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Thema: 031: Unternehmen Garnele

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    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Talking 031: Unternehmen Garnele

    Unternehmen Garnele

    Wie schon so oft zuvor hatten die Digedags offenbar kein Problem, ein paar neue passende Uniformen in Sondergröße für ihr jüngstes Abenteuer zu finden. Es startet im Juni 1959 und führt uns mal wieder zunächst auf, dann unter die Wasseroberfläche. Obgleich Weltraumfahrt und Tiefseetauchen auch auf dem Neos noch nicht vollständig dem Tourismus erschlossen scheinen, haben die Neoner offenbar erneut keinen Skrupel, unsere irdischen Aliens den erhöhten Risiken solcher Forschungsexpeditionen auszusetzen. Die Digedags sehen es auch locker und empfinden den Aufenthalt auf Prof. Schlicks Forschungsschiff Garnele (FS-G) als Vergnügungsreise. Gleichermaßen ausgelassen geht es aber auch bei der übrigen Besatzung zu. Die Stimmung geht ihrem Höhepunkt entgegen, als man sich der Äquatorlinie nähert. Dann wird es auch schon wieder für den technisch und naturwissenschaftlich interessierten Comicleser spannend. Prof. Schluck, vom Institut für Meereskunde, hat aufregende Neuigkeiten. Der Meeresboden hat sich gehoben, die Geburt einer neuen Insel wird erwartet. Grund genug für Prof. Schlick, mit einem Expertenteam (Kuddel, Dig und Dag), sein neues Tiefseetauchboot BS-4 zu testen. Würde Mosaik 31 und das Yellow Submarine der Beatles nicht ganze 10 Jahre trennen, könnte man annehmen, das Hegen-Kollektiv hätte sich von diesem lustigen Musik-Comicfilm inspirieren lassen. Doch vielleicht wird ja umgekehrt ein Schuh draus, zumindest war wohl eine gemeinsame Vorlage vorhanden. Das ist nicht nur den Initialen "BS" zu entnehmen (das könnte vielleicht auch Beobachtungsschiff bedeuten), sondern man stellt das 1953 weiterentwickelte Tauchboot auf dem Backcover ausführlich vor, das Bathyscaph "Trieste" des Schweizer Professors Auguste Piccard. Eine erste Version seines tiefseetauglichen Tauchbootes (bathys: Tiefe / skaphos: Schiff) baute Piccard schon 1947. Dieser Wissenschaftler, Abenteurer und Erfinder, dem man auch nachsagt, er hätte als Vorbild für die Figur "Professeur Tournesol" (Professor Bienlein) im Comic Tim und Struppi herhalten müssen, begründete zusammen mit seinem Zwillingsbruder Jean Felix Piccard, eine bemerkenswerte Familientradition. Das Bathyscaph "Trieste" wurde bereits 1954 sehr ausführlich in der uns inzwischen auch schon vertrauten Zeitschrift "hobby" vorgestellt. Interessant ist, daß das Mosaik aus dem Artikel nicht nur technische Anregungen aufnahm, sondern auch gleich noch eine dort geschilderte lebensgefährliche Situation in die Story übernahm. Auch das Bathyscaph blieb für zwei Stunden in einer mehrere Meter hohen Schlammschicht stecken, weil man irrtümlicherweise davon ausging, noch eine Menge Wasser unter dem Kiel zu haben. Zum Glück mußte man keinen Vulkanausbruch zur Rettung bemühen. Der "hobby"-Artikel wird in ca. 1 Woche im Klartext zu lesen sein. Leben und Schaffen des Auguste Piccard wurde in der DDR nicht nur comichaft gewürdigt. 1956 erschien im Verlag Neues Leben das Buch "Reisen in ungewöhnliche Räume", eine autorisierte Biographie mit zahlreichen einfarbigen Abbildungen und Zeichnungen. Autor Dr. Erich Tilgenkamp veröffentlichte den 2. Teil, der sich mit Tiefseeforschung beschäftigt, 1958 im gleichen Verlag. Tauch- und U-Boote gab es meines Wissens nach in der DDR nicht. Pläne gab es bei der Kasernierten Volkspolizei-See wohl schon, aber es hat dann nur bis zu einer U-Boot-Schule auf Rügen gelangt.
    Im Heft selbst wird uns nicht nur die neonische Meeresfauna (die auf Grund der parallelen Evolution beider Planeten durchaus als phantastisch und irdisch bezeichnet werden kann) vorgestellt, wir erfahren auch etwas über Echolotmessung und Radar. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß der Radar am 30. April 2004 auf eine 100 jährige Geschichte zurückblicken konnte.
    Bootsmann Kuddel ist auch ein Original, das uns mehr als sein ominöses Familienerbstück, welches einer gesonderten Betrachtung wert ist, zu bieten hat. Durch seine Schlamm-Blitzheilung wird er zum Vorzeigepatienten des DDR-Gesundheitswesen. Und dieses muß sich, bei allen Beanstandungen, die es einzuräumen gibt, weder mit seinen Forschungsergebnissen, der sozialen Gerechtigkeit und schon überhaupt nicht mit seinem gezielten, sparsamen Umgang der Versicherungsbeiträge (man vergleiche nur mal die Verwaltungsstrukturen) hinter dem kranken Krankenkassensystem der Bundesrepublik Deutschland verstecken. Aber warten wir mit dieser Beurteilung ab, bis die Digedags ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Bis dahin sei aus Gründen der Sparsamkeit auf den Großen Gesundheits-Konz verwiesen, der die Erde im Allgemeinen und Vulkanerde im Besonderen als Heilmittel Nr. 1 einstuft.



    Beilage zum Heft 31: Wie (noch) üblich, haben wir in der Beilage zum Heft 31, die den Titel "Die Kaninchenzüchter" trägt, wieder einen thematischen Bruch, der deutlicher kaum sein kann. Oder doch nicht? Das erste Bild, auf dem ich Lothar Dräger zu erkennen meine, zeigt, wie das Startbild des Mosaikheftes, eine ausgelassene Stimmung und Freizeitaktivitäten. Den Tumult, den Klaus und Hein sodann mit ihren ausgebrochenen Kaninchen bei den Mitgliedern des Siedlervereins "Natur e.V." auslösen, ähnelt dem Chaos beim Kaffeekränzchen mit Tante Finchen in Waldeslust.
    Doch dann lernen wir etwas über Leben und Hilfsbereitschaft zwischen LPG und Kaninchenzüchtern. Aber Achtung, schwarze Katze kreuzt den Weg von links nach rechts! Da sollte man die Warnschilder an Opa Krauses Gartentür schon ernst nehmen. "Achtung! Fußangeln und Selbstschüsse" und natürlich "Bissiger Hund" nicht zu vergessen. Opa Krause fällt seinem Sicherungssystem selbst zum Opfer, Klaus und Hein bleiben davon jedoch völlig unbeeindruckt. Wir lernen: Selbstschußanlagen sind keine Erfindung der DDR-Grenzsicherung und kommen auch heute noch gerne im Nachbarschaftsstreit zum Einsatz.
    Erfrischend dann auch das Schlußbild der Beilage. Der geneigte Tierfreund (hier in Persona von Gret und Minchen, die sichtlich von den niedlichen Hoppelhäschen gerührt sind) erfährt, wie nützlich sich doch Kaninchen verwerten lassen: Pelzmäntel, Hüte, Schuhe, Fleisch .... und Spielzeug.



    Was im Juni 1959 sonst noch so passierte:
    • Die Volkskammer beschließt ein Gesetz über die Einrichtung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und den Beginn der endgültigen Vergesellschaftung der Landwirtschaft.
    • Bundespräsident Theodor Heuss weiht in West-Berlin das Schloß Bellevue als seinen zweiten Amtssitz ein.
    • Übermittlung des Entwurfs eines deutsch-deutschen Nichtangriffspaktes an Bundesaußenminister Heinrich von Brentano und die anderen Konferenzdelegationen in Genf durch DDR-Außenminister Lothar Bolz (1903-1986).
    Weitere Berliner Schlagzeilen des Monats:
    • In einem Freundschaftsspiel besiegt der DDR-Fußballmeister ASK Vorwärts Berlin vor 25000 Zuschauern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (Prenzlauer Berg) die Elf von Hertha BSC mit 7:1 Toren.


    Das Mosaik lädt zur Jungfernfahrt seines Yellow Submarine ein. Wegen erhöhter seismischer Aktivitäten auf dem Meeresboden sind nämlich noch einige Plätze freigeblieben. Das "Unternehmen Garnele" kann beginnen.

    Wer wissen will, was beim Unternehmen Garnele wirklich geschah, muß das Heft selbst lesen, oder sich die humorvolle Zusammenfassung von Orlando antun. Ein guter Tipp dürfte auch die Rubrik Mosamix sein. Im Archiv von Tangentus wird der Inhalt wie immer auf den Punkt gebracht und steht zu lesen, was ihm sonst noch so aufgefallen ist.
    Geändert von Uhrviech (26.09.2004 um 22:41 Uhr)

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