Quintos



In letzter Zeit steht bei mir ja viel US-Stoff auf dem Programm, da wird es mal wieder Zeit für einen Franko-Belgier. Also eigentlich ja von einem Deutschen. Spielt dafür aber in Spanien. Ach, Egal, auf alle Fälle ist Andreas (Mertens) mal wieder angesagt.


Eine Französin, ein Belgier, ein Texaner, eine Spanierin und ein Spanier, ein Deutscher und ein Engländer. Ein ganz schön bunt zusammengewürfelter Haufen, alle mit dem gleichen Ziel, dem Örtchen Quimera. Der Trupp will dort als Verstärkung Unterstützung leisten, denn wir befinden uns im Jahre 1937, im vom Bürgerkrieg zerrissenen Spanien kämpfen Freiwillige aller Herren Länder auf der Seite der Republikaner gegen das faschistische Regime, so auch unser Septett. Der Krieg bildet jedoch nur den Rahmen für das Drama, welches Andreas vor den Augen des Lesers abspielt, tatsächlich tritt er nach dem Auftakt mit Knalleffekt sogar mehr und mehr in den Hintergrund. Der Fokus liegt vielmehr auf den grundverschiedenen Charakteren der illustren Truppe, ihren gänzlich unterschiedlichen Beweggründen und Zielen, ihren menschlichen Schwächen, ihrer Trauer, ihrer Zweifel. Ein feines Charakterstück, welches bei der Erstsichtung beinahe ein wenig zu schnell vergeht, da kann man gerne einen zweiten Blick riskieren und nicht nur das feine Artwork, sondern auch die Nuancen der Charakterisierung genauer unter die Lupe nehmen.


Da hat sich Finix mal wieder nicht lumpen lassen, denn zusätzlich zu dem schön gestalteten, mit Spotlack veredelten Album kredenzt uns der Verlag im Anhang ein zehnseitiges Dossier über Autor und Zeichner Andreas. Lange Zeit wurde der Mann mit dem Auge für besondere Blickwinkel und der Vorliebe für hohe, schmale Panels in heimischen Gefilden sträflich vernachlässigt. Überdeutlich wird das, wenn in der Auflistung all seiner Werke bis 2010 (da ist „Quintos“ bei Finix erschienen) darauf eingegangen wird, was in Deutschland bislang unveröffentlicht ist, nämlich fast alles. Mittlerweile hat sich das glücklicherweise gewandelt, denn der Schreiber & Leser Verlag hat sich dieses Missstandes angenommen und in hervorragenden Alben, Sammelbänden und Gesamtausgaben einen großen Teil von Andreas‘ Schaffen in vorbildlicher Qualität „nach Hause“ geholt. Mit einem Teil davon werde ich mich demnächst mal näher beschäftigen.

8/10

VG, God_W.