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  1. #1
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post "Das war Zack" von M. Tschernegg

    Nach einiger Zeit habe ich endlich den Sonderband des Comic-Forums "Das war Zack" von Markus Tschernegg in den Händen. So schön farbig aufgemacht, wie die Artikelreihe im aktuellen Zack ist es nicht. Doch dafür gibt es u. a. ein sehr interessantes Interview von Markus Tschernegg mit Gigi Spina, das am 19.08.1980 in Hamburg geführt worden ist. Am spannendsten finde ich die Passage zur "Kooperation" von Koralle mit Kauka. Im Interview heißt es dazu:

    F: Wann ist eigentlich Herr Wiechmann bzw. Herr Kauka zu Zack gestoßen?

    A: Das war im Sommer 1975, als die ersten Verhandlungen liefen. Wir meinten, dass unser Material doch nicht ausreichen würde und dass es optimal wäre, wenn wir mehr Material zur Auswahl hätten. Der einzige große Produzent in Deutschland war natürlich der Kauka-Verlag. Wir dachten an eine Mischung zwischen unserem Lizensmaterial znd dem Kauka-Material, welches er damals für die Münchner Akademie der Comics entwickeln hatte lassen. Es sollte eine Bereicherung für Zack werden.

    F: Die Comic Akademie war doch ein utopisches Projekt! Da ist doch nie was draus geworden?!

    A: Doch - nachdem Primo eingestellt worden war, damals war Fix und Foxi schon verkauft, hat Herr Kauka Peter Wiechmann bei sich behalten und noch ein paar andere Mitarbeiter. Herr Wiechmann hat, soviel ich weiß - ich möchte jetzt natürlich keinen Unsinn sagen - von Herrn Kauka den Auftrag bekommen, neues Comicmaterial zu produzieren. Das geschah hauptsächlich in Spanien durch die Firma Bardon Art, um zukünftige Projekte realisieren zu können. Die Idee war, dass man einfach eine große Menge Comicmaterial haben müßte, damit man nicht von Woche zu Woche, oder von 14 Tagen, leben muß. Da wir wußten, dass dieses Material vorhanden war, dachten wir, dass wir mit dem Kauka Verlag zusammenarbeiten könnten.

    F: Die Initiative ist also von Koralle ausgegangen?

    A: Teils, teils! Inzwischen hatte sich der Kauka Verlag bei uns gemeldet, weil sein Material doch schon beträchtlich gewachsen war. Dann hat man eine Zusammenarbeit vereinbart und Herr Kauka hat als Bedingung gestellt, dass Herr Wiechmann Chefredakteur sein sollte. Das wurde von der Geschäftsleitung des Koralle Verlages akzeptiert.

    Soweit dieser Auszug aus dem sehr langen Interview. Als ich das gelesen hatte, war ich schon sehr erschüttert. Das klingt schon fast nach einer "feindlichen Übernahme" von Zack durch Kauka/Wiechmann, nachdem das Primo-Projekt gescheitert war. Zusätzlich habe ich mir dann auch die Zack-Analyse von Peter Wiemann (Vorausgedanken zur zukünftigen Aufgabe - am 18.08.1975 noch nicht durch Internas belastet) durchgelesen. Der weitere Werdegang von Zack zu diesem Zeitpunkt war also kein Wunder. Nicht wenige haben deshalb Zack den Rücken gekehrt und sind nie wieder zurückgekommen.

    Wird die Artikelserie in Zack mit diesem Interview fortgeführt bzw. gibt es eine neuere Analyse zu diesem Geschehen? Oder kennt jemand weitere Internas (jemand aus dem Fix und Foxi - Forum unterhält sich wohl öfters mit Peter Wiechmann). Es wäre interessant mehr zu erfahren, besonders nach einem Abstand von mehr als 20 Jahren.

    Ciao
    Martin

  2. #2
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Von Peter Wiechmann...

    ...läuft ja derzeit ne Artikelserie in der Sprechblase über den Kauka-Verlag. Zumindest über Primo (und ANDRAX!) wirds da noch sicher Infos geben... - Interessant is die Artikelserie allemal.

    Gruss!,oliver

  3. #3
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Sprechblase

    @ Oliver

    Vielen Dank, Oliver!
    Die Sprechblase lese ich (noch) nicht, werde mir die aber wohl jetzt doch zulegen müssen. Ab welchem Heft hat denn die Artikelreihe begonnen??

    Ciao
    Martin

  4. #4
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    Hallo Martin 37,
    da hast Du ja Glück gehabt, das Du die ZACK-Bibel von Tschernegg noch erhalten hast. Ich habe diese im letzten Jahr relativ schnell erhalten (im 3 Laden). Hat aber eine Unsumme gekostet (100,--). Leider ist mein Sparschwein dafür hin....
    Na ja, so schlimm war's nicht. Für einen alten ZACK-Fan ist das Heft ja fast Pflichtlektüre.
    Inhaltlich liefert es dann auch viel Interessantes (u.a. die genannten Interviews + Bericht über Kalenbach).
    Außerdem reichlich Statistikmaterial über Serien, Zeichner, Boxen, Paraden u.a.
    Sprazzel

  5. #5
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Lightbulb @Martin37

    Die Reihe über Rolf Kauka und dem Kauka Verlag begann in der Sprechblase Nr.:176 ( die habe ich auch nicht) und ist höchst lesenswert. Die Methoden von Rolf Kauka waren schon Hammerhart......

    Gruß
    Peter

  6. #6
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Zack-Bibel / Sprechblase

    @ Sprazzel

    tja, das nennt man Inflation. Ich habe schon ein paar Mark mehr bezahlt (dafür gab es dann aber noch ein paar Hefte "Comic-Forum" und ein Lucky Luke umsonst dabei - Danke an Kurt Werth und seinen Trivial-Bookshop). Was tut man nicht alles für sein Hobby?!

    @ Ziehstripp

    Vielen Dank für die Info. Dann werde ich mal sehen, wo ich die Nummern auftreiben kann. Ganz so teuer wie "Das war Zack" ist es ja nicht. Wenn ich richtig gezählt habe, sind es wohl schon 5 Ausgaben (176 bis 180).

    Ciao
    Martin

  7. #7
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Hier auf Berliner Flohmärkten habe ich "Das war ZACK" als kopierte Version schon für 10 Mark gesehen. Ist natürlich nicht das Original, aber vielleicht besser, als astronomische Summen dafür hinzulegen...

    Gruß
    Jürgen

  8. #8
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Geldanlage

    @ Jürgen
    Zur Zeit versuche ich meine ganzen Märker möglichst rasch los zu werden. Ihr wisst schon: der Euro kommt. Bald habe ich mein Konto leergeräumt und alles in Comics investiert. Soll ´ne sichere Geldanlage sein, hab ich gehört. Besser als Gold. 20 % Rendite innerhalb eines Jahres bei "Das war Zack" is doch was. Oder???

    Mir geht es aber insbesondere darum, ob die Artikelreihe eine Fortsetzung erhält.

    Ciao
    Martin

  9. #9
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Martin37:

    Wenn Du D-Mark loswerden musst, schicke ich Dir noch heute meine Bankverbindung! Auf dem Konto ist, glaube ich, noch etwas Platz.

    Hat sich der Preis für "Das war ZACK" so hochgeschraubt? Ich hab' seit anno dunnemals noch ein altes, mittlerweile recht gefleddertes Exemplar. Als Fundgrube für echte ZACKianer ist der Band ja unverzichtbar, vor allem das Rieseninterview mit Gigi Spina bringt höchst interessante Facts. Ich blättere immer wieder drin (deshalb auch so gefleddert).

    Ich hoffe ja, dass es irgendwann noch ein aktuelles Spina-Interview geben wird, in dem das Thema ZACK aus der historischen Distanz heraus ausführlich behandelt wird. Aber leider ist Gigi wohl ziemlich krank. In dem Dokumentarfilm über die Mauertunnel-Bauer wurde er im Krankenbett interviewt (natürlich zum Tunnelbau und nicht zu ZACK), und da sah er ziemlich hinfällig aus.

    Gruß
    Jürgen

  10. #10
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    Question Kopierte Version

    @Jürgen

    Hallo Jürgen,

    bei uns in HH hatte ich noch nicht das Glück. Und ne kopierte Version würde mir durchaus reichen. Es wäre toll, wenn Du mir so eine Version besorgen könntest, bei Gelegenheit.

    gruß
    Martin

    @Martin37
    Gebe Dir auch gerne meine Bankverbindung. Für Geldeingänge ist mein Bankkonto immer empfänglich

  11. #11
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Bankverbindung

    @ Jürgen + Martin

    Tja Leute, das tut mir schrecklich leid, aber ich habe schon fast alles Geld gut investiert (Einzugsermächtigungen liegen bei allen mir bekannten Comichändlern vor - bitte bedient Euch und nehmt mir die letzten drei Mark auch noch vom Konto).

    Ein aktuelles Interview mit Gigi Spina wäre natürlich optimal (könnte eventuell die Fragen ja auch schriftlich bekommen und irgendwann mal drauf antworten). Aber da ja wohl Peter Wiechmann auch gerne über alte Tage schreibt, wäre dies auch eine Alternative.

    Ciao
    Martin

  12. #12
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    @ Martin

    Ein "Das war ZACK" kann ich Dir sicher besorgen - sofern beim Flohmarkthändler noch vorhanden. Ich kümmere mich dieses oder nächstes Wochenende drum und maile Dich dann an.

    @ Martin37

    Von mir aus kann natürlich auch Wiechmann gern über die alten Tage schreiben - auch wenn er das Heft fast zerstört hat. Gigi Spina ist aber sicher die interessantere Ressource. Hoffentlich rappelt er sich wieder auf.

    Und noch spannender wäre es, wenn jemand die Akten zum Thema ZACK im Springer-Archiv einsehen könnte. Jemand hat mal gepostet, dass da ein Riesenberg an Material vorhanden sein muss. Ist bloß schwer ranzukommen. Aber die damalige Korrespondenz mit den Zeichnern/Autoren einsehen zu können, wäre zum Beispiel extrem faszinierend.

    Gruß
    Jürgen

  13. #13
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Wiechmann

    @ Jürgen

    Dass die Wiechmann-Ära zum war, dürfte wohl unstrittig sein. Mich hat ja mehr aus den Socken gehauen, wie er an den Job gekommen ist. Aber jeder Angeklagte soll das Recht haben, sich zu verteidigen, bevor er dann wird!

    Gibt es hier nicht irgendwo einen Spion, der das Archivmaterial auskundschaftet?

    Ciao
    Martin

  14. #14
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Re: Spiegel Artikel

    Original geschrieben von Der Chef
    Kann nicht wenigstens der Siegel Artikel über Zack ("Springers neu Waffe" oder so ähnlich) nachgedruckt werden. Der war doch auch angeblich in Tscherneggs Buch.
    Der SPIEGEL-Artikel ist wirklich in Tscherneggs Buch. Eine sehr interessante Lektüre - in politischer wie comichistorischer Hinsicht.

    Ein Abdruck in ZACK wäre natürlich wünschenswert, ob das rechtlich zu machen ist, ist wohl eine andere Frage.

    Gruß
    Jürgen

  15. #15
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Spiegel-Artikel

    Ich bezweifel auch, dass ein Nachdruck des Spiegel-Artikels so ohne weiteres möglich ist. Deswegen von mir einige Zeilen:

    Spiegel Nr. 38/72

    Da lacht die Koralle

    Mit dem Comic-Blatt "Zack" hat Axel Springer nach Ansicht gewerkschaftlicher Kritiker eine "Bildzeitung" für Kinder auf den Markt gebracht - mit "Mord und Totschlag" und "blankem Rassenhass".

    Leutnant Blueberry kämpft - "paw, paw, aaw!" --"schnell wie ein Panther und tödlich wie ein Blitz gegen diese roten Teufel", die Apachen. Doch wenn sein Pferd krepiert, wird der harte Held weich: "Adieu, Kamerad!"

    Michel Vailant fährt --"Vrooaw, vroom!" -- Autorennen und hat Ärger mit sturen Gewerkschaften und faulen Mexikanern: "Bei uns in Europa arbeiten Mechaniker doppelt soviel." Auf der Piste verfolgen ihn tückische Gelbe -- "diese verfluchten Mongolen".

    Luftwaffen-Hauptmann Mick Tangy und seine Männer schießen --Bang, bang getroffen!" -- in der dritten Welt für "Ruhe und Ordnung". Sie hänseln kurzwüchsige Araber ("Kasper", "Gartenzwerg"), doch weil das Vaterland "große Erdölgeschäfte" plant, schützen sie nahöstliche Feudalherren gern vor der "Meute" ihrer rebellischen Wüstensöhne.

    ...

    Soweit der Anfang des Spiegel-Artikels. Mal abwarten, ob sich jemand zum Nachdruck aus der Zack-Redaktion meldet. Ansonsten kann ich ja noch ein paar Zeilen mehr zitieren.

    Ciao
    Martin

  16. #16
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Fortsetzung

    "Der Kampf der weißen Helden gegen rote, gelbe und braune Widersacher findet seit fünf Monaten auf westdeutschem Boden statt - in der Comic-Kinderzeitschrift "Zack", die wöchentlich mit 52 Kupfertiefdruckseiten für 1,50 DM in der Berliner "Koralle Verlag GmbH" erscheint, einer nach dem gleichnamigen Ullsteinschen Unterhaltungsblatt der dreißiger Jahre (Parole: Da lacht die Koralle") benannten Tochter des Axel-Springer-Konzerns.

    "Einen Comic, bitte. Aber "Zack" - mit diesem Slogan und einer im deutschen Bilderheftchen-Geschäft einzigartigen Reklame-Kampagne in Presse und Fernsehen (von Branchen-Kennern geschätzter Werbeaufwand: zehn Millionen Mark) schubsten Springers Sprechblasen-Spezialisten ihr Zack binnen weniger Monate "in die Gewinnzone" (so die konzerninternen "Nachrichten"). Derzeit verkaufte Auflage: 200000 Exemplare.

    Starthilfe gab den Zack-Machern das Münchner "Institut für Jugendforschung", das für Springer die Lese-Vorlieben von Comic-Freunden recherchierte, ebenso wie Konzern-Presse, deren Rezensenten dem jüngsten Verlagsobjekt -wie auch anders- überschwenglich applaudierten: "Unterhaltung mit Niveau" (Welt am Sonntag). "Comic in neuer Form" (Die Welt). "Geistreiche Serien" (Hamburger Abendblatt).

    Der Zack-Start traf eine Branche, die in der Bundesrepublik immerhin 30 Millionen Hefte jährlich verkauft. Sowohl dem Stuttgarter Ehapa-Verlag (Micky Maus) wie auch dem Bergisch-Gladbacher Bastei-Verlag (Felix) und dem Münchner Kauka-Verlag (Fix und Foxi) wurde durch Zack wie Kauka-Verlagsdirektor Werner Pleißner beobachtete, zunächst "etwas weggenommen". Kaukas Comic-Fabrik beispielsweise konnte, so Pleißner, ihren Marktanteil nur halten, weil sie im Juni kurzerhand "für 60 Pfennig das Discount Objekt "Pepito als Retourkutsche" anrollen ließ.

    Mit Zack ist Springers Koralle Verlag (weitere Objekte: die Rätsel-Schrift "Denk mit" und die Romanheftreihe "Julia") in eine Marktlücke geprescht: Obwohl gerade Zehn- bis Siebzehnjährige, wie Springers Marketing-Experten herausfanden, "großes Interesse an Comics" zeigen, sprechen viele der herkömmlichen Hefte mit ihren putzigen anthropomorphen Tiergestalten nach Art der Füchse Fix und Foxi eher ein jüngeres Publikum an.

    Statt auf derlei fidele "funny comics" (Branchenjargon) setzten Springers Strip-Strategen daher auf "rauhbeinige Dinge, wo die Fresse poliert wird, geschossen, gehauen und gestochen wird" (Konkurrent Pleißner). Bildmaterial fanden Koralle-Einkäufer vor allem in Europas Comic-Hochburgen Frankreich und Belgien, aus denen deutsche Drucker zuvor schon so prominente Figuren wie die Gallier Asterix und Obelix (Ehapa-Verlag) und den Reporter Tintin (als "Tim und Struppi" im Carlsen-Verlag) importiert hatten."

    Soweit erstmal wieder das Zitat. Wenn viele Passagen nicht so lächerlich wären, könnte man schon traurig sein, wie hier realistische Comics (auf jeden Fall vom Zeichenstil her) beschrieben werden. Ich war auf jeden Fall beim ersten Lesen sehr geschockt, wie man Blueberry, Michel Vaillant und Mick Tangy in eine rassistische Ecke stellen konnte.

    Ciao
    Martin

  17. #17
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post 2. Fortsetzung

    "Was Springer in sein "auf dem Gebiet der Comics unterentwickeltes Land" (Zack-Rdeakteur Gigi Spina) einführen ließ, zählt zwar wie andere französische und belgische Bilderbogen zeichnerisch teilweise zur Comic-Weltklasse, gehört aber überwiegend einer Gattung an, die der deutsche Comic-Kenner Karl Riha in seinem Buch "Zok roarr wumm" als "Übersetzungen der Kriegsstrips ins Abenteuerschema" charakterisiert: zumeist überhaupt nicht komische Geschichten über den Kampf des Guten (Mirage-Piloten, Geheimagenten, Western-Helden) gegen das Böse (Mig-Piloten, Kommunisten, Indianer).


    Dabei mühen sich die Zack-Eindeutscher, gar zu brutale Vorlagen zumindest zeichnerisch zu entschärfen: "Immer wenn einer erschossen wird, retuschieren die mächtig", entdeckte der Berliner Comicologe Peter Skodzik, Sprecher einer Interessengeminschaft Comic Strip e. V., beim Vergleich deutscher Zack-Ausgaben mit ausländischen Originalen: "Da fehlt dann die Szene, wo der Gegner "Ah" schreit und stirbt." Dem Münchner Comic-Gelehrten Reinhold C. Reitberger (Comics - Anatomie eines Massenmediums) fiel bei der Zack-Lektüre auf: "Man sieht keine abgeschlagenen Köpfe."

    Doch wegretuschieren läßt sich kaum das scharz-weiß angelegte Handlungsschema vieler der -in Fortsetzungen zerstückelten- Zack-Abenteuer, in denen Konflikte sich oft in Mord und Totschlag auflösen, wie letzten Monat der Deutsche Gewerkschaftsbund in seiner Jugendzeitschrift "Ran" beanstandete. Zudem machten die gewerkschaftlichen Kritiker "blanken Rassenhass" in fast allen Geschichten der Springerschen "Bildzeitung für Kinder" aus, in der sogar "Sympathie" für "Tyrannen und Diktatoren" deutlich werde.

    In einer Serie, bemängelte das DGB-Jugendblatt, sei etwa ein Revolutionär namens Pancho Bomba ins Irrenhaus gesperrt worden - Zack-Moral laut Ran: "Wer eine unsoziale, unmenschliche Gesellschaft verändern will, ist in einer Gummizelle am besten aufgehoben."

    Soweit das Zitat aus dem Spiegel. Abgesehen davon, dass ich Pancho Bomba ebenfalls nicht als besonders gelungen ansehe (das war doch der mit den mißlungenen Bombenanschlägen), überlege ich mir zur Zeit, wie heute darüber gedacht wird, wie mit jemanden verfahren werden soll, der mit Anschlägen (die leider nicht mißlungen sind), die Welt "verbessern" möchte. Ob den jemand in ein Irrenhaus stecken möchte???
    Aber es ging in Zack nicht um Politik, sondern immer noch um gute Unterhaltung. Mehr und auch nicht weniger.


    Ciao
    Martin

  18. #18
    Mitglied Avatar von kokomiko61
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    Thumbs up Danke!

    Vielen Dank für die interessanten Auszüge aus diesem uralten Spiegel-Artikel. Weil ich 20 Jahre Spiegel-Intensiv-Konsument war - seit drei Jahren habe ich wegen eines sehr beschäftigungsintensiven Sohnes weniger Zeit - habe ich den Artikel mit besonderem Interesse gelesen. Auch wenn man nicht alles einfach wegwischen kann was dort geschieben steht, so habe ich als Steppke das zumeist nicht so empfunden. Und trotz Springer-Zack ist aus mir kein Rechter geworden. Aber viele Kids von heute - auch ohne Zack....

    Bitte mehr aus dem Artikel!

  19. #19
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Rückmeldung

    @Bernd Ritz

    Vielen Dank für die Rückmeldung. Dann hat sich das Eintippen ja gelohnt. Demnächst folgt nur noch die abschließende Passage. Im Übrigen habe ich natürlich nichts gegen den Spiegel und man muß beachten, dass der Artikel schon fast 30 Jahre alt ist. Ungeachtet dessen finde ich die politische Zuordnung der Comics einfach für überzogen. Natürlich enthielten (und enthalten auch heute noch) Comics vielfach ein schwarz-weiß-Schema, Gut gegen Böse. Doch davon lebten/leben ebenso viele Filme (Western, Kriegsfilme, Abenteuerfilme, wie z. B. Indiana Jones mit dem "Feindbild" der Deutschen und (deswegen?) einer meiner Lieblingsfilme). Aber wie geschrieben, es geht um Unterhaltung. Und diese ist nach meiner Erfahrung besonders erfolgreich, wenn eine Identifikationsfigur vorhanden ist, also ein sog. Held. Das ist in Deutschland m. E. seit geraumer Zeit (geschichtlich bedingt) verpönt. Deswegen mag ich deutsche Filme, Bücher oder Comics meistens nicht so sehr. Aber das ist halt Geschmackssache und kein politisches Statement ...

    Ciao
    Martin

  20. #20
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Thumbs up Spiegel

    @Martin
    Ich habe deine auszüge aus dem Spiegel auch mit genuß gelesen, wirklich sehr interessant. Ich wußte gar nicht, das ich damals so ein verdorbener Jugendlicher war .
    Aber mein Vater sagte ja auch immer ich sollte nicht so einen Schund lesen.
    Freue mich schon auf den Abschlußteil
    Gruß
    Ziehstripp

  21. #21
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post 3. Fortsetzung

    "Bisweilen allerdings fallen die Koralle-Comics, und das hat Ran übersehen, aus dem rechten Rahmen, der für alle anderen Springer-Blätter gilt: Letzten Monat beispielsweise erschien inmitten des Zack-Sammelsuriums von Wehrertüchtigungs-, Western- und Weltraum-Storys auch einmal eine Bildgeschichte, deren Held lateinamerikanische Bauern ("Zum Waffenlager, Muchachos") in ihren Kampf gegen einen ausbeuterischen Großgrundbesitzer unterstützt - Wochen zuvor noch hatte ein anderer Zack-Mann eine nahöstliche Revolution niedergeschlagen.

    Daß manche der trotz millionenfacher Verbreitung von Literatur-Kritik jahrzehntelang vernachlässigten Comics unter Umständen politische Folgen haben können, ist unter Fachleuten mittlerweile kaum mehr umstritten: Nach Ansicht etwa des West-Berliner Literatur-Wissenschaftlers Karl Riha fördert die permanente Insinuation einer bedrohten Welt, wie sie in Abenteuer-Comics oft vorherrscht, "eine Haltung, die das Auftreten von Diktaturen und Diktatoren überhaupt erst ermöglicht."

    Und nach Meinung des in Paris lebenden Kunsthistorikers Günter Metken, Autor einer "Comics" betitelten Untersuchung, bewirkt die in vielen Bilder-Storys betriebene Verteufelung des Gegners, daß dessen körperliche Vernichtung schließlich als "lustbetonter vom Leser sadistisch verfolgter Akt" erscheint, für den "Staatsräson, Moral, Rassenhaß, Erhaltungs- und Machttrieb Entschuldigungen bereitstellen". Metken: "Latenter Faschismus, Intoleranz, blinde Repression sind die Folgen."

    Springers Zack-Macher freilich scheint derlei Kritik nicht anzufechten. Über die Ran-Vorwürfe jedenfalls lacht die Koralle: Eine Stellungnahme mag der Verlag nicht abgeben, weil die Angriffe zu "lächerlich" seien."

    ____________________Ende______________________

    @ Bernd + Ziehstripp + all

    Macht Ihr bei meiner Diktatur mit?? Meine Forderung an alle:

    "Gute Comics à la Zack für immer und für alle!"

    (den restlichen Forderungskatalog entnehmt bitte Rio Reisers "König von Deutschland")

    Ciao
    Martin der 37.
    Geändert von Martin 37 (28.09.2001 um 06:19 Uhr)

  22. #22
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Wink

    Schreib meinen Namen auf deine Fahne........
    Lang Lebe Zack, Die Freundliche Comic Diktatur
    Gruß
    Ziehstripp
    ( Verdorbener Comicleser)

  23. #23
    Moderator SF-Radio Forum Avatar von bat
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    Viva La Revolution!

    Meinen Namen bitte auch!

  24. #24
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking "ZACKtatur"

    @Ziehstripp + bat

    Über soviele Gefolgsleute freue ich mich ja ganz dolle.



    Und so lasst uns schnell eine neue Verfassung schreiben.
    Artikel 1 sollte dann wie folgt heissen:
    "Die Würde von Zack ist unantastbar."

    Oder wie wärs mit einer neuen Weltreligion:
    "Unser tägliches Zack gib uns heute."

    Bevor ich es vergesse, übermorgen werde ich übrigens von den Männern in den weißen Kitteln abgeholt und ich glaube, die lassen mich da vorerst nicht wieder weg. Also wenn Ihr nichts mehr von mir hören solltet ...

    Doch zunächst will ich ein kleines Gegenbeispiel zum Spiegelartikel benennen:

    Valerian & Veronique (in Zack Laureline), Willkommen auf Technorid
    Zack 32 - 39/73

    Die Ureinwohner eines Planeten kehren nach einer Reise von ca. 4000 Jahren zurück zu ihrem Heimatplanten. Als sie dort ankommen hat die Galaktische Union diesen Planten zur Gewinnung von Mineralien in Beschlag genommen. So steht das neu gebaute Zentrum auf dem Hügel, wo ihr Lager früher stand. Sie werden dann in eine Reservation gezwängt bzw. werden zur Arbeit geschickt. Am Ende hält Valerian dann im Palast des Gouverneurs folgende Rede:

    "Erlauben Sie den Ureinwohnern, daß sie auf ihrem Planeten leben können wie sie wollen, und das Problem ist gelöst! Dieses Land ist groß genug für uns alle. Wozu dann diese Reservation?"

    Mit sehr großem Unterhaltungswert wird hier eine Analogie zu den Ureinwohnern Amerikas hergestellt. Zwar schwankt hier Valerian im Gegensatz zu Laureline / Veronique lange Zeit zwischen Establishment und den Ureinwohner (zeichnerisch ist sein "ungutes" Gefühl toll dargestellt), doch am Ende hält er die o. g. Rede.

    Leider ist der Spiegelartikel schon vorher erschienen, sonst wäre Zack bestimmt gelobt worden.

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (28.09.2001 um 13:55 Uhr)

  25. #25
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Valerian & Veronique die zweite

    Soeben habe ich mir den Artikel im Comic Jahrbuch 1988 über Valerian & Veronique durchgelesen. Da steht es noch tausend mal besser beschrieben drin. Und da ich zur Zeit so gerne etwas abtippe, hier ein kurzer Auszug daraus:

    Uwe Anton:
    Die Tendenz zur Realität: Valerian & Veronique & die Sience Fiction

    "Willkommen auf Alflolol" (so der Titel des Carlsen-Albums - Anm. des Abtippers) heißt der vierte Band. Zu diesem Planeten, der von der Erde zu einer gigantischen Industriezelle umfunktioniert wurde, kehren nach einer "kürzeren Reise" von 4000 Jahen die langlebigen Ureinwohner zurück, psi-begabte, lebenslustige Gesellen, die in Harmonie mit ihrer Umwelt existieren. Dem Gesetz nach gehört Alflolol ihnen, doch der terranische Imperialismus ist nicht gewillt, die beträchtlichen Investitionen einfach aufzugeben. Man versucht, die Ureinwohner in Reservate zu stecken und sie schließlich in den Produktionsmechanismus einzugliedern, was in diesem Fall scheitert, in der historischen Vorlage -man setze für die Alflololer einfach nordamerikanische Indianer!- jedoch glückte. So inkonsequent das Album ist -die Alflololer ziehen schließlich weiter - so deutlich umreißen die Verfasser hier erstmals die Stellung der Erde im All: Sie betreibt in der Tat konsequenten Imperialismus mit einer ausgesprochenen Herrenmenschenideologie, die in den nächsten Bänden für die Beziehungen der Hauptpersonen zueinander und zu dem Machtgefüge an sich ausschlaggebend ist. Denn spätestens mit diesem Band wird Veronique zur Identifikationsfigur und Sympathieträgerin: Während Valerian (als Mann) hier ein autoritätsgläubiger, williger Befehlsempfänger ist, ergreift Veronique (als Frau! die -man denke an die Klassiker des SF-Comics- normalerweise als Nebenfigur hinter dem Mann zurückstehen und dann und wann einmal von ihm gerettet werden muß) die Partei der alflololischen Minderheit. Hier wird nicht nur Gleichberechtigung der Geschlechter praktiziert, die imm SF-Comic (und Comic allgemein) sehr selten ist - und den Femministinnen trotzdem nur ein schwaches Lächeln abringen dürfte-, hier wird endgültig mit den oben erwähnten Klischees gebrochen."

    Comic Jahrbuch 1988, Seite 143 ff (149, 150)

    Ciao
    Martin

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