Wird Mosaik eigentlich in den östlichen Bundesländern heute auch von Kindern gekauft, die nach der Wiedervereinigung geboren wurden? Wie hoch ist deren Anteil an den Lesern?
Will sagen: ist Mosaik auch für die so ein Identidingsbums?
Horatio
Mit Identität hat das meiner Meinung nach nichts mehr zu tun. Es ist aber so, dass vile Eltern ihre Leidenschaft an die Kinder weitergegeben haben. Als Lehrer bin ich immer erstaunt, wie viele Schüler mir sagen, dass sie ein Abo haben und lesen. Ist bei meinem Sohn nicht anders, er ist jetzt 23.
Stünde die Identitätswahrung oder -stiftung - also Identidingsbums im Vordergrund, dann gäbe es auch noch Atze und Frösi.
Guter Einwand. Nun muss allerdings nicht jedes Produkt aufgrund der Identitätsstiftung überleben. Da spielen auch andere (wirtschaftliche) Faktoren eine Rolle. Die Frage ist aber, wenn es rein am Inhalt der Comic läge, warum diese dann (fast) nur von ostdeutsch sozialisierten Menschen gelesen wird und mehr als 20 Jahre nach der Vereinigung nicht bei den Comicfans im Westen angekommen ist.
fehlende Werbung, wie bei allen Comics
Neben der vielleicht fehlenden Werbung könnte der Einstieg erschwert werden durch die inzwischen relativ hohe durchnumerierte Anzahl der Hefte. Bei den Abrafaxen über 400 und insgesamt schon weit mehr als 600. Da könnte es einem Neueinsteiger gehen wie mir mit Perry Rhodan. Da besteht dann Furcht vor einem kaum zu finanzierenden Riesenberg an Noch-zu-haben-Müssendem. Es handelt sich ja beim Mosaik um durchgehende Geschichten. Wobei es beim Zweijahresrhythmus nicht sooo schwer ist, als Einstieg eine Geschichte vollständig zu sammeln.
Eine Parallele zur unterschiedlichen Sozialisation, die auch nach über zwanzig Jahren nicht zur Angleichung geführt hat: Der unterschiedliche Anteil der Kirchenmitglieder in Ost und West. Übrigens auch der Unterschied zwischen Katholikenanteil und Protestantenanteil im fränkischen und nichtfränkischen Teil Bayerns. So ist eben auch der Anteil an Mosaik-Lesern im Osten höher, wie der der Fix-und-Foxi-Fans im Westen höher sein dürfte. Nebenbei: Fix-und-Foxi-Kaugummibilder standen in meiner DDR-Kindheit (70er Jahre) beim Tauschen relativ hoch im Kurs.
Vielleicht hat Mosaik, falls man überhaupt in Berührung damit kommt, im Westen auch einen gewissen Ost-Malus.
Die stammt ja auch von dort.
Ist im Osten nur aufgewachsen!
Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Und wo sind die Abrafaxe aufgewachsen?
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Alles Weitere zum Thema am besten in der Mosaik-Plauderecke schreiben. Hier geht es um Fix und Foxi. Möhrenfelder hat den richtigen Schritt in diese Richtung gemacht.
Gerne. Auch um Off-Topic zu bleiben.
Ist umgekehrt genau so. Erinnerungen an meine Außendienstlerzeit im sächsisch-thüringischen Buchhandel: DIsney brauchen wir nicht, das kennt hier keiner. Und als ich damals versuchte das neue Yps (2006 oder so wurde mal wieder ein Anlauf unternommen) am Kiosk zu kriegen. Kannte keiner (deswegen haben die Vertriebe auch gar nicht erst geliefert), lediglich in Leipzig sagte mir ein Mädel: "Stimmt, da haben heute schon drei Studenten nach gefragt". Preisfrage: Wo kamen die denn her?
Ich glaube aber zum weiteren Erfolg von Mosaik hat beigetragen, dass es in der DDR relativ schwer zu bekommen war (so meine Kenntnis). Es gab diesen Nachholeffekt, man denke an die tollen Reprintmappen.
Und das ist dann ein Unterschied zu FF und MM.
@ Borusse: Disney war auch in der DDR ein Begriff. Man trifft oftmals Leute an, die von ihrer eigenen Unkenntnis auf die Unkenntnis aller fehlschließen. An so einen Zeitgenossen scheinst du da geraten zu sein. Disney-Filme gab es gelegentlich im (West-)Fernsehen. Ich erinnere mich da noch gern an "Spaß am Montag" bzw. "Spaß am Dienstag" in den 80ern. Im Kino habe ich zu DDR-Zeiten "Schneewittchen" gesehen (70er Jahre). Als Spielzeug gab es Micky Maus und auch Donalds Neffen. Nicht zu vergessen die Kaugummibilder. Und ich erinnere mich auch an einen Artikel in der Pionierzeitschrift "Trommel" über Comics (Mitte der 70er Jahre), in dem neben wahrscheinlich allerlei Negativem zu Schund und Schmutz Walt Disney als positives Beispiel genannt wurde und die DDR-Mäuse Fix und Fax in Verbindung mit Micky Maus genannt wurden.
Was Mosaik betrifft, da kann an dem, was du schreibst, etwas dran sein. Für mich waren die ersten Hefte lange Zeit Mythen. Ich kannte sie nicht und kannte auch keinen, der die Nr. 1 hatte. Aber die durchgehende Numerierung ließ natürlich auf erste Hefte schließen. Nachauflagen gab es leider nicht. Eine zerfledderte Nr. 2 ohne Umschlag war eine Art Schatz für mich. Bei den Reprintmappen habe ich dann natürlich zugeschlagen.
Ich glaube, Yps hat sich 2006 an die "alten Säcke", die Yps von früher kennen, gerichtet. Und die gab es im Osten kaum. Eine Wiederbelebung des Atze würde wohl auch nur im Osten bei dem einen oder anderen "alten Sack" die Augen feucht werden lassen.
Wir sollten akzeptieren, dass wir unterschiedliche geschichtliche Hintergründe haben, von diesen geprägt wurden und unser Leseverhalten auch von diesen beeinflusst ist. Ich habe das ja oben zu illustrieren versucht: Da hat sich zur Reformationszeit der eine Fürst zum Protestanten erlärt und der andere ist katholisch geblieben. Die Untertanen hatten es ihnen gleichzutun. Und so ist bis heute in den einen Gegenden der Bevölkerungsanteil an Katholiken höher als der der Protestanten und in anderen ist es umgekehrt. Und das ist schon ein paar Wochen länger so, als der Zeitraum nach dem Mauerfal beträgt.
Das Interesse an der DDR, an Merkel, an Yps und Mosaik und am Augsburger Religionsfrieden scheint mir hier jedenfalls größer zu sein als an Fix und Foxi. Und ich fürchte, dies spiegelt gut das Interesse von Konsumenten und Verlagen. So wird das wirklich nichts.
Dass es hier um Fix und Foxi geht, ist mir schon bewusst. Siehe #89 in diesem Fred. Deshalb schlage ich ja vor, diese Diskussion, falls noch Bedarf besteht, in die Mosaik-Plauderecke zu verlegen.
Kann ich mir das so vorstellen, dass die Kinder die Mosaik-Hefte einfach lesen, weil sie - von den Eltern geliebt und regelmäßig gekauft - ständig zu Hause rumliegen? Und dann auf diese Weise auch von der Mosaik-Leidenschaft gepackt werden? So kann man sich natürlich an eine Serie gewöhnen und bleibt eventuell dabei.
Tjaaa ... da hätten Eltern im Westen ihre FF-Hefte besser auch mal rumliegen lassen sollen. Aber das war ja ab 1994 eh nicht mehr möglich.
Aber dass das mit MM auch oft so läuft, kann ich mir vorstellen.
Horatio
Wir bekommen schon die Kurve zu FF. Lies das ENde meines Beitrags. In dem Zusammenhang sei auch auf die Reddition zum THema hingewiesen. Was nämlich mir auch nicht klar war: FF war im Süden Deutschlands immer erfolgreicher als im Westen und Norden. Erklärt wurde das mit der ländlichen Idylle, die die Wirklichkeit in den nördlichen Ballungsgebieten eher nicht spiegelt.
Da frage ich mich übrigens, ob sich dieser Gegensatz nicht noch mehr verschärft hat, in dem Sinne, dass FF heute vom Setting auch im Süden immer weniger passt.
Dauerhafte oder gar wachsende Nachfrage bzgl Fix und Foxi kann ohne ein Begleit-Event mit Initialzündungs-Charakter definitiv nicht wiedererweckt werden.
Das wäre genau so absurd, wie 'aus dem blauen Himmel' einstmals populäre Titel wie Felix, Lasso, Wastl, Dick & Doof, Pelefant, Tom Berry, Roy Tiger usw usf, wenngleich in zeitgemäßer Form, neu aufzulegen.
Wer, die/der unter zwanzig ist, interessiert sich heute noch für Cowboys, Indianer, Rittergeschichten und Urwald-Erlebnisse in nicht superheldenverwursteter Form?
Slapstick- und Animal-Toons mögen vielleicht bei den allerjüngsten noch ankommen - doch wie lange? Irgendwann läuten selbst für das - noch - populäre Entenhausener Federvieh die Abschiedsglocken.
Aber vllt gibt es in ein, zwei Jahrzehnten in friedlichem Miteinander aller Vorgenannten ein Wiedersehen in einem digitalen Magazin unter dem Oberbegriff 'Das waren (einmal) Kult-Comics'.
Wer weiß? Retro-Wellen sind ja noch immer in schöner Regelmäßigkeit landein, landaus geschwappt.
In einem sehr geringem Maße kommen Fans dazu.
Condor druckte die Superhelden heraus, die heute Panini herausgibt.
Dass in den meisten Heften kaum Comics gibt, stimmt zwar, bekommt man aber nur mit, wenn man es durchblättert, trotzdem gibt es viele Hefte für Kinder am Kiosk.
Ich glaube, dass das Mosaik so erfolgreich ist, hat nichts nur mit Identifikation zu tun, sondern weil es ein anderes Konzept verfolgt.
Keine Kurzgeschichten wie bei Micky Maus, sondern eine durchgängige Geschichte.
Was auffällt, ist, dass Hefte mir Kurzgeschichten aus der Mode gekommen sind.
Und man hebt eine durchgängige Geschichte auch eher auf.
Kurzgeschichten sind eher Wegwerfprodukte.
(Warum es im Westen noch nicht so stark verankert ist, da gab es schon mehrere Anmerkungen: hohe Heftanzahl, kaum Werbung, kaum im Bestand der westdeutschen Zeitungskiosken und Supermärkten. Nicht leicht zu bekommen, daher schwerer vom Verlag abzusetzen.)
Ich denke, in der richtigen Verpackung würden auch Cowboy-, Ritter- und Urwaldgeschichten gehen.
Geändert von Pats Reiseabenteuer (21.11.2012 um 17:03 Uhr)
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