues im Action-Shounen-Bereich, aber die Lösung war hier doch ambivalenter als in manch anderen Werken - während der Punkt "Ich kämpfe für meine Freunde/mit der Kraft der Freundschaft!" oft das (für die Zuschauer offensichtliche) Endergebnis ist, reicht diese Einstellung hier nicht aus, wenn nicht mal klar ist, gegen wen man nun kämpfen soll und wie. Statt der aktiven Verteidigung von Freundschaft durch Kampf wird fast schon eine passive Bewahrung als Ideal hervorgehoben. Geradezu zynisch, aber irgendwie auch wieder optimistisch. (Gerade Shinya ist es, der Gurens neuen Lebenssinn zusammenfasst - einmal im letzten Kampf gegen Mahiru und einmal im Sterben liegend)
Ganz genauso wird auch Mahiru erst als Gegenpol zu Gurens Reise dargestellt. Man soll als Leser denken: Aha, so würde Guren enden, wenn er seinem Dämon nachgibt und auf seine Freunde pfeift, gleichzeitig aber totale Freiheit erlangt. Erst in den späteren Bänden wird klar, dass wahre Freiheit nicht möglich ist, dass es immer Menschen gibt, von denen man entweder abhängig ist (
Oh, little sister, I hope you'll forgive me one day...) oder die einen, egal was man unternimmt, kontrollieren können. (Saito und Tenri)
Ganz allgemein kann man sagen, dass so einige Sachen erst Schwarz-Weiß dargestellt werden und dann im Laufe der Geschichte moralisch verwaschen werden - das gefällt mir immer!
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