Auf in den Heldentod!



Der im November 2015 verstorbene Mangaka Shigeru Mizuki war wohl am bekanntesten für seine Reihe „Kitaro“ und die darin auftretenden Yokai, also Geisterwesen der japanischen Mythologie. Etwas persönlicher waren aber vermutlich seine Werke über seinen eigenen Werdegang und den zweiten Weltkrieg, den er am eigenen Leib miterleben musste, immerhin kam der Meister nur noch einarmig aus seinem Einsatz im Pazifikkrieg zurück, was ihn nicht davon abhielt zu einem großartigen, in seiner Heimat gefeierten Künstler und Geschichtenerzähler zu avancieren.

Die furchtbaren und sicherlich traumatisierenden Erlebnisse während seiner Zeit im Einsatz und das von den Vorgesetzten an den Tag gelegte, teils sadistische, teils von absurden Vorstellungen ehrenvollen Verhaltens geprägte Verhalten steht im Zentrum des Manga „Auf in den Heldentod!“.


Für Mizuki typisch verbindet der Künstler hier wieder cartoonige, an Karikaturen grenzende Figuren mit nahezu fotorealistischen Hintergründen. Das Elend der Männer an der Front, geprägt von Hunger, Malaria, körperlicher und seelischer Grausamkeit wird mit dem Mizuki eigenen schwarzen und teils überspitzen Humor aufgelockert, was im Kontrast den Horror des Krieges nur umso erschreckender wirken lässt. So unsäglich die Situation der Truppen sowieso schon ist, im Kampfeinsatz, unter dem Druck der gegnerischen Angriffe und der auszustehenden Todesangst wird es nur noch schlimmer, gerade wenn das Ziel und die Befehle so sinnlos erscheinen wie hier.

An der ein oder anderen Stelle hat sich der Autor erzählerische Freiheiten genommen und natürlich ist das geschilderte Geschehen alles andere als objektiv, denn Shigeru Mizuki war schließlich selbst beteiligt, mittendrin und stand unter dem gleichen psychischen Druck wie seine Kameraden. Wir erleben den Krieg hier also aus der vollkommen subjektiven Sicht eines direkt Betroffenen und vielleicht sind das die einzigen Personen, denen es gelingen kann das Wesen des Krieges nachvollziehbar zu vermitteln, in der ganzen nackten Sinnlosigkeit und Grausamkeit.


Mit fünfseitiger Einführung (die ein wenig spoilert, also ggf. erst hinterher lesen), vierseitigem Nachwort und dem etwas größeren Format, wie es auch die Taniguchis von Schreiber und Leser oder die „Ultimativen Editionen“ von Panini aufweisen, eine tolle Veröffentlichung eines wichtigen Werkes. Dafür danke Reprodukt!

8,5-9/10

VG, God_W.