Knallhartes Kopfkino
Das Schreiber&Leser-Label Shodoku richtet sich mit seinen Veröffentlichungen an ein erwachsenes Publikum.
Dies ist auch beim ersten von fünf Bänden der Manga-Reihe Strain der Fall, der im Oktober erschien. Die Geschichte des knallharten Thrillers stammt von keinem Geringerem als Buronson (u. a. Fist of the North Star), der dafür einmal mehr mit dem Zeichner Ryoichi Ikegami (u. a. Crying Freeman) zusammenarbeitete. Seit 1990 fertigen die beiden Künstler gemeinsam diverse sehr erfolgreiche Titel wie etwa Sanctuary an, auch wenn Buronson, der bürgerlich den Namen Yoshiyuki Okamura trägt, dafür teils sein anderes Pseudonym Sho Fumimura benutzt. Strain erschien in Japan zwischen 1996 und 1998 in Shogakukans Big Comic Superior-Magazin und wurde anschließend vom selben Publisher in fünf Tankobons verlegt.
Mayo ist ein Japaner, der in Malaysia lebt. Das fast feminine Aussehen des jungen Mannes täuscht: Er ist ein eiskalter Auftragskiller, der ohne Gewissensbisse Menschen eliminiert. Sein Preis: Fünf Dollar! Er sagt, dass ein Menschenleben nur genau diese fünf Dollar wert sei. Eines Tages wird er von einem Mann angeheuert, die schwer kranke Mutter der minderjährigen Prostituierten Shion zu töten. Als er mit gezogener Waffe am Bett der Frau steht, kommt Shion hinzu. Er bietet ihr an, ihre Mutter für fünf Dollar zu verschonen und für denselben Preis seinen ursprünglichen Auftraggeber zu erledigen. Gesagt, getan. Doch sein Klient war ein Mitglied der Organisation, einer mysteriösen wie mächtigen kriminellen Vereinigung. Diese setzt nun alles daran, Mayo dafür zur Rechenschaft zu ziehen …
Autor Buronson ist für seine harten und mitunter gesellschaftskritischen Storys genauso bekannt, wie es Ryoichi Ikegami für seine fast schon unfassbar realistischen Zeichnungen ist. Beides vereint sich in Strain zu einem mitreißenden Actionthriller, der inklusive expliziter Sex- wie Exekutionsszenen von Beginn an unter die Haut geht. Trotz vereinzelter ruhiger Passagen besticht der Manga durch ein sehr hohes Erzähltempo. Dieses wird durch die übersichtliche, fast schon comichafte Panelaufteilung begünstigt. Hinzu kommt, dass immer soviel Text wie nötig, nie aber überflüssiges Blabla die Bilder füllt. Die passend gesetzten Soundwords, die unglaublich detaillierten Hintergründe, das lebensechte Character-Design und die zwar nicht bahnbrechend innovative, aber hochspannende Handlung sind atmosphärisch absolut fesselnd.
Wenn ihr Freunde habt, die kein Buch lesen und jederzeit einen Film vorziehen würden, gebt ihnen diesen Manga. Strain ist ein Film. Zwar auf Papier gedruckt und nur einem Action-affinen Publikum ab mindestens 16 Jahren zu empfehlen, diesem aber voll und ganz.
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