Zitat Zitat von robert 3000 Beitrag anzeigen
(...) über das Zeichengenie von Charles Schulz (war das jetzt wirklich ernstgemeint??) (...)
Natürlich war das ernst gemeint. Schulz ist nicht Foster. Er macht keine detaillierten, opulenten, naturalistischen Panoramabilder. Sondern ganz im Gegenteil: Er ist ein Meister des Minimalismus. Keiner(!) kann mit so wenigen Strichen so viel Emotion ausdrücken und Lebendigkeit vermitteln, wie der 'reife' Charles M. Schulz. Mit vielen Stricheleien und Punktierungen beindrucken, wie Moebius oder Foster, da gehört schon was zu. Aber etwas mit nur wenigen Strichen auf den Punkt zu bringen und zu wissen, was nötig ist und was man alles weg lassen kann... wieviel weniger dann wirklich nicht weniger sondern grade deshalb mehr ist, das ist die wirklich hohe Kunst.

Vielleicht liegt's aber auch an mir, dass ich das so bewunder', weil ich -bei Texten- einen Hang zum Schwafeligen habe und auch da immer Leute bewunder', die mit einem Satz auf den Punkt bringen, wofür ich mindestens so'n mittellangen Foren-Beitrag bräuchte...


Nur mal ein Beispiel: In der Ecole Marcinelle gibt es mit Sicherheit viele ziemlich gute Zeichner. Die brauchen meist, um ein ausdrucksstarkes Auge/einen bestimmten Blick darzustellen mindestens:
- einen Pupillen-Punkt
- einen mehr-oder-weniger runden Kreis drum rum
- eine Augenbrauenlinie

Schulz kam in guten Zeiten, mit einen einzigen Strich, Häckchen, Punkt aus. Manchmal nicht mal mehr das (zB wenn der Kopf eines verzweifelt schreienden Kindes quasi nur noch aus Mund bestand - aber mehr brauchte es eben bei ihm nicht, um den ganzen Jammer, den die schreiende Person empfand, auszudrücken).
Genauso wie er eigentlich immer mit nur einer einzigen Perspektive auskam. Natürlich sieht das im Ergebnis nicht sehr spektakulär aus. Aber da ist es wie bei Artisten, Tänzern, Zauberern u.ä.: Die Kunst ist, es so aussehen zu lassen, als wäre es ganz leicht, einfach und mühelos. Und nicht wie die harte Mühe, die es tatsächlich ist.