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    Berühmte Gemälde in Entenhausen

    Heute stand in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung oder kurz WAZ eine Artikel über die Ausstellung: "Berühmte Gemälde in Entenhausener Privatbesitz".

    Die Kunstgeschichte muss neu geschrieben werden. 50 bislang unbeachtete Werke lassen bisherige Erkenntnisse in einem völlig anderen Licht erscheinen. Im Künstlerdorf Schöppingen entdeckt, sind sie jetzt bei Bonn zu sehen: "Berühmte Gemälde aus Entenhausener Privatbesitz".


    Der Ente als Maler und Sammler wurde von Kritikern noch bis vor Kurzem keine Bedeutung zugemessen. Doch nun haben sich Josef Spiegel und Sigrun Brunsiek mit ihr auseinandergesetzt. Natürlich nicht mit irgendeiner Ente, sondern mit Donald, Daisy, Dagobert und Co. Und damit mit dem gesamten kunsthistorischen Kosmos der Entenhausener Welt.

    Zehn Jahre lang haben sie die Comics durchforstet. Immer auf der Suche nach "Nebensächlichem": den Bildern in den Bildern. Die haben sie herauskopiert, einige gar auf große Leinwände übertragen, mit Kritiker-Blick untersucht und in die internationale Kunst-Szene eingeordnet.

    Diese einmalige Sammlung, angereichert mit Originalheften, Großfotos und Erläuterungen, wurde zunächst im Künstlerdorf Schöppingen gezeigt. Parallel zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen. Verfasst wurde er von jemandem, der sich nicht nur in der begrenzten Welt der Entenstadt, sondern auch im weiten Raum der Kunstkritik bestens auskennt. "Wir haben seriös Methoden und Instrumente der Kunstgeschichtsschreibung und der zeitgenössischen Kunstkritik auf die scheinbare Trivialität von Comic-Bildstaffagen und ihre eigene Geschichte angewendet", erläutert Josef Spiegel seine Arbeit - eine wissenschaftliche Arbeit ganz im Sinne der Donaldisten, dem Verein, der sich die Ergründung der enthischen Kultur auf die Fahnen geschrieben hat.

    Spiegels Konzept: "Wir wollen die Grenzen zwischen Realem und Fiktivem ins Fließen bringen." Und das Konzept geht auf: Sie fließen.

    Verwischen beim Vergleich von Friedel Fricassos "Lautenspieler" mit Pablo Picassos "Büste einer Frau mit gestreiftem Hut". Verlaufen bei der Betrachtung von Guido Gorgonzolas "Capriccio einer venezianischen Landschaft" neben Giovanni Antonio Canalettos "Ponte dell´ Arsenale". Und lösen sich auf bei der Gegenüberstellung von Otto Ducks´ "Landarbeiterpaar" und Otto Dix´ "Bildnis der Eltern".

    Ein großes Kapitel nimmt die Entenhausener Portraitmalerei ein. Viele der Einzel- und Gruppenportraits stammen von Vincent van Dogh, der "zu Lebzeiten kein einziges seiner Werke verkaufen konnte", und von Leonardo da Pinsli, der zu lange "im Schatten seines nahezu übermächtigen Urgroß-onkels Leonardo da Vinci" stand.

    Von deren Werken bis zu einem aus der Pop-Art entlehnten Darstellung der Neffen Tick, Trick und Track reicht die Galerie Entenhausener Köpfe.

    Ähnliche Beachtung erhalten auch die "Bilder vom Menschen in der Gesellschaft" - auch wenn man wohl eher von der Ente in der Gesellschaft sprechen muss. Dabei treten sie besonders deutlich hervor, die Ähnlichkeiten mit berühmten Werken berühmter Künstler. Wenn hier Original auf Comic-Fälschung treffen, sind die Übereinstimmungen frappierend.

    So wird Grant Woods "American Gothic", auf dem ein Farmer-Ehepaar mit ernstem Blick den Betrachter fixiert, fast eins zu eins übernommen - bis hinein in die runde Nickelbrille, die der Farmer mürrisch auf der Nase trägt.

    Spiegel ist sich sicher: Die Zeichner um Donald-Vater Carl Barks müssen einen ungeheuren künstlerischen und kunsthistorischen Sachverstand gehabt haben. Das zeigt sich immer wieder - versteckt hinter der Geschichte, die im Vordergrund mit knalligen Bildern und blubbernden Sprechblasen erzählt wird. In einer Dali-artig "Zerflossenen Uhr" zum Beispiel, für die Goofy "erst ein Bügeleisen holen" möchte.

    Eine besonders schöne Wirkung entfaltet auch ein "Schwarzes Quadrat ohne weißen Grund" in Donalds Wohnzimmer, das kaum zu unterscheiden ist von Kasimir Malewitschs "Schwarzes Quadrat auf weißem Grund" (1920) im Staatlich Russischen Museum.

    Peter Trautner hatte übrigens große Schwierigkeiten, dieses Gemälde umzusetzen. Fünfmal musste er Farbe auf die Leinwand rollen, bis das Schwarz satt genug war. Doch nicht nur abgemalt hätten die Comic-Zeichner, meint Josef Spiegel: "Manchmal waren sie sogar unserer Kunst voraus." Als Beweis führt er die konzeptionelle Malerei in Entenhausen an und verweist besonders auf ein Bild: Ohne Maler, Bild ohne Bild, ohne Jahr, ohne Öl und ohne Leinwand. Museum für moderne Kunst Entenhausen. Ein goldener Rahmen hängt auf rosafarbener Blümchentapete. Bildlos, denn Geizhals Dagobert hat keines gestiftet. Spiegel meint: "Im Comic ist das ironisch gemeint, doch in der Kunst meinte man es kurz darauf ernst."

    Ironie und Ernsthaftigkeit, damit spielt die ganze Ausstellung wie auch der Katalog. Selbst im Dunstkreis der Kunstkritik beheimatet, trifft Spiegel exakt den Ton der Branche. Spiegel: "Der Stachel, den jedwede Ironie im Kern enthält, zielte dabei auf jene Momente der Beliebigkeit, die insbesondere in der zeitgenössischen Kunst und der Kunstkritik angehäuft sind und die den vielfachen Austausch der Argumente erlauben."

    Den betrieben die Verfasser denn auch beispielhaft und ließen lange Textpassagen aus renommierten Kunstfachzeitschriften in ihre Interpretationen Entenhausener Kunstwerke einfließen.

    Im Grunde perfekt bot sich der Disney-Kosmos für dieses Projekt an. Denn: "Mit ironischen Brechungen enthält Entenhausen alle Elemente unserer Welt", so Spiegel.

    Nur zu gut kann man sich vorstellen, wie sich die Erschaffer von Donald und seinen Freunden über ihre Extra-Einlagen amüsiert haben. Das Augenzwinkern, mit dem sie wohl die Comic-Strips zu Papier gebracht haben, hat sich auch Spiegel zu eigen gemacht. Ihm ist klar, "das Projekt wird polarisieren." Denn viele "Gralshüter des offiziellen Kunstbetriebes fühlen sich von dem Stachel getroffen".

    Dabei geht es ihm gar nicht so sehr darum. Er habe nur versucht, die Ränder aufzusuchen, das Verborgene im Öffensichtlichen zu finden und zu zeigen. Und endlich auch Entenhausener Künstlern den Weg ins Museum zu ebnen.

    Katrin Mock.

    Informationen unter 02555/93810 und im Internet: http://www.kuenstlerdorf.tzs.de.

    "Berühmte Gemälde aus Entenhausener Privatbesitz" Ausstellung bis 12. 5., Bilderbuchmuseum Troisdorf, Burg Wissem, Burgallee 1, 02241-8841-11, di-so 11-17 Uhr, Katalog 15 E

    18.04.2002
    Quelle: WAZ-Online
    Geändert von derExorzist (20.04.2002 um 20:33 Uhr)

  2. #2
    Dauerhaft gesperrt Avatar von Chrigel
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    Könnte man "Westdeutsche Allgemeine Zeitung auch mit WALZ abkürzen?

    Chrigel

  3. #3
    Mitglied Avatar von cheyennepet
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    Original geschrieben von Chrigel
    Könnte man "Westdeutsche Allgemeine Zeitung auch mit WALZ abkürzen?

    Chrigel
    Müsste gehen!

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