Zitat Zitat von G.Nem. Beitrag anzeigen
Wo hast du denn das her?

Beispiel aus dem Film 'Humor unter dem Hakenkreuz' von Rudolph Herzog: "Im Witz machten sie sich Luft. Und riskierten zuweilen ihr Leben dafür. Herzog staunt, «wie offen viele diese Witze rissen.» Manche zahlten mit dem Leben dafür. Wie der katholische Pfarrer Josef Müller, der wegen eines Witzes als Volksverhetzer hingerichtet wurde. Allerdings: «Es wurde so etwas allerdings wohl auch oft als Vorwand gekommen, um sich politisch sowieso missliebiger Personen zu entledigen.»"
Zwei Zitate aus dem Buch "Heil Hitler, das Schwein ist tot!", ebenfalls von Rudolf Herzog:

"Die große Mehrheit der politischen Scherze aus den Hitlerjahren war aber im Kern unkritisch und eher auf die menschlichen Schwächen der Machthaber gemünzt als auf Ihre Verbrechen."Zahlreiche Witze gab es beispielsweise über Hermann Göring, dessen barockes Äußeres und dessen Vorliebe für Prunk und Orden die Phantasie der Menschen beflügelte. Nicht harte Kritik, sondern kindlich anmutende Zuneigung spricht aus vielen dieser Scherze."


und weiter


"Nun gab es auch andere Witze, aus denen blanker Hass und Ablehnung sprach. Es war jene Kategorie, die laut einem Zeitzeugen 'sichere Witze' genannt wurde - nicht etwa, weil diese Scherze die Menschen sicher zum LAchen bringen konnten, sondern weil sie den Witzbold 'sicher ins KZ' bringen würden. Doch gibt es Argumente, dass selbst die kritischsten Witze der Nazi-Zeit systemstabilisierend wirkten. Für diese These spricht vor allem deren Ton, ihr lähmender Fatalismus. Auch wenn diese Witze offen regimekritisch waren, schwang meist mit, man könne ja doch nichts gegen die Missstände unternehmen. [...]
Plakat des Winterhilfswerks im Winter 1943/44: 'Keiner darf hungern, keiner darf frieren.' Sagt ein Arbeiter zum anderen: 'Ach, das dürfen wir auch nicht?' " (Rudolf Herzog, Seite 12f)

Man kann sich wohl gut vorstellen, dass man einen aufmüpfigen Pfarrer aufgrund eines Witzes kaltstellte, bei einem frustrierten Arbeiter aber gerne mal fünf gerade sein ließ, zumal der Frust über die Obrigkeit ja oft nur zu nachvollziehbar war.