Produkte zu meiden, die in China hergestellt wurden, ist kaum möglich. Ich weiß nicht genau, wie hoch der Anteil der am Jangtse produzierten Artikel ist, aber er dürfte nicht geringer sein, als 60 bis 70 Prozent. China ist halt mittlerweile der wichtigste Lieferant fertig produzierter Güter. Und das in allen Bereichen, egal ob Plastik, Metall oder Holz. Selbst chinesische Äpfel werden den bisher so beliebten Äpfeln aus Neuseeland bevorzugt und chinesische Marienkäfer bedrohen europäische Artgenossen (und das ist kein Scherz).
Als gewöhnlicher Konsument hat man also manchmal nicht einmal die Wahl, ein Produkt zu erwerben, das aus einem anderen Land stammt, da es einfach keine Alternativen gibt. "Schuld" sind die westlichen Auftraggeber, die natürlich aus Kostengründen in China produzieren lassen. Oder eben der Kunde, der einfach mit seinen Mitteln günstiger auskommen möchte. Dafür sind dann Bilderrahmen bei Ikea mittlerweile nur noch halb so teuer, wie noch vor einigen Jahren, als sie in Polen oder Rumänien hergestellt wurden.
Aber das ist ein anderes Thema. Zudem warne ich davor, aus China, bzw. seiner Bevölkerung, aufgrund der derzeitigen Geschehenisse einfach mal komplett einen "bösen Staat" zu machen.
Dass es im Reich der Mitte seit Jahrzehnten enorme Menschenrechtsverletzungen gibt und in Peking ein brutales Regime herrscht, welches trotz freiem Kapitalismus in speziellen Zonen (wie Shanghai, Shenzen oder Hongkong beispielsweise) weiterhin auf die utopischen Ideen des Kommunismus setzt, grandiose Vetternwirtschaft betreibt, keinen Respekt vor eigener Kultur oder der Umwelt hat und jedes Mittel zum Erfolg nutzt, dürfte ja auch schon längst bekannt sein. Nebenbei provoziert die Führung in Peking jedes Jahr auf's Neue einen Konflikt mit Taiwan, finanziert undemokratische Machthaber auf dem afrikanischen Kontinent und zerstört durch gewaltige (unseriöse) Verträge in Entwicklungsländern die heimischen Wirtschaften.
Wieso überhaupt die Idee aufkam, die Olympischen Spiele in Peking stattfinden zu lassen, ist daher für von Anfang an sehr fraglich.
Noch fraglicher wird die Idee für mich, wenn man lesen muss, dass die Führung in Peking die Geschehenisse in Lhasa nicht einmal verschweigt oder runterspielt, sondern sich sogar richtig lustig macht. Über seine Opfer! Jüngst wurde dazu auch noch ein "Volkskampf gegen den Separatismus" ausgerufen und die ewigen (und trotzdem albernen) Argumente werden wieder ausgepackt. Tibet sei schon immer ein Teil Chinas gewesen, und, und, und...
Was die Chinesen in den tibetischen Städten in fast 50 Jahren Herrschaft angerichtet haben brauche ich hier nicht zu schildern, dazu gibt es genügend Literatur und Internetseiten. In den Gefängnissen stapeln sich regelrecht inhaftierte Mönche und Nonnen. Tibetische Kulturstätten werden niedergerissen, wichtige Bauten zu Touristenattraktionen umgebaut. Tibet wird mit Hanchinesen überflutet und seine ursprünglichen Bewohner als Bürger zweiter Klasse behandelt. Fragt sich nur noch, wann die tibetische Schrift und Sprache verschwinden wird. Auf den Verkehrsschildern ist sie ja noch zu sehen.
Ich kann jedenfalls nur hoffen, dass es während der Olympischen Spiele zu einem Eklat kommt oder irgendeiner Aktion. Aber die Chancen stehen schlecht. Denn China kann sich weiterhin jeden Mist erlauben, solange es als Partner in der Welt gebraucht wird und seine Macht derartig präsentiert.
Schade ist es nur um die Olympischen Spiele, die für mich nur noch zu einem Kommerzspektakel geworden sind. Die einstige Botschaft vom freundlichen Miteinander der Kulturen ist ein Märchen aus dem letzten Jahrhundert.
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