Vagabunden der Unendlichkeit

[Jovis]

Ja, aber ich werde 135 und bin gerade mal in der Mitte des zweiten Viertels. Diese Überlegung hat auf mich keinen Einfluss.

(Und es scheint ja hier eine andere Interpretation des Begriffes "alte, weiße Männer" zu geben als ich sie kenne und als die sie in den hiesigen Szene-Revieren auch besprochen wird. Ich jedenfalls lehne diese Formel für mich grundsätzlich ab und empfehle das allen, mir gleich zu tun. Ich bin kein Rassist, ich bin Feminist, geistig beweglich und immer noch in der Lage, neue Verbalinjurien als solche zu erkennen und lasse mich nicht von dem Neuen Imperativ der Internet-Trolle als irgendwas abqualifizieren. Der alte weiße Mann beinhaltet Vorwürfe, die in erster Linie an die zurück gehen, die den Begriff mit neu-elitärem Habitus benutzen. Was für eine Frechheit.)

[ZAQ]

Tja. Und ich finde, wir dürfen die Sprachhoheit nicht den Idioten überlassen. Wenn die 'alte, weiße Männer' (so ja erstmal beschreibend, statt wertend) von denen negativ konotiert werden, dann reklamier ich diese (wertfreie) Bezeichnung für mich (weil ich BIN alt, weiß und männlich) und füll das im Zweifel mit 'neuem Inhalt' - nämlich dem, dass ich den negativen Attributen NICHT entspreche. - Dito zB auch der Spruch "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein.". Darf man, find ich, nicht den Nazis überlassen: Ja, in gewisser Weise bin ich stolz, Deutscher zu sein, aber aus komplett anderen Gründen als von den Nazis gemeint. Und ich lass mir von denen den Satz nicht wegnehmen: Die Nazis haben alles ausgerottet, was 'anders' ist. In nur drei Generationen haben 'wir Deutschen' es geschafft, zu einer demokratischen, bunten, in der Mehrheit toleranten und weltoffenen Gesellschaft zu werden, in die 'Andere' aus allen Ecken der Welt bevorzugt kommen (weil es bei ihnen 'zuhause' eben grade nicht so ist, sondern Krieg, Hunger, Unterdrückung usw. herrschen) - und in der Regel gut aufgenommen werden. Ich finde, DARAUF kann man stolz sein. Bin ich auch. Weil ich Teil DIESER gesellschaftlichen Wandlung bin und meinen Anteil daran habe, dass 'wir das schaffen'. Im Ggs. dazu, ist 'der Stolz der Nazis' ein reines Zufallsprodukt und kein 'Verdienst' auf den man stolz sein könnte.

[adamajo]

Tja. Und ich finde, wir dürfen die Sprachhoheit nicht den Idioten überlassen. Wenn die 'alte, weiße Männer' (so ja erstmal beschreibend, statt wertend) von denen negativ konotiert werden, dann reklamier ich diese (wertfreie) Bezeichnung für mich (weil ich BIN alt, weiß und männlich) und füll das im Zweifel mit 'neuem Inhalt' - nämlich dem, dass ich den negativen Attributen NICHT entspreche. - Dito zB auch der Spruch "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein.". Darf man, find ich, nicht den Nazis überlassen: Ja, in gewisser Weise bin ich stolz, Deutscher zu sein, aber aus komplett anderen Gründen als von den Nazis gemeint. Und ich lass mir von denen den Satz nicht wegnehmen: Die Nazis haben alles ausgerottet, was 'anders' ist. In nur drei Generationen haben 'wir Deutschen' es geschafft, zu einer demokratischen, bunten, in der Mehrheit toleranten und weltoffenen Gesellschaft zu werden, in die 'Andere' aus allen Ecken der Welt bevorzugt kommen (weil es bei ihnen 'zuhause' eben grade nicht so ist, sondern Krieg, Hunger, Unterdrückung usw. herrschen) - und in der Regel gut aufgenommen werden. Ich finde, DARAUF kann man stolz sein. Bin ich auch. Weil ich Teil DIESER gesellschaftlichen Wandlung bin und meinen Anteil daran habe, dass 'wir das schaffen'. Im Ggs. dazu, ist 'der Stolz der Nazis' ein reines Zufallsprodukt und kein 'Verdienst' auf den man stolz sein könnte.

...

Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.
Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer (1788-1860)

[Jovis]

Ich überlasse sowieso niemandem die Sprachhoheit. Das wäre ja noch schöner. Wobei, wer MIR gegenüber die Sprachhoheit beanspruchen KÖNNTE, der ist dann allerdings schon mehr als ziemlich gut in Eloquenz. Mit dem hätte ich womöglich gar kein Kommunikationsproblem. Aber ich habe diese Formulierung noch nie in meinem Leben benutzt und deshalb hat diese Formulierung überhaupt nur diese eine Bedeutung von der ich mich entschieden nicht überfahren lasse, geschweige denn abklatschen.

[jo.wind]

Dann eben, wie früher: "Hutbrummer"

[Jovis]

Dann eben, wie früher: "Hutbrummer"

Das war aber eher ein aufs CF begrenzter Ausdruck, der seine eigene satirische Nuance gleich mitbrachte. Der waM ist aber ein gesellschaftlich nicht unrelevanter Versuch, Spaltung herbeizuführen, der dabei noch eine ganze Sammlung an ähnlich sensiblen Begriffen zu einer sehr kontroversen Stimmungslage zusammenfügt (gendern z.B. und ähnliches).

[jo.wind]

"Weiße alte Männer" wurde teilweise hier für Comic-Oldies (LeserInnen und SammlerInnen) verwendet.
Ich finde das nicht angemessen.

Hutbrummer hab ich deshalb eingeworfen...

[frank1960]

Ein bisschen stolz darauf, dass mein Hutbrummer im CF reüssiert hat. Stammt ursprünglich von meinem Opa.

[Jovis]

Und da wir heute Weltfrauentag haben: Frauen haben nämlich schon seit immer ganz ähnliche Verbalinjurien kennengelernt, wo Frauenbezeichnungen - allen voran das Fräulein - mit ganz viel Akzidentien belegt dafür Sorge tragen sollten, dass man sie nicht ernst nimmt. Und da kommen ja heute auch bestimmt wieder ganz viele Solidaritätsbekundungen aus allen Ecken der Meinungsmachfabriken. Deshalb lasst uns doch mal alle ganz hardcore-solidarisch werden und verteufeln wir den waM gleich mit. Der kommt aus der selben finsteren Ecke des Dummhirns wie das "Frauchen" und ganz viele andere Wörter, die man im CF alle gar nicht benutzen dürfen soll. .

[ZAQ]

Vielleicht hab ich ja auch ein mangelndes Sprachverständnis.
Für mich ist (und bleibt) ein alter, weißer Mann genau das: Alt, weiß und männlich. Und es erschließt sich mir nicht, das mit weiteren, nicht genannten Attributen zu verbinden. Das war schon früher so: Irgendwann wurde ich mit dem Begriff 'SChlüsselkind' konfrontiert: Der war in gewisser Weise auch negativ besetzt: Er bezeichnete Kinder, die einen Hausschlüssel hatten, weil ihre Eltern sich nicht oder nur unzureichend um ihre Kinder kümmern konnten. Der Begriff stand also für eine gewisse Art von Verwahrlosung. - Hat sich mir so nicht erschlossen, aus eigenem Erleben: Ich hatte auch einen Schlüssel, war damit auch ein 'Schlüsselkind'. Fand das aber überhaupt nicht negativ und fühlte mich nicht 'verwahrlost', im Gegenteil: Für mich stand der Besitz des Schlüssels für Freiheit und Unabhängigkeit (ich kann rein und raus, wann und wie ich will) und für Vertrauen: Er war das Signal meiner Eltern: Wir vertrauen Dir, dass Du in der Bude auch dann keinen Unsinn machst, wenn keiner zu Hause ist und ein Auge auf Dich haben kann.
Ich seh auch nicht, warum ich mich von 'alt, weiß und männlich' 'beleidigt' fühlen soll: Für weiß und männlich kann ich nix, das ist halt genetisch so gekommen. Und alt liegt daran, dass seit meiner Geburt (für die ich auch nichts kann) noch nicht gestorben bin. Daran könnte ich zwar was aktiv ändern, aber das Konzept 'Suizid' erschließt ist für mich nicht stimmig. Alle unausgesprochenen Implikationen, die in 'alter, weißer Mann' 'mitgemeint' sein mögen, sind Schuhe, die ich mir schlicht nicht anziehe, weil sie mir nicht passen. Wer mir sowas nachsagen möchte, soll es dann bitte konkret benennen. Mit 'alter, weißer Mann' fühl ich mich daher soweit faktisch zutreffend bezeichnet. Aber vielleicht hab ich ja auch ein mangelndes Sprachverständnis, das eben nur 'Informationssprache' umfasst und unausgesprochene Implikationen nicht 'mithört'... - So wie für mich ein Schlüsselkind eben erstmal auch nur ein Kind mit Schlüssel ist. Das mag dann ggf. auch ein verwahrlostes Kind sein, aber dann soll man es bitte auch 'verwahrlostes Kind' nennen. Damit man es nicht mit anderen Kindern, die einen Schlüssel haben in einen Topf wirft, die eben nicht verwahrlost, sondern frei und unabhängig sind und Vertrauen geniessen.

[Jovis]

Ich bin bereit dich zu verstehen, verweise aber darauf, dass kein weißer, alter Mann von sich aus auf die Idee gekommen ist, das zum Schlagwort zu machen. Die Formulierung wurde exakt für den Zweck eingesetzt, Aussagen einer bestimmten Gruppe rasenmähermäßig das Gewicht zu nehmen.

Dein Schlüsselkindbeispiel ist super! Auch hier wurde dieses Wort benutzt um bestimmte Eltern geradezu zu kriminalisieren. Was durch im sozialen Bereich arbeitende Leute tatsächlich permanent passiert! Bei U3-Betreuung, U2 erst Recht, Jungs die Kleider tragen wollen, alles wird im Zuge der Uniformierung abqualifiziert. Und das geschieht derzeit großflächig. No-Go ist das Lieblingswort. Aber parallel ist 'Anything Goes'. Wer auf den Widerspruch hinweist oder irgendwas dagegen setzt, was sich nach Vernunft anhört, ist von weißen, alten Männern indoktriniert worden.

Nicht nur brauchst du dich davon nicht beleidigt zu fühlen, du brauchst den Begriff sogar überhaupt gar nicht! Und ich rate dazu, ihn auch demonstrativ gar nicht zu gebrauchen. Das ist kein Hinweis auf Alter und Herkunft! Das IST ein Schmähwort.

[Diskomo]

Oder man macht es sich zu eigen. Wie damals die Schwulen.
Oder später die armen reichen Professoren.

[OK Boomer]

Oder wie die Afro-Amerikaner mit den N-Wort, oder wie Frauen mit dem B-Wort.
Oder ich mit meinem Usernamen.

[Jovis]

Klar, kann man auch machen. Ich bin da mehr der Kämpferische. Sonst denken die Doofen, sie wären toll.

[OK Boomer]

Ach was, ich seh das sportlich. Ich fand z.B. den Ausdruck OK Boomer gleich witzig.

[Jovis]

Ich kenn den gar nicht.

[Simulacrum]

Ein bisschen stolz darauf, dass mein Hutbrummer im CF reüssiert hat. Stammt ursprünglich von meinem Opa.

Und bedeutet laut bayerischem Wörterbuch gar nicht alter (weißer) Mann mit schlechtem Comicgeschmack, wie viele hier meinen

Brummer(er)
M. 1 von Menschen.– 1a brummiger Mensch,
OB, NB, OP, MF vereinz.: Brummerer Arnbach
DAH; Dees iis a ålta Brumma! Braun Gr.Wb.
68.– 1b: Brumma „dicke, stämmige Person“
Binder Saggradi 35.
....

Komp.: [Hut]b., [Hütlein]- 1 dummer, eigen-
brötlerischer Mensch, °OP vereinz.: °du bist
vielleicht a Höidlbrumma Weiden; Hejlbrummer
koller östJura 35.– Ortsneckerei: „die
Mallerstetter sind die Houtbrumma“ Heinsbg
RID.– 2: °du bist ma vielleicht a Häidlbrumma
„langsamer Mensch“ Lohnsitz TIR.

https://publikationen.badw.de/de/bwb/-/3.581.pdf

sondern nur uneinsichtiger Forist mit schlechtem Comicgeschmack

[Jovis]

...und wem der Schuh passt... (Ich höre bei jedem Leser deines Posts ein kleines empörtes Husten, gefolgt von einem gebrummelten "Damit meint er ja wohl nicht mich."

[the_Agent]

Um was gings hier gleich nochmal?

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[Simulacrum]

...und wem der Schuh passt... (Ich höre bei jedem Leser deines Posts ein kleines empörtes Husten, gefolgt von einem gebrummelten "Damit meint er ja wohl nicht mich."

Ich habe hier noch nie jemanden als Hutbrummer bezeichnet oder gemeint. So hat sich frank1960 vor 10 Jahren selbst bezeichnet ...

[Borusse]

Mein Gott, seid ihr alman

[ZAQ]

Ich bin bereit dich zu verstehen, verweise aber darauf, dass kein weißer, alter Mann von sich aus auf die Idee gekommen ist, das zum Schlagwort zu machen. Die Formulierung wurde exakt für den Zweck eingesetzt, Aussagen einer bestimmten Gruppe rasenmähermäßig das Gewicht zu nehmen. (...)

Exakt. Und wenn man dann Deinem folgenden folgt:

(...) Nicht nur brauchst du dich davon nicht beleidigt zu fühlen, du brauchst den Begriff sogar überhaupt gar nicht! Und ich rate dazu, ihn auch demonstrativ gar nicht zu gebrauchen. Das ist kein Hinweis auf Alter und Herkunft! Das IST ein Schmähwort.

...ist man 'ihnen' schon auf den Leim gegangen! Denn damit überlässt man 'ihnen' die Deutungshoheit über den Begriff und bestätigt ihre Auslegung, in dem man ihn für sich selbst aus exakt dieser (von ihnen bestimmten!) Bedeutung 'tabuisiert'. - Neenee, mein Lieber. Ich lass mir von 'denen' nicht 'ihre' Bedeutungen aufoktruieren. Ich bin ein alter, weißer Mann. Und wenn ich das mit anderen weiteren weißen, alten Männern zum Geusenwort mache(n muss)... - Beispiele dafür wurden ja hier schon genannt...

Wenn Du das soweit dann jetzt auch 'bereit bist zu verstehen' und kein weiterer Erklärungsbedarf von mir mehr gefordert ist, könnten wir wegen meiner ein "[/OT]" setzen.

[ZAQ]

Mein Gott, seid ihr alman

Ja. Auch das. Und ich bin auch ne Kartoffel. Und ein Klugscheißer, Besserwisser, Erbsenzähler. Und ich genieße es, ein freier Mensch in einem freien Land zu sein, in dem ich all das sein kann und alles sagen darf. Und als solcher geh ich zum arabischen Barbier und freu mich, dass der mich noch mit Messer rasiert, mit Zwirnsfaden und/oder Feuer die Haare aus meinen Ohren entfernt. Auch das mMn eine Errungenschaft von Multi-Kulti. Ebenso wie Pizza, Döner, Rollo, asiatische, südländische Küche... - Als ich Kind war, gab es 'Gutbürgerliche Restaurants' und Pommes-Buden, wo es halbe Hähnchen, Schnitzel, Frikadellen, Brat- und Currywurst gab. Damit war Ende der Fahnenstange. Ess ich auch alles immer noch gerne. Aber ich freu mich auch, dass ich nicht mehr allein darauf angewiesen bin, sondern eine viel größere Wahl an internationaler Küche und kulinarischer Vielfalt habe. Und deshalb möchte ich auch nicht, dass hier diejenigen das Sagen bekommen, die all die, deren Dienstleistungen ich gerne in Anspruch nehmen, wieder dahin zurück schicken wollen, woher sie gekommen sind. "Ausländer! - Lasst uns mit diesen Deutschen nicht allein!"

[Jovis]

Ich bin da bei Jovis und nehme die Normalausgabe.
Ist immerhin das Cover von "Welche Realität, Papa".

Ich bin so voller Vorfreude. Als ich grade nochmal das Cover der Normalausgabe anguckte, kam bei mir wieder so ein richtiges Volksverlagsgefühl auf.

[Mervyn]

Ich bin so voller Vorfreude.

Ja, auf den Band freue ich mich ganz besonders