Helvete – Toman
Vor gerade einmal 2 Tagen erhielt Dorrig-An jene Botschaft, welche ihn veranlassen würde, diese Reise anzutreten. Er hatte in den vergangenen Jahrzehnten Toman nicht mehr verlassen.
Darod Namar und Caraganas Dorrig-An würden ihn begleiten, das stand für Dorrig-An zu keinem Zeitpunkt in Frage.
Caraganas Dorrig-An hatte wie befohlen eine mit Wachs überzogene schwarze Ledertasche gepackt. Der Inhalt war obskur, neben einem altem Buch waren da noch seltsame Münzen und ähnliches. „Beschütze diese Tasche!“, befahl Dorrig-An vor Aufbruch.
Darod Namar wiederum trug eine eigene Tasche. Vor Aufbruch hatte Dorrig-An mit Darod Namar kurz gesprochen. „Es ist keine einfache Reise. Und du wirst erleben müssen, dass Wir nicht überall gern gesehen sind. Ich möchte, dass du dir dies alles einprägst. Es dürfte eine Erfahrung sein, welche deine Zukunft prägen wird.“ Und wieder sprach Dorrig-An so, als würde er genau wissen, was alles passieren würde.
Nun, am folgenden Morgen, waren die drei aufgebrochen, zu Fuß, wie es Dorrig-An wollte. In einer Woche, so Dorrig-An würden sie Toman verlassen. Dorrig-An schwieg seitdem sie aufgebrochen waren. Die dunklen Türme von helvete waren nur noch wage hinter ihnen auszumachen. Die Sonne schien zwar, doch es wehte ein kalter starker Wind, der die Kleidung von Dorrig-An und seinen Begleitern in Bewegung hielt.
Glik – Wodan
S’sirgoll war seit Aufbruch in den Morgenstunden bedenklich schweigsam. Seine Begleiter, der mysteriöse Baraka und die wendige H’sah’ahn mussten sich noch ein wenig kennen lernen. Baraka diente S’sirgoll noch nicht so lange, doch hatte er den Respekt seinen Meisters durch so manch eine Tat längst sicher, und in so manch einer Situation schien auch ein Anflug von Vertrauen zwischen den beiden aufzukeimen. H’sah’ahn, hingegen war für Baraka eine Fremde. Der Name war bekannt. Jene Frau, die schon so manch einen unliebsamen Rivalen für ihren Herrn und Meister S’sirgoll beseitigt hatte, war in gewisser Art wie ein Schatten.
S’sirgoll hatte auf ihre Begleitung bestanden. Sie war in einem dunklem Mantel gehüllt, nur ihr Kopf war frei. Kalte grüne Augen musterten die Umgebung ab. Ihre scharfen Eckzähne ließen die Erscheinung nicht freundlicher wirken.
So fuhren die drei also auf einem kleinem Ruderboot flussaufwärts. Vier kräftige Oxen saßen an den Rudern. Nebel, Mücken und laute Gequake ließen die Umgebung vertraut harmonisch wirken, zumindest für Oxen.
Talmin – Miran
Mit lauter Fanfaren wurden der Großmagier Krom von Levmin und seine beiden Begleiter verabschiedet. „Macht uns stolz!“, hatte der König die drei verabschiedet. Gut ein Dutzend guter Ratschläge hatte sich Markan Steinbrecher von seiner Frau zum Abschied anhören dürfen. Der junge Novize Helbon Schellufer war sichtlich nervös, würde er doch erstmals seine Heimat verlassen.
Krom von Levmin war sichtlich guter Laune und ein breites Grinsen prägte sein Gesicht. Dennoch strahlte er auch eine Erhabenheit aus, welche die Leute in den Dörfern dazu bewog, sich respektvoll zu verneigen und ehrfürchtig dem Großmagier hinterher zusehen.
So ging es nun schon seit einigen Stunden, zahlreiche kleine Dörfer waren schon hinter ihnen. Die Hügellandschaft zeigte sich von ihrer unfreundlichen Seite: Es nieselte leicht, der Weg war nicht gerade sehr befestigt, weshalb Helbon Schellufer schon mehr als einmal den Halt verloren hatte und mittlerweile keinen fröhlichen Eindruck in seiner verdreckten Kutte machte. Krom von Levmin hatte von Markan Steinbrecher viel gehört, und er schien recht interessiert an seinen Begleiter. Kaum hatten sie die Hauptstadt verlassen, begann der Großmagier mit seinen Fragen. „Eure Kinder, ich hoffe ihr seid stolz auf sie?“, hatte er zuletzt gefragt, einen mitleidigen Blick auf seinen Novizen werfend und dann sein Gesicht wieder trotzend in den feuchten Wind haltend.
Borja – Levan
Anjanti hatte es so gewollt. Zwar blieben Natala del Sol und Aerin die Beweggründe der ehrwürdigen Großmagierin verschlossen, doch man kannte dies von Anjanti. Mitten in der Nacht waren sie aufgebrochen, ohne jemanden zu informieren. Nur der Rat der Elben würde es erfahren. Schließlich hatte Natala selber die Schriftrolle in den Saal des Rates gebracht. Anjanti machte einen besorgten Eindruck. Bis zu den ersten Sonnenstrahlen hatte sie kein Wort gesagt, führte stattdessen schweigend ihre beiden Begleiterinnen durch die Wiesen. Aerin war bereits früh aufgefallen, dass sie nicht, wie man es erwarten sollte, nach Norden gingen, dem Fluss folgend. Stattdessen waren sie nach Nordosten unterwegs.
Aerin konnte sich anfangs keinen Reim drauf machen, und Natala war ahnungslos. Doch dann, Anjanti hielt inne und setzte sich auf einen Felsen, erklärte sie ihnen, was ihr Ziel war.
„Ich fürchte, sie werden alles versuchen, um eine Ankunft in Kosan zu verhindern, meine Kinder. Daher möchte ich die großen Strassen und Orte meiden. Der Wald des Ostens dürfte eine gute Rute sein, meint ihr nicht?“, sie sprach gewohnt ruhig und ihre Augen waren liebevoll und ernst zugleich. Erwartungsvoll blickte sie Natala und Aerin an.
Felda – Fegan
Lainya hatte von der Reise gestern erfahren. Shanza Felida hatte sie persönlich aufgesucht und sie gebeten, die Großmagierin nach Kosan zu begleiten. Farin Claudanda Dae hatte seine Meisterin zu dieser ominösen Söldnerin begleitet. Die beiden kannten sich, von dem einen oder anderen Treffen. Shanza Felida machte einen gleichgültigen Eindruck ob der Botschaft. Zuerst wollte sie gar nicht nach Kosan reisen. Erst nachdem sie darüber geschlafen hatte, beschloss sie, die Reise doch anzutreten. Dies war typisch für die Großmagierin. Immer wieder diese Sprunghaftigkeit. Farin kannte das schon, und ihn verwunderte es nicht mehr weiter.
Also brachen sie gerade auf. Shanza Felida war sichtlich unruhig. Sie musste um ihre Postion fürchten, das war ihr klar. Am liebsten hätte sie jemanden in Felda gelassen, jemand, der ihre Interessen vertritt. Doch das war gar nicht so einfach. Misstrauisch beäugte sie die am Stadttor versammelten Personen. Sie alle waren in wichtigen Positionen, wie der Bürgermeister, die Generäle, und die Magier, welche schon freudig auf die Botschaft vom Tode Shanzas warteten. Shanza wandte sich um, blickte ihre beiden Belgeiter an und schritt durch das Tor.
Platan – Lufan
Der Aufbruch war für Rarsin alles andere als leicht. Ursprünglich wollte er erst in drei Tagen abreisen. Durch den Flug, so argumentierte er, würden sie den ersten Teil der Reise rasch zurück legen. Doch dann kam ihm wieder Jasheefraya Eys Shanyana Feyhris, seine Novizin in den Sinn. Ja, sicherlich würde sie niemals zugeben, dass solch ein Flug nicht einfach für sie wäre, doch Rarsin wäre nicht der Großmagier, wenn er dies nicht wüsste. Also würden sie nur ein wenig durch die Lüfte gleiten, um dann zu Fuß weiter zu reisen. Sein Neffe Retlef zeigte wenig Begeisterung, doch er akzeptierte es.
Und so starteten die drei in einer Viertelstunde. Am Ostbalkon des Magierturmes, hatte Rarsin gesagt.
Retlef war gerade dort angekommen, in seiner rechten Hand seine Lanze haltend. Rarsin war noch nicht da. „Er ist selten pünktlich..“, brummelte Retlef und schritt in die Mitte des Balkons. Der starke Wind wirbelte de weißen Mantel, den Retlef trug, umher.
Kosan – Kosan
Bertram Michelsohn saß in seiner Studierkammer. Norin Redd hatte einen Auftrag bekommen: Er sollte Sarja Belund zu dem Großmagier bringen. „Ich habe eine Aufgabe für euch beide.“, hatte er Norin knapp erklärt und saß seitdem schwelgend über einen der alten Schinken, welche Norin erst vor einigen Tagen aus dem großem Archiv herbeibringen sollte.
Sarja wohnte nicht im Magierturm, wenngleich dies unüblich war, so wollten es beide, Bertram Michelsohn und auch Sarja. Ihr Zimmer war in einer Herberge, direkt um die Ecke, und so fand sich Norin schließlich in eben diesem Zimmer wieder. Sarja stand am Fenster.
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