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Thema: Berichte von Konzertbesuchen

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    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Berichte von Konzertbesuchen

    Alligatoah

    Max-Schmeling- Halle am 19.03.2023


    Lukas Strobel, besser bekannt als der deutsch-Rapper Alligatoah, spielte sein letztes Konzert vor der Sommerpause in seiner Wahlheimat Berlin. Also ein Heimspiel. Und das war es dann auch. Kennt ihr die Atmosphäre im Fußballstadion, wo tausende Fans im Chor mitsingen und bei der Choreo mitmachen. Ja genau.

    Es war mein drittes Alligatoah Konzert, obwohl ich ganz und gar nicht zur Zielgruppe gehöre. Diese ist eher so zwischen 20 und 30 und mag Rap. Doch für gute, handgemachte Musik und sozialkritische Texte ist man nie zu alt. Ein wenig groß war die Schwelle für mich schon, um mich an den sehr eigenen Stil von Alli (wie ihn bisher noch keiner außer mir genannt hat) zu gewöhnen. Der Türöffner war das Video „Du bist schön“, bei der man eigentlich eine schmalzige Schmonzette erwarten würde, wenn man im Schlager unterwegs wäre. Doch weit gefehlt. Hier räumt Lukas mit dem Schönheitswahn auf. Der andere Gassenhauer erweckt ebenfalls eine andere Erwartungshaltung „Willst du“. Ja, was denn. Na Drogen nehmen. Iss ja klar, was man so als Jugendlicher macht. Doch auch hier die Kritik verblümt verpackt. Wollt ihr alle den Bach mit den Drogen runtergehen? Und so spielt er häufig mit der Erwartungshaltung seiner Zuhörer und verkehrt sie ins Gegenteil. Aus der Seele spricht er mir z. B. bei dem Titel „Wie Zuhause“, sein Abschlusssong jeden Konzerts. Der Song handelt vom Urlaub, wo man sich wie zuhause fühlt. Also das Gegenteil, von dem was man erreichen will, da man von zuhause weg will. Und noch eine wichtige Aussage des Songs: Egal wohin man reist, vor sich selber kann man nicht fliehen, man nimmt sich überall mit hin.

    Bisher hatte ich unter Corona-Zeiten ein Autokino-Konzert in Berlin erlebt, bei dem die einzige Interaktion zwischen Künstler und den Besuchern das Hupen war. Das hat er dann voll ausgekostet, obwohl Hupen streng untersagt war aus Lärmschutzgründen! Danach kam ein Open-Air-Konzert ohne Band, sondern nur einem Streichquartett. Was ein Rappern mit echten Streichern? Das soll funktionieren? Ja und wie.

    In Berlin war es wie gesagt ein Heimspiel in der ausverkauften Halle. Jeder Song für die Fans ein „Gassenhauer“. Obwohl Alligatoah kurz zuvor aus Gesundheitsgründen ein Konzert absagen musste, merkte man ihm nichts davon aus. Mit vollem Power spielte er sein volles Programm durch. Wie gesagt ist die Interaktion mit dem Publikum, das all seine Songtexte von vorne bis hinten mitsingen kann, genial. Die Fans wissen genau, wann er eine Pause macht und sie einsetzen müssen (ich sage nur „Schönheitsschlaf“). Und so kommt richtig gute Stimmung im Plenum auf. Alligatoah weiß dies auch zu händeln und bleibt in seiner jeweiligen Rolle, die er gerade spielt, ob als geschundener Paketbote oder ausbeuterischer Arbeitgeber.

    Da ich es nicht besser ausdrücken kann, hier ein Ausschnitt aus der Vorankündigung des Veranstalters:

    „Der Multiinstrumentalist hat so gut wie jede große Bühne des Landes bespielt und schlüpft in seiner Kunst in die verschiedensten Rollen, um sich mit gesellschaftlichen Themen, Vorurteilen und Alltags-Situationen auseinanderzusetzen. Seine Texte sind gespickt mit Ironie und Augenzwinkern – der Mann ist Künstler durch und durch.“

    Ganz besonders nette Aktion so zwischendurch: Ein Fan ist ihm hinterher gereist und hat jedes Konzert von ihm besucht mit dem Ziel mit Alligatoah zusammen auf der Bühne zu stehen und ein Lied zu performen. Und so fragt er kurz vor Ende seiner Zugabe, wo denn dieser Fan mit der Gitarre sei, der auf Tiktok und vor der Halle alle Fans schon wild gemacht hatte. Er soll mal herkommen. Bevor er auf die Bühne kommt, soll er erst mal vor der Bühne eine Kostprobe seines Könnens geben und einen Song auf seiner Gitarre spielen. Und schon spielt er drauflos. Das Publikum tobt. „Und ihr meint, es reicht ein Lied über Alligatoah zu schreiben, um bei mir auf die Bühne zu kommen? - Ja ihr habt recht!“. Und schon holt er ihn auf die Bühne, damit er sein bestes Lied, das er jemals gehört hat, spielt. Es ist „Du bist schön“.

    Damit hat Alli sein Konzert unterbrochen, als dieses gerade auf den Höhepunkt innerhalb der Zugabe hinlief. Das hätte auch voll schiefgehen können. Aber die Fans haben abgefeiert. So is er.

    So ca. nach 2 ½ Stunden war es dann. Hat sich wirklich gelohnt.

    9,5 Punkte von 10


    Ein, zwei Songs mag ich nicht ganz so gerne aus dem Programm.

    Anspieltipps:

    Du bist schön
    Willst du
    Wo kann man das kaufen
    Trauerfeierlied
    Lass liegen
    Nicht adoptiert
    Nebenjob
    Nachbeben


    Musikalische Grüße
    Martin

    Edit:

    Mein absoluter Lieblingssong des Konzerts:

    "Monet" in der Wacken-Fassung
    Geändert von Martin 37 (21.03.2023 um 09:00 Uhr)

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