Hotel Aixcellence
Matze antwortete nicht, zog stattdessen grüblerisch die Stirn in Falten und zog eine Schnute - eine Mitschülerin hatte diesen Ausdruck einmal sein "Denkergesicht" getauft und damit einen Runninggag in der Klasse losgetreten.
"Ich hab ne Idee, warte mal eben hier", meinte er plötzlich und lief dann schnurstracks nach rechts zur Rezeption, wo er die Empfangsdame ansprach. Marc sah, dass diese mit einer entschuldigenden Geste reagierte und etwas antwortete, woraufhin Matze nickte, ein wenig entrüstet tat und sich dann abwandte. Grinsend kam er zu Marc zurück. "Wir müssen in den vierten Stock. Ich hab einfach gefragt, wann mein Zimmer wieder zugänglich wird und sie hat geantwortet, dass auch das Hotelpersonal erst darauf warten muss, dass die Polizei die vierte Etage wieder freigibt. Anscheinend ist die komplett gesperrt, also muss da dieser Mord passiert sein und garantiert treibt sich auch dein Vater dort rum, wenn er wirklich wegen dieser Angelegenheit hier ist.
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Kasinostraße, im Innern eines Ford Fiesta
"Einen Scheiß werd ich ins Krankenhaus gehen", gab Natalja schnippisch auf Magnus' Vorschlag zurück. Sie war inzwischen ebenfalls eingestiegen, hatte aber offenbar nicht vor, von ihrer eben bereits geäußerten Forderung abzulassen. "Und ich würde jetzt gerne diese Liste sehen", erklärte sie erneut in Karmas Richtung. Ihre Stimme klang nun fest, nicht mehr zittrig wie eben noch, doch Kangxin kannte sie gut genug um zu hören, dass sie enorm nervös war.
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Unbekannter Ort
"Immer ruhig mit den jungen Pferden", antwortete der Blonde auf die Flut an Fragen und fuhr gleich fort: "Und Willkommen auf Ebene 0, dem gemütlichen Gefängnistrakt der Bade GmbH."
Penny glaubte ihren Ohren nicht zu trauen: hatte er gerade behauptet, sie sei Gefangene von Bade, einer der größten in Aachen ansässigen Herstellern von Printen? Doch sie kaum dazu, weiter darüber nachzudenken, da der Fremde bereits weitersprach. "Bin ja froh, hier mal wieder Gesellschaft zu haben, in letzter Zeit war richtig wenig los, ich glaub ihr seid die ersten hier seit Juli oder so. Aber mach dir mal keinen Kopf, falls du jetzt Schiss kriegst. Morgen bist du hier vermutlich schon wieder raus und erinnern wirst du dich dann auch nicht mehr daran. Für dich geht's dann ganz normal weiter wie vorher auch. Oh, ich glaub dein Kumpel wacht auf. Achtung sei mal leise."
Kurz darauf erklang von nebenan ein dumpfer, lauter Schlag und kurz darauf ein Poltern, dass darauf schließen ließ, dass dort ein ähnlicher Befreiungsversuch stattgefunden hatte, wie ihn Penny vor etwa zwei Minuten auch bereits unternommen hatte. Sie hörte ein schmerzhaftes Stöhnen und überlegte, woher sie die Stimme kannte, als die folgenden Worte ihr dann bei der Zuordnung halfen: "Oh scheiße, wo bin ich?" Das war der junge Typ aus dem Fahrradladen!
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Uniklinikum
Als Vanessa realisierte, dass sie Luke gar nicht vorgestellt hatte, wurde sie rot, holte dies hastig nach und erklärte, dass Jamie den Pfleger bereits am Mittag kennengelernt hatte und er eingeweiht war. Anschließend schilderte sie kurz, was sie für das beste Vorgehen hielt: den Rollstuhl hatte sie vorerst im Auto gelassen, weil er beim Reinbringen Aufmerksamkeit erregt hätte. Sollte Fabian tatsächlich nicht fit genug sein, selbst zu laufen, würden sie überlegen müssen, wie sie den noch holen konnten.
"Wenn seine Akte auffindbar wäre, könnte ich nachsehen, ob er noch einmal sedierende Medikamente erhalten hat, aber ich hab sie vorhin nicht finden können", erklärte Luke und zuckte ratlos mit den Schultern. Vanessa schüttelte den Kopf um zu signalisieren, dass solche "eigentlich, aber"-Überlegungen sie nun nicht weiter brachten. "Wir werden einfach sehen müssen, was der Fall ist und dann dementsprechend reagieren. Ich würde sagen, du lenkst deine Kollegen ab, wie besprochen, zwei von uns gehen zu Fabi rein und die anderen zwei halten Wache. Mir egal, wer was macht."
"Dann halte ich Wache", beeilte der junge Engländer sich zu sagen und zeigte demontrativ auf den (für ihn etwas zu schmalen) Arztkittel, den er sich im Aufzug übergezogen hatte. "Es wundert sich niemand, wenn ich in der Halle bin." Da Vanessa den zweiten Kittel anhatte, lag nahe, dass sie als zweite Wachperson fungieren würde, doch sie machte erstmal keine Anstalten, das anzubieten - vermutlich war es ihr doch nicht so egal, wer welche Aufgabe übernahm und sie wollte gerne persönlich nach ihrem Bruder sehen.
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