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Thema: Comic-Stammtisch Extra: Die neuen Spirou

  1. #126
    Moderator Carlsen Comics
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Was mir vorab für das Album noch erwähnswert erscheint ist die Tatsache, daß sich Verlag und/oder Künstler noch extra zur näheren Erklärung der Parallelen zum Manga, einen grossen und sehr gelungenen Anhang mit vielen interessanten Infos zur japanischen Kultur - des Landes sowie der Mangas - als auch die Enstehung einiger Charaktere und Illustrationen genötigt sahen.
    Daran kann man schon etwas erkennen - daß man sich seiner Sache doch sehr unsicher war und das ganze Projekt dem Leser dadurch etwas besser vermitteln wollte.
    Das möchte ich rasch korrigieren: Der Anhang zu "Spirou in Tokio" ist speziell für die deutschsprachige Ausgabe entstanden. Darin spiegelt sich also kein Bedürfnis der Autoren oder des Originalverlags, das Album zu erläutern bzw. seine Thematik zu rechtfertigen (im Übrigen war das auch bei Carlsen nicht die Motivation für den Anhang mit Erläuterungen - der gehört einfach zum Konzept der aktuellen "Spirou"-Edition).

  2. #127
    Mitglied Avatar von lucien
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Natürlich - ich habe einfach mal wieder alles in einen Topf geworfen.
    Selbstverständlich erinnert die Schnittechnik sehr an Animes - aber die basieren ja irgendwie auch auf den Mangas, oder!?
    Ich habe bewusst auf die Worte animiert und Anime verzichtet, da ich diesen Bezug außen vor lassen wollte.
    Wie schon erwähnt sehe ich bei den Figuren eine deutliche Nähe zum Zeichentrick. Ich besitze zwar keinen Spirou Band der Cauvin/Broca Ära, aber mich haben Spirou und Fantasio etwas an seine Zeichnungen erinnert und Broca arbeitete lange in einem Zeichentrick-Studio.

    Bei der Szenenwahl und den Hintergründen ist in meinen Augen auch eine graphische Annäherung an den Manga zu erkennen, gerade die Darstellung der fahrenden Züge könnte man (soweit es meine sehr geringe und selektive Manga Erfahrung betrifft) auch in einem Manga sehen.

  3. #128
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    Der Begriff "animiert" ist im Zusammenhang mit dem Tokio-Album alles andere als verfehlt.
    Bewegung (= Leben) allerorten.

    Habe mal spaßeshalber gezählt, da mir folgendes auf Anhieb aufgefallen ist:
    Auf 34 der 62 Comic-Seiten läuft mindestens eine Person in einem Panel (das Album stellt eine regelrechte "Hetzkampagne" dar).
    Damit die Zahl nicht so gänzlich ohne Vergleichsmöglichkeit im Raum stehen bleibt: Das ist ungefähr des dreifache der Laufszenen in den steinernen Riesen (12 von 62 Comic-Seiten).

    Ähnlich dürfte es bei den Kampfszenen aussehen, aber ich wollte die Erbsenzählerei nicht übertreiben ...

    Mag das für den Action-Liebhaber auch eine gute Nachricht sein, lässt dies m.E. (zumindest in der Regel) auch gewisse Rückschlüsse auf die "Tiefe" der Story zu. Um diese auszuloten bedarf es leider kaum des U-Bootes aus den steinernen Riesen.
    Alles ein bisschen sehr "Wham bam, thank you, mam" ...

  4. #129
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    Mal abgesehen von den paranormalen Fähigkeiten eines nicht unbeträchtlichen Teils der Figuren:
    Wie steht's um die Glaubwürdigkeit der Story?
    Obdachlose verkleiden sich nicht nur als, sondern agieren auch wie Ninjas (in all ihrer klischeebeladenen sportlichen Perfektion).
    Ist das japanische Olympioniken-Team der Turner wirklich so überfüllt, dass man für diese Leute keine Verwendung mehr hätte?

    Erinnert mich irgendwie an ein lustiges Vorurteil der 70er:
    Wenn man einen ostasiatischen Mann sah, unterstellten ihm einige gern und ungeprüft hervorragende Kampfeskünste (dabei wurde dann oft ein respektvolles "Mann, der kann bestimmt Kung Fu!" geflüstert).

  5. #130
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    Auf Seite 69 wird darauf hingewiesen, dass Hokusais berühmter Welle auf dem 1. Bild des Albums eine kleine Hommage erbracht wurde.
    Das kann man noch ergänzen: Auf Comic-Seite 2, Bild 6 sehen wir ein Werk von Hiroshige (gekontert).

  6. #131
    Mitglied Avatar von Matbs
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    So, hab´s gestern abend endlich geschafft, noch mal Spirou in Tokio zu lesen, und ich muss sagen, der Band hat mir noch mal deutlich weniger gut gefallen als beim ersten Lesen (möglicherweise weil ich jetzt weiss, dass Morvan und Munuera raus sind, da muss ich nicht mehr versuchen, möglichst offen zu sein und den beiden eine Chance zu geben). Zeichnerisch gefällt mir das ganze nicht besonders, auch wenn ich grundsätzlich nichts gegen Munueras Stil (z.B. bei Merlin) habe, wirkt er hier auf mich zu flach, glatt und irgendwie zu... quietschig. Die offensichtlichen Manga-Anleihen machen´s nicht besser (bekanntlich ist die japanische Bildergeschichte an sich so ganz und gar nicht meine Baustelle, das schlägt halt durch) sondern nerven nur, die Charakterdesigns sind insgesamt schwach und uninteressant, und auch die überreichlichen Action-Szenen reissen mich nicht vom Hocker.

    Inhaltlich sieht´s ähnlich aus, wie ich bereits an anderer Stelle bemerkt habe, hat Morvan es m.M.n. in keinem seiner drei Alben geschafft, die Hauptcharaktere und ihre Beziehung wirklich zu treffen - stattdessen zu viele Allgemeinplätze und Action. Die Nebencharaktere sind farblos und insgesamt wenig ansprechend, um so irritierender, weil das sogar für bereits etablierte Figuren wie Itoh Kata und seine Kollegen gilt, deren vorhandenes Potential kaum ausgeschöpft wird (immerhin ist es nicht so schlimm wie mit Nikita im Vorgängerband, dessen Umsetzung durch M & M ein totaler Griff ins Klo war).

    Der Plot ist seltsam aufgebaut, teilweise arg löchrig, und kriegt selten bis nie die richtige Balance zwischen ruhigen und weniger ruhigen Momenten hin, zudem leistet er sich einige nutzlose "Gimmicks", die der Handlung wenig bringen. Das Pacing ist nicht ideal, die Grundidee nicht die beste und auch nicht wirklich geschickt umgesetzt.
    Humormässig haben wir furchtbar konventionellen Slapstick (meist nicht optimal umgesetzt) und dröge Klischees, das geht auch nicht besonders gut.

    Deshalb: Von den drei hier besprochenen Alben ganz eindeutig das schwächste (und möglicherweise auch das schwächste von M & M, kann den beiden anderen nicht das Wasser reichen und ist alles andere als rund (weswegen ich beim Lesen ganz viele kleine Irritiationsmomente hatten, die meinen Genuß noch weiter eingeschränkt haben - eine Auflistung kommt vielleicht noch später).
    Geändert von Matbs (17.05.2007 um 17:03 Uhr)

  7. #132
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    Zeichnerisch habe ich an dem Band eigentlich wenig auszusetzen.
    Auch wenn sich deutliche Anleihen beim Manga (den auch ich nicht besonders mag) finden (vielleicht am prägnantesten auf Seite 17, obere Hälfte), so denke ich, dass das alles noch im grünen Bereich ist.
    Obwohl: in manchen Bildern finden sich schon verdächtig in die Länge gezogene Extremitäten ... immerhin bleiben uns aber die Kulleraugen weitestgehend erspart.

    Meine Probleme liegen eher im Verantwortungsbereich Morvans.
    Warum der so wahnsinnig vielbeschäftigt (und ich nehme an auch relativ erfolgreich) zu sein scheint, ist mir ein Rätsel.

    [Randbemerkung zum von Matbs erwähnten Merlin: der hat mir bis Band 4 ganz gut gefallen, dann kam Morvan ...]

    Meiner Ansicht fehlt es dem Mann an der nötigen Tiefe für eine überzeugende Story.

    Die aktuelle hakt schon am Plot. Der besteht eigentlich aus nicht viel mehr als einer sich auf 62 Seiten dehnenden Verfolgungsjagd (andauernd läuft irgendjemand hinter irgendjemandem her). Ruhige Momente, die Charakterisierung, Gefühlen und inhaltlicher Tiefe Raum geben würden, gibt's, aber man muss sie eher mit der Lupe suchen.

    Hin und wieder wird die Chance auf einen guten Gag versemmelt. Hätte sich Fantasio auf Seite 28 unten in einen Hotelpagen verwandelt, wäre diese Szene richtig witzig gewesen, aber ... na ja ...

    Der Grat zwischen Modernisierung und Anbiederung ans junge Publikum ist zudem schmal und wird schon mal in die falsche Richtung überschritten. Beispiel: Die Kampfszenen auf Seite 42 und 60:
    Klar, dass Spirou in Notfällen auch seine Fäuste zu benutzen weiß, ist bekannt. Aber mußten wir ihn nun auch als Kenner und Könner japanischer Kampfkunst sehen, inszeniert in einer mich leicht an "Matrix" erinnernden Ästhetik?
    Ein Anblick, der mir gern erspart geblieben wäre ... zumal es etwas lächerlich wirkte (hm, mag sein, dass die Verantwortung hierfür eher bei Munuera liegt, aber um ehrlich zu sein passt es gut in die Vorstellung, die ich mir von Morvans Skriptanweisungen mache ...).

  8. #133
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Meiner Ansicht fehlt es dem Mann an der nötigen Tiefe für eine überzeugende Story.
    Als großer Sillage-Fan glaube ich schon, dass Morvan Einiges drauf hat und auch in der Lage ist, Stories mit einer gewissen Tiefe zu schreiben (ich mag auch die neueren Merlins ganz gerne).
    Aber er war einfach der falsche Autor für Spirou - was keine Schande ist, denn selbst der große Raoul Cauvin hat´s ja seinerzeit nicht so richtig hingekriegt (auch wenn der das zusätzliche Handicap hatte, nicht auf die bereits existierenden Nebenfiguren zurückgreifen zu dürfen).

    Ansonsten: Ich hab´ beim Lesen gestern mal eine kleine Liste von Elementen gemacht, die mich besonders gestört haben, die Poste ich dann mal morgen.

  9. #134
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    Schon mal gespannt auf die Liste.

    Bei mir stehen die Ninjas auf Nr. 1.

    Ich kann sie nicht mehr sehen!

    Als ich ihnen vor Jahrzehnten in Millers Daredevil erstmals begegnete hatten sie noch den Reiz des Neuen, aber das hat sich mit deren inflationärer Nutzung drastisch geändert.
    Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass das einzige Ziel ihrer Verwendung ist, ein paar unreifen Jungen ein "Ninjas, ey, coooool!" zu entlocken.

    Mal abgesehen von deren evtl. Gebrauch in historischen Japan-Comics möchte ich diese außerhalb dieses Kontextes immer etwas lächerlich wirkenden Gestalten nie mehr sehen.

  10. #135
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Was ich zumindest deutlich aus Euren Kritiken herauslese - und daher diese auch voll und ganz nachempfinden kann - ist Eure Aversion gegen Mangas.
    Ich meine es nicht in der Bedeutung Ekel - aber zumindest in der allgemeinen Abneigung des Mangas.

    Das ist auch nicht weiter schlimm - habe ich selbst auch beizeiten schon viele Gesehen, die einfach nur Schrott sind.
    Das es auch Bessere und sogar richtig Tolle gibt möchte ich fairerweise hier anmerken - aber als Fan europäisch geprägter Comickost hat man es teilweise schon sehr schwer sich auf den japanischen Stil einzustellen.

    Insofern möchte ich mich dem Vorwurf weniger Handlungstiefe und deutliches Augenmerk auf die Actionsequenzen sehr gerne anschliessen.
    Das ist genau die Crux bei vielen Mangaserien - die zwar äusserst phantasievoll erscheinen, aber derart mit Dynamik und rasanter Action beschäftigt sind, daß oftmals der Sinngehalt der Geschichte völlig verloren geht.

    So schlimm ist es aber bei diesem Album zum Glück bei Weitem nicht.
    Im Gegenteil finde ich das Grundsetting und vor allem die Handlungskulisse sehr inspirierend und durchaus gelungen.
    Das man am Ende leider nicht über so manches billiges Klischee hinauskommt - wertet die Geschichte zwar deutlich ab, kann aber die vielen guten Ansätze nicht schmälern.

    Vor allem zeichnerisch empfinde ich die Gratwanderung zwischen Detailreichtum und animierter Actionhandlung sehr gelungen. Da stören mich selbst die angesprochenen Kampfeinlagen ála Matrix sehr wenig - sie werden im Film zwar häufig überstrapaziert, passen aber hier durchaus zur Intention der Künstler.

    Und die liegt für mich immer noch eindeutig im Hommagebereich - dafür verwenden sie viel zu viele Vorbilder der japanischen Comickunst, als das man dies anders werten könnte.
    Und genau in diesem Punkt erfüllt das Album sehr gut seinen Zweck - wie schon früh in der Diskussion von mir gesagt - ich hätte es lieber in der Reihe "Une aventure de Spirou et Fantasio" gesehen - in der auch die steinernen Riesen veröffentlicht wurden.

    Obwohl ich Euch in Hinsicht der schwächeren Handlung beipflichte, hat es für mich durch die wesentlich ausgeprägteren Zeichnungen im Vergleich zu den steinernen Riesen leicht die Nase vorn.

    Zu den Stärken und Schwächen der Handlung und der Zeichnungen möchte ich dann auch noch etwas später zurückkommen.
    Da gibt es Einiges - und dafür fehlt mir leider gerade die nötige Zeit!

  11. #136
    Mitglied Avatar von Matbs
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    Ok, hier die versprochene Liste mit Elementen, die mich stark genug irritiert haben, um mein Lesevergnügen maßgeblich zu dämpfen. Chronologisch, nicht nach Schlimmigikeit (neues Wort, gerade erfunden ) geordnet. Aber meine Ninja-Toleranz ist wohl etwas höher als die von felix, deshalb kann ich vermelden, dass ich persönlich am meisten den Supradebilen Reporter Blondie (der eigentlich gar keinen Namen hat, aber den ich hiermit offiziell auf ebendiesen Namen taufe) gehasst habe.
    Here we go:

    S. 3 - Der Einstieg: Gleich in Medias Res. Spirou und Fantasio sind also im alten Edo, erstmal ohne eine Erklärung was sie da machen oder wie sie da wohl hingekommen sind. Die Situation wird nicht mal per Begleittext erläutert. Das ist natürlich Absicht, um den Leser gleich zu interessieren, wird aber in zwei Seiten so plump aufgelöst, dass eine ordentliche Exposition besser gewesen wäre (Geduld, da kommen wir noch hin).
    Ebenso irritierend: Pips, der die berühmte Fourth Wall durchbricht und sich direkt an den Erzähler, vielleicht sogar den Leser wendet. Soll lustig sein, unterbricht aber vor allem den ohnehin etwas holprigen Erzählfluss, und das bevor er überhaupt in Gang kommen kann. Nicht so gut.

    S.4-5: Ok, Fantasio rempelt also zweimal einen Sumoringer an, und was passiert? Der gibt ihm völlig unvermittelt eins in die Fresse. Stört mich irgendwie total – völlig unangemessen und gerade im reservierten Japan eigentlich undenkbar (mal ganz abgesehen davon, dass der Sumoringer möglicherweise ein Parkangestellter ist – was würde wohl passieren, wenn einer der Goofy-Darsteller in Disneyworld nach zwei Remplern einen Besucher verprügelt???).

    S.6: Aah, der unvermittelte Einstieg rächt sich. Um dem Leser zu erklären, was hier eigentlich geht, gibt´s Exposition mit dem Holzhammer: Fantasio hat zufällig vergessen, dass er nicht wirklich im Edo des 17. Jahrhunderts, sondern in einem Freizeitpark ist, und Spirou muss es ihm haarklein erklären. Hallo?!? Wtf? Hat Fantasio Alzheimer oder was? Sorry, aber das ist nicht nur dämlich, sondern auch so was von unnötig und plump, das geht gar nicht! Da lob´ ich mir wirklich T & J mit ihren langen Einleitungen, die funktionieren wenigstens.

    S.10+: Die Ninjas. Felix hat´s ja schon angesprochen, ich schließe mich an: Das sind also ganz normale Penner, aber sie können kämpfen, turnen, und haben zwar kein Dach überm Kopf und nix zu beißen, aber zufällig einen Satz schwarze Kutten sowie ein mittelalterliches Waffenarsenal. Geeeeeeenau.

    S. 14: Soso, ein offensichtlich ausländischer Tourist wird also von schwertschwingenden Yakuzas verfolgt und das ist eine „tolle Choreografie“. Immerhin scheint der Großteil der Parkbesucher Fantasios Demenz zu teilen…

    S. 15: Spirou darf zum ersten Mal seine neu (und aus dem Nichts) erhaltenen Kung-Fu-Griff-Super-Action-Martial-Arts-Fähigkeiten präsentieren, während der böse Mankagana kurz über seine Abneigung gegen Bürger der Vereinigten Staaten schwafeln darf (ist das damit ein politscher Comic? Hoffentlich nicht, George W. Bush und seine böse Neocon-Junta haben es verdient, brutaler und zielgerichteter kritisiert zu werden).
    Auch Panel 9 will mir so gar nicht gefallen, physische Schläge durch Miniexplosionen mit Augen darzustellen passt m.M.n. nicht in die grafische Anlage des Albums (ist aber nicht der einzige Bruch in dieser Richtung)

    S. 16: Fantasios Alzheimer meldet sich wieder.
    Nein Fantasio, entgegen aller Logik ist das nicht der echte Fujiyama, der hier zufällig in der Halle rumsteht. Unglaublich aber wahr!

    S. 18-21: Der Versuch eines visuellen Gags mit der Menschenlawine. Zündet für mich nicht wirklich, und wirkt äußerst befremdlich (man beachte Panel 3 auf S. 21 – sieht sehr seltsam aus)

    S. 21: Fantasio ist offensichtlich so eine Art Rain Man. Zwar ist er nicht in der Lage, sich an so unwichtige Details wie das Betreten eines Freizeitparks vor ein paar Stunden zu erinnern, aber er erkennt auf einen Blick, dass das völlig banale Strasseneckenpanorama vor ihm die „elektrische Stadt“ ist. Wow, toller Orientierungssinn, mir persönlich fällt die Orientierung in fremden Megastädten mit seltsamen Schriftzeichen da immer deutlich schwerer (oder vielleicht hatte er auch einfach nur Glück, und seine Reiseführer hat ein Foto von genau dieser Ecke gehabt????).

    S. 26: Wir erfahren den ganzen diabolischen Plan: Der böse Mankagana benutzt den nicht ganz so bösen Garo um die Zaubergören als Bagger/Kran-Combos beim Bau von Freizeitparks zu einzusetzen, mit denen er die anderen Yakuza-Clans verdrängen will.
    Pffft.
    Zyklotrop hatte da immer bessere Ideen.

    S.27: Ach was, Spirou und Fantasio wohnen also in einem Oberklassehotel voller Pagen und mit Hochglanz-Lobby. Einziger Wehrmutstropfen: An der Rezeption des Hotels gibt´s wunderbarerweise niemanden, der einer Fremdsprache mächtig ist. Und das soll dann auch noch lustig sein…

    S.30: Ok. Obwohl das Hotel VOLLER Personal ist, haben es mehrere Dutzend abgerissene Obdachlose geschafft, sich völlig unbemerkt durch die Lobby auf ein Zimmer zu schleichen. Ach ja richtig, sind ja alles Ninjas, die bemerkt ja nie jemand bis es zu spät ist.
    Und überhaupt: Wer macht den bitte so was: Wenn ich einem debilen Touri sein Portemonnaie klauen würde, hätte ich was Besseres zu tun, als zusammen mit meinen 50 Kumpels in dessen Hotelzimmer zu ziehen.
    Immerhin kriegen wir als Dreingabe eine Jumboportion klebrig-süßer Sozialromantik, denn die Penner stellen sich als aufrechte, hart arbeitende Leute heraus, die nur durch die bösen Yakuza auf die Strasse getrieben wurden.

    S. 32: Schon wieder so eine Humor-Totgeburt. Fantasios Kampf mit dem Japan-Klo. Was mich dabei besonders irritiert: Nicht nur pinkelt er im Stehen (ok, er ist halt ein echter Mann, die machen das so, auch wenn das für ´nen Sitzpinkler wie mich schon leicht irritierend wirkt), nein, ER KLAPPT DABEI NICHT MAL DIE KLOBRILLE HOCH. Was ist denn das bitte für ´ne Sauerei, so jemand ist doch kein Vorbild für die Jugend!

    S. 36: Oh Mann. Der alte Tür-auf-Typ-rennt-durch-Gag. Im Zeichentrickfilm, bei Avery, Freleng und co., hat der immer ganz gut gezogen, hier nicht. Gerade Panel 3 ist m.M.n. das schlechteste im ganzen Band (und wohl der Manga-Unart gestundet, den Zeichenstil in „komischen“ Situationen ins Extreme zu verzerren).

    S. 38: Wieder ganz viele Mini-Explosionen mit Augen drin, um physische Gewalt darzustellen. Die Landung von Mankagana sieht so aus, als müsse er jetzt das Hirn von seinem Untergebenen am Schuh haben – kids, don´t try this at home!
    Übrigens würde ich beim Weglaufen eher nicht wahllos auf die Köpfe meiner Verfolger hüpfen, but that´s just me.
    Oh, und dann wären dann noch die beiden Reporter. Haben die irgendeine echte Funktion? Nein, eigentlich sind sie nur dazu da, den Spirou-Manga am Ende vorzubereiten und das ohnehin offensichtliche Geschehen mit unnütz-nervigen Kommentaren auf besoffener-Sportreporter-Niveau zu versehen. Was sie hier treiben muss man sich dann aber doch noch mal besonders auf der Zunge zergehen lassen: Reporter Blondie will nämlich ´ne Liveschalte! Begründung: „Äh, hallo Redaktion, da prügeln sich zwei Männer auf der Strasse, unterbrecht das momentane Programm, das müssen wir senden“. Ja klar, Japan ist noch viel ziviler als Deutschland, aber Liveschalten sollte es für so was nicht geben. Offensichtlich ist Fantasio nicht der Einzige auf dem Weg in die geistige Umnachtung.

    S.40: Wir sehen: Reporter Blondie hat seine Live-Schalte gekriegt. Klaaaar.
    Na ja, wird er wenigstens nicht mehr alleine gefeuert, jetzt ist auch der verantwortliche CVD dran.

    S. 42: Ok, ich erlaube mir noch mal zu Fragen: Seit wann ist Spirou eigentlich eine Bruce Lee-Verschnitt? Nee, nee, Kinder, das geht so nicht.
    Dümmster Text der Seite: „Wir sind noch nicht fertig, roter Ronin!“. Häh? Warum denn bitte Ronin????? Wenn das ein europäischer Gangster gewesen wäre, hätte er Spirou ja auch nicht
    unvermittelt als „Roten Ritter“ bezeichnet. Ganz schräg!

    S. 47: Die Backstory der Telekinese-Twins. So so, sie kommen also aus Hong Kong und heissen Kow und Loon. Sorry, aber bin ich der Einzige, der es seltsame findet, dass sie nach einem Stadtteil ihrer Heimatstadt benannt sind? Wenn sie aus Berlin wären, würden sie dann „Kreuz“ und „Berg“ heißen? Oder „Pan“ und „Kow“? Müssen wir demnächst mit Zwillingen aus Paris rechnen, die sich „Mont“ und „Matre“ nennen? Sorry, aber im Zeitalter des Internets sollte es doch möglich sein, ein paar bessere chinesische Namen zu finden.

    S.53: Soso, der Showdown rückt näher. Unsere Helden und ihrer Pennerarmee verkleiden sich mit Abfall und ziehen los. Warum sie das machen? Keiner weiß es. Und das ist auch gut so…

    S. 54: Oh, Reporter-Blondie ist wieder da. Aus irgendeinem Grund ist er nach seiner sinnlos-Liveschalte von vor ein paar Tagen nicht gefeuert worden (wohl der Sohn vom Chef oder so), deshalb kann er jetzt schon wieder live kommentieren, wie die Penner mit der zufällig gerade anwesenden Yakzua-Armee aufeinanderprallen (oder lagert Mankagana seine Handlanger grundsätzlich auf Baustellen?), während die Ordnungsmacht offensichtlich nicht anwesend ist.
    Hey, Moment mal, hatten die Yakuza vor ein paar Tagen nicht noch Pistolen? Na ja, die haben sie jetzt anscheinend zuhause gelassen. Ist auch besser so, sonst könnten sie sich ja gar nicht von den Herzensguten Pennern in den Arsch treten lassen.

    S. 57: Ok. Itoh Kata hat uns vor ein paar Seiten erzählt, dass seine Magie nur aus „Taschenspielertricks“ besteht. Das war aber wohl nur japanische Bescheidenheit, denn wie wir hier sehen kann er teleportieren!!!!! Einfach mal mit dem Stab gewedelt, und sich woanders hingebeamt, das ist doch eigentlich viel beeindruckender als die olle Telekinese-Nummer. Dass er für was Vergleichbares bei Fournier noch die Hilfe seiner Kollegen brauchte und es superanstrengend war (vgl. Bd. 25) interessiert hier nicht weiter.
    Go Itoh Kata! Man fragt sich allerdings, warum er die Bösen nicht gleich mit seinem Versteinerungsatem, Todesblick oder seiner beschworenen Karnickelarmee besiegt…

    S. 60: Oh, welch Überraschung: „Der Rote Ronin“, aka Spirou die Todeskralle, hat das bessere Kung Fu. Gähn.

    S. 61: Garo, seines Zeichens durchgängig farbloser Semi-Schurke ist allen scheißegal (mir übrigens auch). Deshalb löst er sich unmotiviert auf. Hätte er besser mal vor 50 Seiten machen sollen…

    S. 62: Reporter Blondie darf in seinem weisen Schlusswort bemerken, dass ein Europäer einen Japaner geschlagen hat „was eine schlechte Nachricht sein könnte, wenn… wenn Letzterer nicht ein ehrloser Yakuza gewesen wäre. Und wenn Ersterer nicht vom wahren Geist eines Samurai beseelt wäre“. ACK!!
    Blondie: Ich hasse dich, du würgst mich im Halse. Hoffentlich hast du bald mal´n Blinddarmdurchbruch oder so was!
    Oh, und wir lernen, dass der Chefpenner jetzt zum Leiter des Themenparks geworden ist. Warum? Öh, er war wohl gerade in der Nähe und hatte nix besseres zu tun. Jobs in leitender Position werden in Japan regelmäßig auf diese Art und Weise mit zufällig in der Nähe abhängenden Obdachlosen besetzt…

    S. 63: „Mit ihren vor Müdigkeit schmalen Augen tauchen sie perfekt in der Menge unter“.
    Heißt das, dass man als Europäer nur müde sein muss um nicht mehr von einem Asiaten unterschieden werden zu können? Wer hätte das gedacht (ich nicht)…



    So, das waren die schlimmsten. Versteht mich nicht falsch: Ich bekrittele nicht mal so sehr, dass das Album solche Szenen hat, die gibt’s auch in ganz vielen anderen Comics (wenn auch nicht unbedingt in derselben Frequenz), sondern vielmehr, dass das Gesamtpaket so holprig und „unrund“ ist, dass ich von diesen Szenen ständig merklich irritiert und aus dem Lesefluss geworfen wurde und kurze aber extrem störende „was zum Teufel“-Momente hatte, anstatt angesichts einer guten und sauberen Story einfach drüber hinweglesen zu können.


    Noch ein Wort zur zeichnerischen Umsetzung: Wie gesagt, Munueras Linienführung ist mir hier oftmals zu glatt, zwar wirkt das ganze auf jeden Fall sauber und zeugt von hohem handwerklichen Können, aber irgendwie ist es mir allzuoft ein bisschen seelenlos und blutleer.
    Zudem habe ich den Band allzuoft als disparates Stückwerk empfunden , der keine eindeutige Linie hat: Einerseits haben wir immer wieder den Versuch, möglichst mangaesk zu wirken (z.B. mittels Verzerrung, Reduktion und Rasterkolorierung), andererseits finden sich auch immer wieder sehr traditionell-europäisch wirkende Panels mit viel Detailfreude und klassisch-barocken Linien (in der Tat sind die z.T. „traditioneller“, als man das normalerweise von Munuera gewohnt ist - schönen Beispiel: Panel 9 auf S. 24. Wenn P.3 auf S.36 das schlechteste des Bandes ist, ist das hier eindeutig das beste [m.M.n.]). Das ist möglicherweise sogar Absicht, um die zwei Traditionen zu konterkarieren, aber das Endergebnis finde ich relativ unglücklich, denn es sorgt dafür, dass das Album auch grafisch uneinheitlich daherkommt, und auch hier kein klarer Eindruck entstehen kann.

    Ebenfalls schon angesprochen habe ich die Eindimensionalität der Charaktere, doch auch das möchte ich noch mal kurz vertiefen: Spirou und Fantasio sind farblos, letzten Endes nur Vehikel der Actionstory (Spirou als der jugendliche Kampfkunstheld, Fantasio als pathetisch-vertrottelter Comic-Relief-Hanswurst mit Kreditkarte). Itoh Kata und seine Kollegen werden ihrem Potential (das m.M.n. sehr groß ist) ebenfalls nicht gerecht, sie sind so ein bisschen ein unnötiges Anhängsel, an das sich die Autoren immer mal wieder erinnern, das aber ansonsten wenig zu bedeuten hat.
    Am traurigsten steht´s aber um die Bad Guys. Spirou hat eigentlich eine Tradition großartiger Schurken: Der verschlagene Zantafio, der megalomanische Zyklotrop, Kodo der Tyrann, oder auch Don Vito Cortizone, alles Bad Guys mit Profil und Charakter. Aber hier?
    Nichts dergleichen!
    Was lernen wir über Mankagana: Er ist stark, böseund hat möglicherweise einen Minderwertigkeitskomplex weil er Mangas liest (zumindest letzteres ist ja durchaus nachvollziehbar ). Zu mehr bleibt kein Raum, was dazu führt, dass er eine instant Vergessbare 08/15-Figur bleibt. Der wird ganz bestimmt nie wieder in einem Spirou-Album auftauchen, dazu ist er einfach viel zu beliebig und langweilig, in der Form kann er ja noch nicht mal gegen den Kommandanten und Calloway aus dem Cauvin/Broca-Run anstinken!
    Noch schlechter sieht´s allerdings mit Garo aus: Eigentlich eine interessante Figur im Konflikt zwischen falsch und richtig. Das Problem: Angesichts endloser Verfolgungsjagden und Martial-Arts-Orgien ist einfach keine Zeit, darauf einzugehen, deshalb wird das ganze auf hin und wieder gezwungen eingefügte Allgemeinplätze reduziert, was den Charakter furchtbar aufgesetzt und fast schon peinlich wirken lässt. Sorry: Aber so passt das gar nicht in die Actionsstory und wirkt einfach nur deplaziert. Wie deplaziert, das zeigt sich dann vor allem am Ende mit der völlig unnützen Selbstauflösung – das ist fast so, als ob es den Autoren selbst klar geworden ist, dass die Figur schlecht ist, und sie sie jetzt einfach nur möglichst schnell und ohne großes Aufsehen loswerden wollen.

    Zudem leidet der Band sehr stark darunter, dass die Autoren zuviel darin unterbringen wollen, was in der eigentlichen Geschichte nichts zu suchen hat – wir haben winzige aber zu lang vorbereitete Nebenplots (die diesen Namen eigentlich nicht mal verdient haben), wie die Vorbereitung des Spirou-Mangas, die – samt ansonsten unnötigen Reporter Blondie Einlagen – viel zu viel Platz brauchen. Wir haben den Versuch einer interkulturellen Betrachtung, der jedoch allzu oft in daneben liegt, sei es, weil er zur puren Anbiederung gerät, oder weil er im Gegenteil eine irgendwie pathetisch wirkendes Bild westlicher Überlegenheit zeichnet. Das wirkt alles irgendwie aufgesetzt, besonders tragisch ist dabei jedoch, dass die Autoren trotz ihres Japanaufenthaltes allzu oft nicht über das Präsentieren von Klischees herauskommen (übervolle Züge, High-Tech-Toiletten, und ständiges durchexerzieren bekannter Ninja- und Samurai-Allgemeinplätze), die zudem auch noch tragende Säule des humoristischen Grundkonzeptes sind (was doppelt schief geht: Entweder man kennt und versteht diese Klischees, dann hat man aber schon mal drüber den Kopf geschüttelt und sie sind nicht mehr so lustig, oder man ist nicht mit ihnen vertraut, dann macht Vieles wenig Sinn).

    Insgesamt ist das Album zwar nicht unlesbar, und hat sogar den einen oder anderen guten Moment, doch gerade als Gesamtheit funktioniert es leider nicht besonders gut, und ist im großen und ganzen zu fahrig und oberflächlich, um länger im Gedächtnis zu bleiben.



    So, und weil heute Freitag ist, nutze ich die Gelegenheit gleich mal zum endgültigen Fazit:

    - Abenteuer in New York: Großartig, einfach nur großartig. Lustig, rasant. Spannend, mit tollen Charakteren und Szenen, umgesetzt mit einem beeindruckenden Gefühl für die Dynamik des Duos Spirou-Fantasio, gestützt durch ein ebenso beeindruckendes Gefühl für die Eigenheiten des Settings. Für mich ganz groß, auf derselben Stufe wie die besten FranquinSpirous. 9,5/10.

    - Die steinernen Riesen: Mutige aber gleichzeitig behutsame Neuinterpretation, beruhend auf dem Run von T & J. Hervorragende Abenteuergeschichte à la Indiana Jones mit genau der richtigen Mischung aus „normal“ und „unglaublich“. Humormässig etwas zurückhaltender als das New Yorker Abenteuer, aber immer noch mit mehr als genug guten Lachern, dazu grafisch absolut erste Sahne, ein wahrer Augenschmaus. Wie gesagt, der beste Spirou seit 10 Jahren, macht einfach nur einen Riesenspass! 9/10.

    -Spirou in Tokio: Das hässliche Entlein unseres Trios. Leidet unter einer ganzen Reihe von Schwächen: Grafisch und inhaltlich unrund, nicht stringent erzählt, zuviel Action und zu wenig Tiefe, zu wenig „Spirou“-Feeling. Das Endergebnis ist ein Band, der weder ein besonders gutes Spirou-Album im Besonderen, noch ein besonders guter Comic im Allgemeinen ist. Zwar ist das ganze auch nicht unerträglich schlecht, dazu sind die Autoren zu talentiert und routiniert (wie gesagt: Ich bin der Meinung, dass beide durchaus gute Comicschaffende sind, aber Spirou ist nun einfach mal nicht ihr Ding), aber insgesamt kommt das ganze keinesfalls über das untere Mittelmaß raus. Oh richtig: Lustig ist es übrigens auch nicht. 4,5/10.





    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Was ich zumindest deutlich aus Euren Kritiken herauslese - und daher diese auch voll und ganz nachempfinden kann - ist Eure Aversion gegen Mangas.
    Hier möchte ich noch mal anmerken, dass ich zwar aus meiner Abneigung gegen das Gros der japanischen Comics nie einen Hehl gemacht habe, dass ich aber auch gleichzeitig versucht habe, dies soweit als möglich aussen vor zu lassen. In der Tat bin ich der Meinung, dass der Band auch jenseits der - zugegenen für mich teilweise irritierenden - Manga-Bezüge (ich vermeide mal den Begriff "Anbiederei" ) sehr deutliche Schwächen hat, die nicht nur meinem subjektiven Empfinden entspringen.
    Geändert von Matbs (18.05.2007 um 12:06 Uhr)

  12. #137
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    Zitat von Matbs:
    Der Einstieg: Gleich in Medias Res.
    Ja, so kann man das wirklich nennen.
    Und das schlimmste (für Spirou und den Leser): Deine Kritik ist berechtigt!
    Zitat von Matbs:
    Um dem Leser zu erklären, was hier eigentlich geht, gibt´s Exposition mit dem Holzhammer: Fantasio hat zufällig vergessen, dass er nicht wirklich im Edo des 17. Jahrhunderts, sondern in einem Freizeitpark ist, und Spirou muss es ihm haarklein erklären. Hallo?!? Wtf? Hat Fantasio Alzheimer oder was?
    Neeein, war doch alles der Jetlag wie völlig logisch im letzten Bild von Alben-Seite 5 "erklärt" wird.

    Der schlimme Rückschluss aus dieser Szene: Morvan muss gemerkt haben, dass hier etwas unschlüssig ist (sonst hätte er diesen "Blackout" ja nicht irgendwie zu erklären versucht) und hat gemeint, seine doofe Ausrede ("Jetlag") würde funktionieren.
    Ein echtes Problem, wenn ein Autor sich der Schwäche einer Idee bewußt, sie aber nicht zu streichen bereit ist, weil er dann sein ursprüngliches Konzept überarbeiten müsste ...

    Ähnliche Probleme habe ich auch mit der "Logik" des Gangster-"Plans" und Garos Psi-Kräften:
    Zitat von Matbs:
    S. 26: Wir erfahren den ganzen diabolischen Plan: Der böse Mankagana benutzt den nicht ganz so bösen Garo um die Zaubergören als Bagger/Kran-Combos beim Bau von Freizeitparks zu einzusetzen, mit denen er die anderen Yakuza-Clans verdrängen will.
    Pffft.
    Zyklotrop hatte da immer bessere Ideen.
    Wohl wahr! Aber die wurden ihm ja auch von Greg eingegeben!

    Die Idee, die Kinder als Super-Bauarbeiter einzusetzen dürfte nicht allzu einfach zu realisieren sein.
    Entweder sie lassen offen auf einer Baustelle ihre Psi-Kräfte walten, dann werden sehr schnell sehr viele Menschen darauf aufmerksam (u.a. die Yakuza-Konkurrenz und die Behörden: Kinderarbeit ist in Japan verboten, was würden die Gewerkschaften dazu sagen? ...),
    oder die Kinder werden aus einem Versteck heraus tätig, das würde aber den nicht zu unterschätzenden Effekt haben, dass Beobachter der Baustelle den Eindruck gewännen, hier werde mit Zauberhand gearbeitet (frei durch die Luft schwebende Teile usw.) ... und wenn dies keine Untersuchungen zur Folge hätte ...

    Ein weiteres Problem:
    Wenn Garo Kow und Loon mit seinen hypnotischen Kräften zu kontrollieren imstande ist (zwar "nur" Kinder, aber immerhin solchen die vermutlich tonnenschwere Gegenstände mittels Telekinese zu bewegen imstande sind, also über enorme Geisteskräfte verfügen), wieso hat er Schwierigkeiten mit dem zwar "Erwachsenen", aber psi-kräftelosen Mankagana.
    Seite 60, Bild 11 legt nahe, dass ein "echter Yakuza" nicht zu hypnotisieren ist. Denn der in diesem Panel vom Verbrecher geäußerte Verdacht, dass Garos Kräfte bei den Kindern versagt hätten wird auf Seite 61, Bild 6 von dem Zauberer höchstselbst entkräftet.
    Wenn Garo aber das ganze Theater von Anfang an verhindert hätte, wäre Morvan ohne Story gewesen. Drum die fadenscheinige "Begründung" für die Nicht-Hypnotisierbarkeit.

    In einem Punkt muss ich Matbs' Kritik allerdings in eine etwas andere Bahn lenken:
    Zitat von Matbs:
    Was sie hier treiben muss man sich dann aber doch noch mal besonders auf der Zunge zergehen lassen: Reporter Blondie will nämlich ´ne Liveschalte! Begründung: „Äh, hallo Redaktion, da prügeln sich zwei Männer auf der Strasse, unterbrecht das momentane Programm, das müssen wir senden“. Ja klar, Japan ist noch viel ziviler als Deutschland, aber Liveschalten sollte es für so was nicht geben. Offensichtlich ist Fantasio nicht der Einzige auf dem Weg in die geistige Umnachtung.
    Hast Du vielleicht übersehen, aber Reporter und Kameramann begegnen wir bereits auf Seite 37, Bild 6. Der Kameramann scheint sich durchaus bewußt, dass Loon Psi-Kräfte besitzt (siehe Sprechblase).
    Fragt sich nur wieso.

    Also wenn ich einen Fensterputzer-Aufzug durch die Luft fliegen sähe, würde ich zunächst einen technischen Trick vermuten.
    Aber selbst wenn dieser ausschiede, warum sollten Spirou und/oder Fantasio nicht für den "Auftrieb" sorgen? Oder ein Aussenstehender?
    O.K., seit Akira wissen wir: sowas können nur Kinder aus Fernost.
    War der Rückschluss des Kameramannes also völlig logisch.
    Vielleicht hat er aber auch nur die pupillenlosen Augen Loons gesehen und dadurch wurde ihm alles klar ...

    Zitat von Matbs:
    S. 47: Die Backstory der Telekinese-Twins. So so, sie kommen also aus Hong Kong und heissen Kow und Loon. Sorry, aber bin ich der Einzige, der es seltsame findet, dass sie nach einem Stadtteil ihrer Heimatstadt benannt sind? Wenn sie aus Berlin wären, würden sie dann „Kreuz“ und „Berg“ heißen? Oder „Pan“ und „Kow“? Müssen wir demnächst mit Zwillingen aus Paris rechnen, die sich „Mont“ und „Matre“ nennen? Sorry, aber im Zeitalter des Internets sollte es doch möglich sein, ein paar bessere chinesische Namen zu finden.
    He, he ... Du kennst Dich ja auch mit Superhelden aus.
    Weißt Du noch wie Deadman (in seiner zivilen Identität) hieß?
    Boston Brand!
    Und jetzt kommt's: Der Name seines Bruders?
    Hi, hi ...
    .
    .
    .
    Cleveland Brand!!!!
    (wie geil ist das denn? )

    Zitat von Matbs:
    S. 62: Reporter Blondie darf in seinem weisen Schlusswort bemerken, dass ein Europäer einen Japaner geschlagen hat „was eine schlechte Nachricht sein könnte, wenn… wenn Letzterer nicht ein ehrloser Yakuza gewesen wäre. Und wenn Ersterer nicht vom wahren Geist eines Samurai beseelt wäre“. ACK!!
    Ein Spruch, der Zahnschmerzen verursacht.
    Ich fand ihn sogar noch schlimmer als den vom "roten Ronin".
    Geändert von felix da cat (18.05.2007 um 17:45 Uhr)

  13. #138
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    Also, meine Herren!

    Selbst in meinen wildesten Tim-und-Töle-Attacken habe ich nicht so einseitig ge- und verurteilt!

    Ich bin zwar auch kein Anhänger dieses Albums geworden, aber sooo miserabel isses nun ooch nich! Ausgerechnet ich, der Lord-Siegel-Bewahrer des wahren und einzigen Spirous, muß nun dieses Album in Schutz nehmen!

    Wie gesagt, in die Spirou-Reihe gehört es m.E. nicht, als Hommage hingegen gefällt es mir durchaus. Okay, ein bißchen arg viel Hetzerei und Balgerei, aber ist das nicht vielleicht auch schon ein Stück Satire? Ähnliches gilt für die absurden Monster, die die kleine Loon immer mal wieder ins Leben ruft.

    Ich habe mir gerade nach der kräftigen Kritik (die ich überwiegend teilen kann) das Album nochmal durchgelesen und dabei stichwortartig mal die Pluspunkte (u.a.) festgehalten, die ich entdecken kann:

    Spannend, wie die zunächst verwirrenden Elemente sich zu einer zusammenhängenden Handlung zusammenfügen

    S.3, Panel 2: was für eine Kuhgesicht-Type im weißen Kimono ist das?

    Pips’ Dispute mit Erzähler amüsant: S.3, 6, S.43, S.46, S.52

    Anspielungen auf Comic-Konkurrenz Europa-Manga: S.15, Spirou: „Jetzt zeig ich dir erstmal, wie die Europäer heutzutage die Japaner im Judo schlagen!“ S.17, Fantasio: „Ein dickköpfiger Schurke!“ – „Aber scharf sieht er aus, das muss man ihm lassen!“ S.21, Fantasio: „Wir sind in Japan! Also schwimmen wir mit der Welle!“ – S.27, die sich verbeugenden japanischen Hotelpagen … S.29, Spirou als Page: „In dieser Verkleidung werden sie mich nicht erkennen!“ Pips: „Da wären sie aber die einzigen!“ Fantasio versucht, sich ins Pagenkostüm zu zwängen: „Pff, ich bin zu groß, nichts paßt mir!“ S.55, Spirou: „Ich bin ein Weltbürger! Und das kann ich beweisen!“* *Siehe Band 1 – 46 und die Sonderbände. S.62, TV-Reporter: „Nun, Sie sollen wissen, dass der Europäer den Japaner geschlagen hat …“ TV-Zuschauer/Mangazeichner: „Ein mutiger, abenteuerlustiger Page, das gäbe einen tollen Mangahelden ab!“, S.64 Schlußgag: Manga-Spirou

    Diverse Verweise auf japanische Kultur/Geschichte

    Yankee-Spruch S.15: „Was bist Du? Ein Yankee? Immer bereit, die Welt zu retten, ohne was davon zu verste …“

    Visueller Gag mit Bildschärfe S.22 (Panels 3+4)

    S.27, Fantasio zu Spirou: „Klar, du Musterknabe! Deine Vollkommenheit kann ein Normalsterblicher sowieso niemals erreichen!“

    S. 32 unten -> Matbs: Fantasio kein Stehpinkler, sondern ein „Sitzdrücker“! 8. Panel!

    S.33, Pips: „Hey, wenn der neue Spirou jetzt sarkastisch wird, wozu bin ich dann noch gut?“

    S.63, 7. Panel: Anspielung auf Gallier-Festbankett

    Fazit für mich: amüsant zu lesen, trotz Hektik und mancher wenig plausiblen Vorgänge. Ein "richtiger Spirou" ist es nicht.

  14. #139
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Weißt Du noch wie Deadman (in seiner zivilen Identität) hieß?
    Boston Brand!
    Und jetzt kommt's: Der Name seines Bruders?
    Hi, hi ...
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    Cleveland Brand!!!!
    (wie geil ist das denn? )
    Was, hat Walter Moers jetzt doch seinen Comic "Deadman - der tote Comicheld" gemacht ;-)

    Ernsthaft. In den USA ist das so. Da gibts noch viel krassere Namen. Was hältst Du von OrangeJello und LemonJello?

  15. #140
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    Zitat von Max Sinister:
    Was hältst Du von OrangeJello und LemonJello?
    "Und unser Drittes werden wir Pampelmuse nennen!"

    Na, die beiden bekommen sicher mildernde Umstände, wenn sie ihre Eltern um die Ecke bringen.



    Ist ja 'ne Art Modeerscheinung unter Promis, seine Kinder nach Geburtsorten zu benennen. Hat sich nach meiner Kenntnis aber leider noch nicht in Ober-Erkenschwick durchsetzen können. Und das liegt sicher nicht nur an dem Mangel an Promis vor Ort.

    Da wir gerade bei Namen sind und um die Kurve zurück zum Thema zu kriegen:
    Ist Spirou nicht eigentlich ein griechischer Name?
    Fand' ich immer ein bisschen ungewöhnlich für 'nen frankobelgischen Helden.
    Geändert von felix da cat (21.05.2007 um 09:55 Uhr)

  16. #141
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Sorry - das ich mich erst heute wieder melde, möchte aber doch versuchen noch ein bisschen auf die ausführlichen Aspekte von Euch einzugehen.
    Ich kann und möchte auch nicht auf jeden einzelnen Seitenverweis von Matbs eingehen - er hat unglaublich viele notiert - der helle Wahnsinn!

    Allerdings will ich anhand seiner Angaben die Chance nutzen meine gefühlten Stärken und Schwächen des Albums aufzuzeigen - danke für die Starthilfe, Matbs!

    Gerade der Beginn des Albums hat mir besonders gut gefallen. Ich glaubte wirklich mich im ersten Moment in einem historisch angehauchten Abenteuer wiederzufinden und machte mir schon heimlich Gedanken, wie die Rolle Spirou und Fantasios dazu an den Leser verkauft werden sollte.
    Wenig später folgte die Aufklärung - es handelte sich um einen Themenpark, der das alte Edo wiederaufleben lässt.
    Das ist eine wirklich tolle Idee - eröffnet es doch unglaublich viele Möglichkeiten einen Mix aus Historie und der Moderne in den Handlung zu integrieren und somit etwas von Land und Leute dem interessierten Zuschauer näher zu bringen.

    Das die Storyline dann später ab und an sehr holprig wurde und auch vermehrt bei mir ein ungläubiges Kopfschütteln auslöste, ist zwar schade - aber darauf hatte ich mich wie gesagt eingestellt und es war zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht absehbar.
    Im Gegenteil war ich nach der Eröffnungsszene wirklich sehr angetan.
    Wunderschönes Grundsetting - gelungene Illustration (S.3 - Bild 2) - und auch die Rolle Pips als Erzähler hat mir durchaus gefallen.

    Das mit den Sumoringern ist natürlich nach abschliessender Bewertung sehr suspekt - auch ihre Gewalteinlage - zu diesem Zeitpunkt machte ich mir darüber ehrlich keine grösseren Gedanken - erst in der Nachbetrachtung ist es wie Matbs geschildert hat schon unglaubwürdig, da es sich ja eigentlich um Parkangestellte handelt.

    Ninjas - wer braucht sie wirklich - aber sie kommen leider immer noch viel zu häufig zum Einsatz, so auch diesmal.
    Hier kommt eine grosse Schwäche des Albums zum Ausdruck - nein, nicht die der Ninjas, sondern die der Obdachlosen.
    Eigentlich finde ich so eine sozialkritische Komponente durchaus begrüssenswert - nur die Umsetzung ist dann doch viel zu platt.
    Nicht nur das sie scheinbar alle eine schauspielerische Ausbildung hatten und dazu noch Mut und Kraft, nein - ihre primären Ängste und Sorgen werden wenig bis gar nicht erwähnt, sie dienen lediglich als dramatische Kulisse für etwaige Actioneinlagen.

    Da hätte man sich dann doch lieber eine Gruppe radikaler und gut organisierter Gegner des Kapitalistischen Systems gewünscht - denen es vielleicht um politische Motive oder vergleichbarem ginge. Oder eine anonyme Gruppierung aus Yakuza-Gegner. Aber nun gut sollen es hat Obdachlose sein - praktisch die Rache der Unterprivilegierten.

    Wenden wir uns anderen Aspekten zu.
    Fantasio´s Aussetzer sind schon wirklich ´ne harte Nummer, vor allem die mit dem Fujiyama-Modell - oioioio!
    Andererseits verursachen die Sequenzen mit ihm im Kaufrausch wirklich Spaß - das ist mal was ganz anderes.
    Das er und vor allem Spirou derart überlegene Kämpfer sein sollen ist allerdings sehr unglaubwürdig - auch hier hätte man sich eine realistischere Einstufung gewünscht.

    Was mir neben einzelnen tollen Illustrationen wirklich sehr gefällt sind die vielen Anleihen zu den grossen Manga-Klassikern von Akira, über Dragon Ball, Naruto bishin zum grossen Samurai Musashi Miyamoto, bekannt aus Vagabond. Selbst der Ikebukuro West Gate Park (IWGP) ist vertreten - wahrscheinlich noch viele mehr - ich bin nicht der grosse Kenner der Szene.
    Dies wird kombiniert mit kleinen alltäglichen Dingen, die wir lächelnd als Macken bezeichnen würden, aber dennoch viel mehr als nur Klischee sind.
    So z.b. die U-Bahn Massenszene. Ich habe schon viele Sendungen über Japan gesehen - genau so sieht es oft aus. Ein Meer aus Menschen - innerhalb des Zuges dicht zusammengepfercht und auf den Strassen von Tokio ein wildes Herumgewusel - find ich sehr überzeugend die Darstellung.
    Und Mangas gehören vielmehr in die japanische Kultur als bei uns die Comics. Ich habe schon viele Berichte gelesen das überall Mangas konsumiert werden - das ist sicherlich kein Klischee.

    Dann wieder mal die Obdachlosen - diesmal in der luxuriösen Hotelsuite von Spirou + Fantasio - überflüssige Szene - hier fragt man sich zu recht, wie sie wohl alle ins Zimmer gekommen sind.
    Wahrscheinlich hat sie die kleine Loon hinein-teleportiert!

    Hier kommen wir zur zweiten grossen Schwäche des Albums.
    Ich spreche von den überirdischen telekinetischen Kräften der beiden Kinder Loon + Kow
    Heilige Scheisse - ich meine früher hat man gebannt auf der Couch mitverfolgt wie Uri Geller Löffel vor laufender Kamera verbogen hat.
    Aber dieses hier übertrifft ja meine kühnsten Erwartungen. Da bemächtigt sich ein Ober-Yakuza doch tatsächlich mittels Hypnose der schier unglaublichen Kraft zweier kleiner Hosenscheisser um einen Themenpark nach dem anderen aus dem Nichts aufzubauen.
    Ist der kleine Kow meist nur hypnotisiert anzutreffen - hat´s Loon faustdick hinter den Ohren und ihre Klappe scheint noch größer als ihre Telekinesekraft zu sein.

    Himmel noch eins - muss das denn wirklich sein? Gruselig, genau diese Form von Manga kann ich auf den Tod nicht ausstehen.
    Vorpubertäres Gesülze - viel Action, wenig Hirn.
    Mag ja als 5-7 jähriger noch ganz amüssant sein (ich fand damals auch Godzilla klasse! ) - aber so etwas brauche ich als denkender Erwachsener nun gerade gar nicht und selbst wenn Spirou sicherlich nicht die Vorzeige Erwachsenenserie ist - etwas mehr Niveau darf es dann schon sein, bitteschön!

    Zeichnerisch hatten allerdings einige dieser Thematik betreffenden Szenen wirklich schon eine gewisse Güte.
    So finde ich diese aus allen möglichen Schrotteilen zusammengesetzte Ungetüme optisch wirklich mehr als gelungen und auch die Maskierung der Obdachlosen als sie sich ihre Rüstungen zusammschmiedeten fand ich klasse.

    Ich stehe zugegebenermassen auf Detailzeichnungen - daher mal ein paar grandiose Illustrationen.

    - S.3 - Bild 2 (die schon erwähnte Edo-Eröffnungsszene)

    - Die Tattoos auf Mangakanas Rücken

    - S. 35 - Bild 6 (Spirou, Fantasio + Loon hoch oben über der Stadt in
    einer sich lösenden Hochhaus-Aussengondel)

    - verschiedene Stadtansichten - oder die des fahrenden Zuges usw. drücken eine schöne Atmosphäre aus

    - S.43 - die ganzen Hyperman-Figürchen

    - S.46 - Bild 1 (schöne Nachtaufnahme)

    - S.47 - Bild 6 (die Hochhausszene aus der City of Darkness - Klasse!)



    Alles in Allem kann ich wirklich mit den Zeichnungen sehr gut leben, empfinde sie teilweise gar als richtig gelungen.
    In der Storyline wechseln sich absurde Momente mit krativen, ideenreichen Sequenzen ab.
    Das Grundsetting halte ich immer noch für gelungen - nur was daraus gemacht wurde entspricht nicht der Qualität wie ich es gerne gesehen hätte.
    Als einmaligen Versuch kann ich mit Spirou in Tokio ganz ausgezeichnet leben, allerdings vermisse ich doch sehr den schönen Humor den die Serie schon immer auszeichnete.
    Dieser wurde aufgrund der vielen Action extrem vernachlässigt - es ging sogar soweit das auf S. 55 - Bild 8 Blut gezeigt wurde - gab es das eigentlich schon vorher in einem Spirou-Abenteuer? (ich kann mir sowas einfach nicht merken)
    Direkt nach dem Lesen habe ich gar noch mit einer etwas höheren Bewertung geliebäugelt, kann aber aufgrund der hier zurecht vorgetragenen Kritik dem Album nicht mehr als 6,5/10 geben.
    Es waren einfach zuviele Schwachstellen, die auch die ausgefallene und in sich innovative Story nicht abfedern konnte.

  17. #142
    Mitglied Avatar von PhoneyBone
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    Meine Benotungen:

    - Abenteuer in New York: 9,0/10.

    - Die steinernen Riesen: 7,5/10.

    - Spirou in Tokio: 3,5/10
    Infos aus Belgien: www.stripspeciaalzaak.be

  18. #143
    Mitglied Avatar von lucien
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    Interessant das gerade das jüngste erschienene Album von Spirou und Fantasio so in der Kritik steht und die Verlagsleitung (vermutlich?) zu Konsequenzen bewog.

    Ich hatte wenig Erwartung an das Album und bin ob dieser eher positiv überrascht. Die Zeichnungen von Munuera gefallen mir ausgesprochen gut, Hip ja schon einige schöne Beispiele erwähnt und mir hat die Graphische Dynamik sehr gut gefallen.
    Meine erste Assoziation war demnach auch Akira, dessen Tempo und Dynamik mich damals schwerstens beeindruckt hat. Trotzdem hinterlassen für mich die Zeichnungen doch den Eindruck ein frankobelgisches Album konsumiert zu haben, ein gelungener Spagat von Munuera.

    Inhaltlich gibt es zurecht einiges auszusetzen, wenn ich auch das überprüfen von Unterhaltungsgeschichten auf entsprechend realistische Handlungen und Szenen immer etwas merkwürdig finde. In einer Geschichte in der telekinetisch begabte Kinder eine Rolle spielen, mache ich mir wenig Gedanken wie denn 20 oder mehr Obdachlose in ein Hotelzimmer kommen (übrigens hatte Loon ja die Karte zum Zimmer).

    Ich hatte mich sehr auf den Auftritt von Itoh-Kata gefreut und bin darob doch enttäuscht, Morvan hat ihn zwar Zaubern lassen aber irgendwie kam er mir nicht richtig integriert vor, eher als ein Bestandteil der Geschichte nur um da zu sein. Ebenso erging es mir mit den Kollegen Itoh-Katas.
    Für mich persönlich war die Rolle Fantasios sehr schlecht interpretiert, ihn fast einzig als "kaufsüchtige Slapstickfigur" zu präsentieren hat mich sehr gestört, da bin ich wohl zu emotional.
    Gut gefallen hat mir aber die Rolle als Kommentator und Kommunikator von Spips, dies kann er gerne öfter tun. Hier wurde er schön in die Handlung miteinbezogen und blieb weniger ein Anhängsel ohne tragende Rolle wie in Steinerne Riesen.

    Mich hat übrigens die Szene mit dem Aufzug der Fensterputzer an Abenteuer in New York erinnert, als Fantasio und Co. versuchten in das Hauptquartier der Chinesischen Triade einzudringen.

    Insgesamt habe ich mich ganz gut unterhalten gefühlt, vielleicht auch aufgrund meiner fehlenden Erwartung, nicht mehr aber auch nicht weniger.
    Deshalb 6 von 10 möglichen Punkten für Spirou in Tokio.
    Geändert von lucien (23.05.2007 um 16:55 Uhr)

  19. #144
    Mitglied Avatar von lucien
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    Hier noch meine Bewertung der beiden anderen diskutierten Alben:

    Die steinernen Riesen erhalten von mir ebenfalls 6 von 10 Punkten. Inhaltlich eine tolle Geschichte die ich mir auch gut in der normalen Serie vorstellen könnte. Die indonesische Archäologin wäre ebenso eine Bereicherung wie Martin. Aber mich haben haben die Zeichnungen gewaltig irritiert, kein runder schwungvoller Strich, alle Figuren viel zu gross und letztlich hatte ich manchmal den Eindruck Spirou und Fantasio wurden als Karikaturen ihrer selbst gezeichnet, deshalb bin ich froh dass dieses Album nicht in der regulären Reihe erschienen ist und wohl keinen Nachfolger erhält.

    Abenteuer in New York vergebe ich 7,5 von 10. Schönes Artwork, einige tolle Ideen, überwiegend gelungener Slapstick, eine wirklich überdurchschnittlche Unterhaltung, zur absoluten Spitze fehlt mir dann aber doch noch etwas.

  20. #145
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    @lucien

    Unser Empfinden diesen 3 Alben gegenüber ähnelt sich diesmal sehr.
    Da bin ich aber wieder etwas beruhigt - ich dachte schon ich liege mit meiner Wahrnehmung diesmal so völlig daneben.


    Interessant ist die Tatsache das die verschiedenen Spirou-Abenteuer doch gerade bei den neuen Alben sehr kontrovers aufgenommen werden.
    Da scheint man innerhalb der Franquin-Aera nur um Nuancen zu differenzieren und auch die von Tome und Janry scheint jeder in etwa gleich zu mögen - doch gerade bei den "modernen" Werken scheiden sich die Geister.

    Meint ihr da trägt wieder massgeblich der Nostalgiefaktor bei - das man gerade die von Franquin und allen die ihm ähnelten so wohlgesonnen ist, oder ist es doch eher auf die überdurchschnittliche Qualität dieser Arbeiten zurückzuführen?

  21. #146
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    Hm, Nostalgie.

    Ich kenne Franquins Spirou in der Kauka-Fassung bereits seit meinen Kindertagen Ende der 60er, wie gesagt. Schätzen und lieben gelernt habe ich die Serie allerdings erst viel später, als Mitt- bis Endzwanziger in den 80er Jahren. Auch viele andere Serien aus meiner Kinderzeit habe ich mittlerweile längst wieder gelesen: Schlümpfe, Johann und Pfiffikus, Donald Duck, Micky Maus, Superman, Batman, Pirat Schwarzbart, Bill und Boule, Isnogud, Kauka-Eigenserien ...

    Aber neben Asterix, Lucky Luke und den Peanuts haben es nur Franquins Spirou und Gaston geschafft, mich so zu faszinieren, daß ich diesbezüglich zum Fan geworden bin. Bei Asterix und den Peanuts in der Pubertät (frühe 70er), bei Lucky Luke als Student (späte 70er), bei Franquin Mitte der 80er Jahre. Daraus schließe ich für mich, daß der Nostalgiefaktor zwar vorhanden ist, aber nicht so dominierend wirkt, daß er mein primärer Faktor zur Beurteilung wäre. Gegenbeispiele sind etwa einige TV-Serien, wo es für mich nur um Nostalgie geht und sonst nüscht (Lassie, Rin Tin Tin, Fury, Flipper). Da bin ich dann auch mit qualitativen Beurteilungen wesentlich zurückhaltender!

    Nein, aus meiner Sicht sind die fünf genannten Serien tatsächlich nahezu zeitlos gut! Nicht jedes einzelne Album, nicht jeder einzelne Gag natürlich, aber unterm Strich gilt diese Wertschätzung.

    Das wird bei Asterix und Lucky Luke ja auch durch die immer noch guten Verkaufszahlen bestätigt. Und das führt mich zu einer weiteren Frage. Ich denke, auch Spirou und Gaston hätten das Zeug dazu, am Grosso zu bestehen. Weshalb hat Carlsen das eigentlich nie probiert? Hängt das mit der Tradition des Verlages zusammen, die ja auf den Buchhandel fixiert ist? Auch Peyo und Hergé könnte ich mir in Softcover-Albenform im Supermarkt oder am Kiosk sehr wohl erfolgreich vorstellen. Da dem aber nicht so ist, drohen diese Comic-Serien hierzulande erheblich an Boden zu verlieren. Ich fürchte, überwiegend werden sie von den Jugendlichen heute, wenn überhaupt, nur noch als TV-Zeichentrick wahrgenommen.

  22. #147
    Mitglied Avatar von Stefan
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    Das hat Carlsen durchaus versucht. War das so etwa um 1980 herum? Das lief dann unter dem Label "Semic". Ging arg in die Hose. Bei Gaston gab es in den 90ern noch einen zweiten Versuch, über die Presse zu vertreiben. Auch die Ausgabe hielt sich nicht lange.

  23. #148
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Ja das mit dem Pressegrosso, bzw. Kioskverkauf ist schon eine sehr eigene Sache. Ich kann mich noch gut an die Semic-Alben erinnern, fand sie sogar sehr attraktiv wegen ihres deutlich geringeren Preisspiegels.

    Doch am Scheitern von Spirou und Gaston sieht man wirklich, wie weit diese von den Auflagen eines Asterix oder auch eines Lucky Luke entfernt sind.
    Es ist und bleibt für mich immer unerklärlich warum wirklich nur sowenige Alben-Serien in Deutschland diesen Megaerfolg geniessen und selbst im Fachhandel gut verkäufliche Alben an den Kiosken mächtig einbrechen.

  24. #149
    Mitglied Avatar von lucien
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    @lucien

    Unser Empfinden diesen 3 Alben gegenüber ähnelt sich diesmal sehr.
    Da bin ich aber wieder etwas beruhigt - ich dachte schon ich liege mit meiner Wahrnehmung diesmal so völlig daneben.
    @Hip
    freut mich das ich zu deiner Beruhigung beitragen konnte

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Interessant ist die Tatsache das die verschiedenen Spirou-Abenteuer doch gerade bei den neuen Alben sehr kontrovers aufgenommen werden.
    Da scheint man innerhalb der Franquin-Aera nur um Nuancen zu differenzieren und auch die von Tome und Janry scheint jeder in etwa gleich zu mögen - doch gerade bei den "modernen" Werken scheiden sich die Geister.

    Meint ihr da trägt wieder massgeblich der Nostalgiefaktor bei - das man gerade die von Franquin und allen die ihm ähnelten so wohlgesonnen ist, oder ist es doch eher auf die überdurchschnittliche Qualität dieser Arbeiten zurückzuführen?
    Was den Nostalgiefaktor anbelangt bin ich unsicher, wer von uns kann dies objektiv beurteilen?
    Mir haben die Fournier-Abenteuer erst beim späteren lesen richtig gut gefallen, da kamen wohl einige Kontext-Erfahrungen hinzu, die sich nur durch eine Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte ergeben konnten. Dies ist bei Asterix zum Teil auch so, dieser bietet aber noch genügend andere Momente an denen sich ein jugendliches Publikum erfreuen kann.

    Spirou in Tokio hat meine 14 jährige Nichte gelesen, sie fand es O.K. hat aber schon bessere Spirou-Geschichten gelesen, z.B. die Zyklotrop-Abenteuer....

  25. #150
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von lucien
    Spirou in Tokio hat meine 14 jährige Nichte gelesen, sie fand es O.K. hat aber schon bessere Spirou-Geschichten gelesen, z.B. die Zyklotrop-Abenteuer....

    Da wäre es übrigens mal sehr interessant, wie ein eingefleischter Mangaka dieses Album empfunden hätte.
    Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß sie/er es genauso kritisch und kontrovers besprochen hätte - denn es ist irgendwie weder "Fisch noch Fleisch" - wenn ich mir diese Floskel mal erlauben darf!

    Ich meinte das auf den Spagat zwischen europäischer Comic-Tradition und japanischer Unterhaltungskultur.

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