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Thema: Biografie über Rolf Kauka wird Frühjahr 2022 erscheinen

  1. #126
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Seh ich ähnlich. War er ein von Todessehnsüchten Getriebener, der sich im Flakfeuer beweisen musste, ein von seinen Frauen Unverstandener, die ihm nicht geben konnten, was er benötigte, wie die Luft zum Atmen, ein gestrenger Papi, um seine Nachkommen zu anständigen Menschen zu erziehen? Man weiß es nicht. Aber eines weiß Ich gewiss: Er wird immer Onkel Rolf bleiben.
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
    Mit Bastei-Gruß,
    Euer Frank

    Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!


    Und alles mit Maschinenschrift und in Bunt!




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  2. #127
    Mitglied Avatar von Diskomo
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    So, ich habe ja nun die RaRo-Ausgabe erhalten und mich heute durch den Weltkrieg (und ein bisschen weiter) gewühlt.

    Und ich möchte dem Tenor der hier dargelegten Meinungen ein wenig widersprechen.
    Denn die akribische Auflistung Kaukas "Verdienste" ist wichtig. Jeder Abschuss, jeder fotografisch dokumentierte abgeschossene Pilot, jede günstige Beurteilung Kaukas (beim Lesen wurde mir an der einen oder anderen Stelle tatsächlich speiübel), wenn es um eine anstehende Auszeichnung oder Beförderung geht, jede "blutigste Zurückschlagung des Gegners" ist ein wohl überlegter und exzellent ausgeführter Schlag ins Gesicht aller Kauka-Apologeten. Und für die wurden diese Seiten geschrieben.
    Nach dieser Lektüre kann niemand mehr behaupten, der arme Rolf sei bloß ein Mitläufer gewesen oder habe sich gar aus allem herausgehalten. Oder war vielleicht gar nicht dabei, der Herr Doktor...
    Niemand kann mehr behaupten "Ja, ein bisschen Flak hier" oder "ein wenig Herumlungern in Paris da", das haben doch alle Wehrmachtsangehörigen...
    Nö.
    Einfach NÖ.
    Ist nach dieser Biographie nicht mehr drin. Dafür gibt es zuviel Material und das ist offenkundig seriös recherchiert.
    Der Anhang ist durchaus lesenswert. Die Quellenangaben sprechen für sich.
    Und darum war es wichtig, es in dieser Ausführlichkeit zu tun.

    Nachdem ich diesen Teil des Buchs gelesen habe, kommt mir Alexandra Kaukas "Grußwort" übrigens vor, als triefe es vor Sarkasmus.
    Vielleicht hat sie nach Lektüre des Manuskriptes ihren Mann erst wirklich kennengelernt. Den Blender und Märchenonkel.
    Mein Degenhardt-Zitat auf einer anderen Seite dieses Threads war also schon gut gewählt. Da kann ich mir auf die Schulter klopfen.

    Ich weiß nicht, ob die "Liebe Freunde"-Artikel im weiteren Verlauf noch thematisiert werden, aber inzwischen glaube ich, dass sie von irgendwelchen Redakteuren (heute wäre das Praktikantenarbeit) verfasst wurden. Dafür fanden sich in diesen "Leitartikeln" zu oft Passagen, die davon abrieten, jeglichem Gruppenzwang zu folgen oder nur die Macht des Stärkeren zu respektieren.

    Holla, was freue ich mich auf die weitere Lektüre.

  3. #128
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    Ich glaube, irgendwann wurde in der "Sprechblase" behauptet, die Leitartikel stammen nicht (alle) von Kauka. Kommt es darauf an? Jedenfalls dürften sie den Segen Kaukas gehabt haben. Jemand hängt doch nicht sein Foto über einen Artikel und unterschreibt ihn, wenn er mit dieser Meinung nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Ob das tatächlich zu 100% seine Glaubensbekenntnisse gewesen sind, wird man nicht mehr herausbekommen. Aber, nochmal, ist das entscheidend? Auch wenn er die Onkelrolle eingenommen hat, um sich Geld und Einfluss zu verschaffen, dürfte sie ihm nicht ganz zuwider gewesen sein. Und, eine wichtige Frage, warum hat Kauka überhaupt einen Comic für Kinder gemacht (in den 50ern!)? Ja, hätte es denn damals für jemanden mit dem Ehrgeiz eines Kauka nicht viele andere Wege gegeben, um reich und berühmt zu werden?

    Und was den Nazi Kauka angeht, würde ich mal gerne wissen, was nach 1945 denn konkret mit diesem "Verbrecher" passiert ist. Wurde er irgendwelcher Kriegsverbrechen angeklagt, hat er Juden oder Kommunisten verraten, war er Funktionär in der NDSAP? Hat er sich in irgendeiner Form öffentlich rassistisch und kriegshetzend geäußert? Hat er den Führer am Berghof in Obersalzberg getroffen und mit ihm und Eva Braun Kaffee getrunken? Er war Soldat wie Millionen andere auch und hat natürlich im Krieg andere Soldaten umgebracht. Hat jemand erwartet, man findet Belege, dass er ein heimlicher Widerständler war, der eine jüdische Familie versteckt hat? Er war einer der vielen Durchschnittsdeutschen, die leider dem NS-Wahnsinn geistig keine große Widerstandskraft entgegenzusetzen hatten, daher mehr oder weniger mit Elan dabei gewesen ist - offenbar aber ohne einen besonderen Fanatismus an den Tag zu legen oder gar Verbrechen zu begehen, die über die "üblichen" militärischen Greuel hinausgehen.

    Was Alexandra Kauka angeht, denke ich, die hat 22 Jahre nach seinem Tod inzwischen sowohl ihren Mann als auch "Fix und Foxi" innerlich abgehakt und das Buch bestenfalls überflogen. Das Vorwort ist also nicht sarkastisch oder schadenfroh, sondern ihr übliches "Habt Spaß"-Blabla, wie auch in den Relaunche-Heften.

  4. #129
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Was den "Nazi Rolf Kauka" angeht, sehe ich das absolut genauso wie fixundfertig. Für mich war R.K. doch mehr oder weniger ein Soldat wie viele, viele andere. Geprägt und "verdorben" durch die Propaganda und Indoktrinierung in seiner Jugend.
    Mein Schwiegervater, der aus Schlesien stammte, zog mit 18 Jahren als Panzerfahrer gen Osten. Angang Mai 1945 geriet er in russische Gefangenschaft und verbrachte 4 Jahre in verschiedenen Lagern in Kursk, Mariupol etc. und kam Ende 1949 nach Deutschland zurück. Bis zu seinem Tode wollte er nicht glauben und wahrhaben, das er alles für ein völlig falsches und verbrecherisches Regime verloren haben sollte. Er suchte sein ganzes Leben lang nach Beweisen, dass die "Nazis" eben nicht diese Verbrechen begangen hatten. War natürlich ein aussichtsloses Unterfangen und letztendlich hat er das auch nicht verkraftet.
    Er war, genau wie Rolf Kauka, wohl ein überzeugter Nationalsozialist, der an deren Ideale glaubte. Aber genauso waren beide meiner Meinung nach keine "NAZIS" im negativen Sinne von getreuen Hitler-Schergen, die bewusst andere Menschen vernichten und ermorden wollten.
    Vielleicht ging R.K. ganz unbewusst zur Flak, weil dort das töten im Krieg wesentlich anonymer geschieht, als es ein Infanterist erleben muss. Ja, er hat sich freiwillig gemeldet. Aber das haben damals tausende von jungen Männern getan. So what. Und die wirklichen "Überzeugungstäter" davon gingen zur Waffen-SS. Oder sehe ich das falsch? Und was die Auszeichnungen und Beförderungen angeht, ist das ja nun aus dieser Zeit des Krieges wahrlich nichts besonderes.

  5. #130
    Mitglied Avatar von Raro
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    Wenn sich ein Nazi immer mit anderen Nazis trifft, die auch noch den BND ausmachen, dann ist das für mich ein Nazi im negativen Sinn, Kauka hätte sich nach dem Krieg eindeutig von den Nazis distanzieren können, aber seine Orden waren ihm lieber und sein Gesinnung.

  6. #131
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    @Raro: Wo sind wie gesagt die Anklagen gegen Kauka nach '45? War es für jemanden, der sich nachgewiesener Maßen vor und nach '45 als unbelehrbarer Nazi gebärdete, so einfach, schon 1947 einen Verlag zu gründen und sich in den frühen 50ern damit sogar auf die Zielgruppe der Kinder (!) zu konzentrieren? Ja, ich weiß, man hat auch nicht alle Nazis aus hohen Ämtern entfernt, selbst als Richter durften sie z. B. weitermachen. Aber das waren eben keine Personen, von denen besondere Schandtaten bekannt gewesen wären. Deswegen behaupte ich, die hat man auch bei Kauka nicht gefunden.

  7. #132
    Mitglied Avatar von Raro
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    Wenn Du das Buch genau gelesen hast, hat er die Kriegszeit geschickt umschifft, da er falsche Angaben gemacht hat, außerdem war er nur über Umwege der Verwandschaft seiner ersten Frau an die Lizenz gekommen. Das waren eine Menge Lügen, um Ermittlungen zu entgehen. Bitte genau nachlesen. Und diese Betrügereien ziehen sich durch das ganze Leben, bei den Anteilen am Copyright bei Neugebauber und Pichelsteiner Rinaldi, das zur Hälfte geschenke Ferienhaus in Italien an eine Tochter, das Insistieren auf Abtretung der Erbschaftsansprüche seiner Kinder, das für ihn wunschgemäß erfolgreich war, da er die US Staatsbürgerschaft angenommen hatte.
    Geändert von Raro (29.04.2022 um 09:08 Uhr)

  8. #133
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Gut, Nazi im "negativen" Sinn ist eine unglückliche Beschreibung, denn das hieße ja, es gäbe auch Nazis im "positiven" Sinne. Ist natürlich absoluter Unsinn. Ich wehre mich nur dagegen R.K. in einen Topf mit den Mördern rund um Hitler und Konsorten zu werfen. Das er wohl menschlich und charakterlich ein A...... war, scheint sich durch sein Leben zu ziehen. Aber das trifft doch wohl auf eine sehr, sehr große Zahl von Geschäftsleuten zu, die beruflich und unternehmerisch erfolgreich sind. Nach über 40 Jahren im steuerberatenden Beruf kann ich da ein Lied von singen. Und der Hinweis auf die Anteile am Copyright ist auch so nicht richtig. Das Urheberrecht zu dieser Zeit war schon ein bisschen anders als heute. Und auch heute ist es immer noch sehr schwierig, wenn Du als angestellter Zeichner arbeitest, wer letztendlich die Nutzungsrechte an den jeweiligen Figuren hat. Abgesehen davon ist das bei Rinaldi und den Pichelsteinern ja absolut nicht klar. Die erste Geschichte ist nachweislich von Colantuoni. Nach dessen Aussage kam er im Oktober 1965 nach Grünwald, um die Pichelsteiner-Figuren auszuarbeiten (Sprechblase 198 Seite 47).

  9. #134
    Mitglied Avatar von falkbingo
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    Aus der heutigen Sicht ist es immer leicht, Menschen von damals zu verurteilen. Immer wird vergessen, was es bedeutete, sich gegen das damalige Regime zu stellen. Im ungünstigsten Fall den eigenen Tod/Folter/Zuchthaus. Packt euch doch mal selbst an die Nase, ich wäre auf jeden Fall lieber ein Mitläufer, als ein toter Widerständler. Nicht jeder, der damals mitgemacht hat war ein Nazi, es waren auch viele "Feiglinge" wie ich dabei, die am Leben bleiben wollten.

  10. #135
    Mitglied Avatar von Raro
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    Diese miese Masche der Umkehrung und Verharmlosung ist leider mittlerweile Standard. Kauka war ein Nazi und ist es auch lebenslang geblieben, allerdings ohne es herauszustellen, denn das wäre nicht vorteilhaft gewesen. Und das steht so in der Biographie, daran gibt es nichts zu deuten. Es ist schändlich vernachlässigt worden, schon in den 50er und 60er Jahren intensiver gegen die Verbrechen zu ermitteln.
    Außerdem waren ja auch die Institutionen durchsetzt mit Altnazis, von denen niemand ein Interesse hatte, für Aufklärung zu sorgen. Mir fällt in dieser Hinsicht immer der Film "Rosen für den Staatsanwalt" ein, auch "Nacht der Generäle" thematisiert das, vor allem diese wiederkehrenden Treffen der Altnazis.
    Warum wurde Fritz Bauer wohl angefeindet ?
    Geändert von Raro (29.04.2022 um 11:18 Uhr)

  11. #136
    Mitglied Avatar von falkbingo
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    Zitat Zitat von Raro Beitrag anzeigen
    Diese miese Masche der Umkehrung und Verharmlosung ist leider mittlerweile Standard.
    Ich kehre nichts um, oder verharmlose etwas. Damals hat der größte Verbrecher aller Zeiten, ein unvorstellbares, barbarisches, unmenschliches, Verbrechen an der Menschheit angezettelt. Es gab aber trotzdem Menschen, die nicht die Courage hatten, sich dagegen aufzulehnen.

  12. #137
    Mitglied Avatar von Raro
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    Oder bereitwillig mitgemacht haben, wie es Kauka - laut Biographie - als Hitlerjunge schon getan hat. Siehe auch das Bild auf dem Pferd in den 30er Jahren. Später dann diese Zeit durch falsche Angaben unter den Teppich gekehrt !!
    Gerade macht wieder ein größter Verbrecher aller Zeiten in Rußland das nach, und viele machen das gerne mit, und das ist nicht auf die Propaganda zu schieben.
    Geändert von Raro (29.04.2022 um 11:26 Uhr)

  13. #138
    Mitglied Avatar von Diskomo
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    Leider gibt es nichts zu relativieren, was Kaukas Nazitum angeht.
    Er war kein einfacher "Schütze A" und Befehlsempfänger - Er hat sehr schnell, bewusst und gezielt auf die Position Befehlserteiler hingearbeitet.
    Schon ab dem Eintritt in die HJ. Nach kurzer Zeit schon durfte er dort befehligen und trug Insignien, dass jeder Pimpf ihn zu grüßen hatte.
    Das ist kein feiger Mitläufer. Das ging im Krieg weiter. Der Mann hat Flakbatterien befehligt. Nicht ein Kanönchen oder zwei, sondern Batterien - Und damit deren Mannschaften.
    Außerdem kann man ihm zumindest während der Kriegsjahre keine Feigheit vorwerfen. Auch das stellt die Biographie klar.
    Der Mann blieb auch mal mit seinen Flaks im Panzerabwehrkampf in Stellung, während andere Einheiten sich zurückzogen.
    Der Feigling (wie ich) hätte sich davongemacht, sobald er die Gelegenheit gehabt hätte.
    Seine Fähigkeiten, Untergebenen die NS-Ideologie zu vermitteln und dafür zu begeistern, sind oft lobend erwähnt worden.
    Auch das wiederum macht ihn nicht zum Mitläufer, sondern eher zum Mittäter. Und schon gar nicht zum "Aus-Selbstschutz-das-Fähnchen-nach-dem-Wind-drehen"-Opportunisten.
    Es gibt am Altnazi Kauka nichts zu relativieren oder zu beschönigen.

    Und natürlich hat er unter die hübschen Leitartikel gern seinen Rudo gesetzt.
    Er wusste gut, mit welchen Ansichten man sich im Deutschland der 70er schmücken konnte.
    Der Mann hat beispielsweise von der Kanzel herab das Hohelied auf Moral und Familie gesungen, während er seine Ehefrau gleichzeitig (und ziemlich öffentlich) mit diversen anderen Frauen betrog.

    Das alles (und bestimmt noch mehr, ich muss noch weiterlesen) war der Mensch Rolf Kauka.
    Ihn macht mir das herzlich unsympathisch.
    Das FF-Universum bleibt hiervon unberührt - Denn die wirklich künstlerische Arbeit machten ja andere.

  14. #139
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    Ehe wir da wieder vom Hundertsten zum Tausendsten kommen: Ich sehe es nicht als "Umkehrung und Verharmlosung", wenn man differenziert, ganz im Gegenteil. Gerade weil Deutschland und Österreich zu einem sehr, sehr großen Teil aus Hitler-Fans bestanden haben, ist es wichtig, sich anzuschauen, in welchen Formen sich diese Begeisterung verwirklicht hat. Es macht nämlich schon einen Unterschied, ob man missliebige Nachbarn denunziert und damit oft in den Tod geschickt hat, als Soldat, gar in führender Position, an Massakern gegen die Zivilbevölkerung beteiligt war u.ä. oder ob man Hitler und seine Ideale immer ganz toll gefunden hat, auch nach 1945, und seine alten (Nazi)-Freunde halt weiterhin getroffen hat.

    Natürlich kann man so weit gehen, jeden Angehörigen der Wehrmacht als Verbrecher zu betrachten, einfach, weil er nicht sofort desertiert ist. Das ist geschehen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_M%C3%B6rder) Insofern aber dabei gänzlich verschiedene Verhaltensweisen (vom traumatisierten Mitläufer bis zum sadistischen Folterer, Vergewaltiger und Mörder) über einen Kamm geschoren werden, wird das der Sache nicht gerecht.

    Gerade wenn ich mir anschaue, was aktuell abgeht, sehe ich die Wirkmächtigkeit des gleichgeschalteten Mainstreams auf die meisten einfachen Tröpfe. Man entzieht sich nicht so leicht der medialen Gehirnwäsche. Impfhysteriker, für die Impfgegner Nazis, Verschwörungstheoretiker und Querdenker sind. Militante Ukraine-Retter, die am liebsten noch heute den Russen die NATO-Bomber schicken würden. Schwarz-weiß ist so einfach. Leider ist die Welt nie schwarz-weiß. Ich würde nicht wissen wollen, wie viele der heute herumlaufenden Fanatiker "für die gute Sache" damals dem Hitler zugejubelt hätten. Pazifismus scheint eh passé, man zeigt wieder Flagge (blau und gelb).

  15. #140
    Mitglied Avatar von Raro
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    Der Autor war vor ein paar Minuten in der laufenden Doku über den BND auf ZDF Info zu sehen.

    Folge 1 - auch in der Mediathek - geht auf die braunen Zeiten nach dem 2. WK ein.
    Geändert von Raro (29.04.2022 um 13:42 Uhr)

  16. #141
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Raro Beitrag anzeigen
    Diese miese Masche der Umkehrung und Verharmlosung ist leider mittlerweile Standard. Kauka war ein Nazi und ist es auch lebenslang geblieben....
    Das waren mein Schwiegervater und mein Großvater auch. Aufgewachsen in dieser furchtbaren Zeit der fast völlig Indoktrination und politischen Gehirnwäsche des Mittelstandes.
    Aber das macht sie doch nicht automatisch zu potentiellen Kriegsverbrechern und Sinnestätern. Lief es denn ab den 50ern in der DDR viel anders. Sind nun alle ehemaligen FDJ-Mitglieder mutmaßliche Mauer-Schützen? Und das hat m.E. nun wirklich nichts mit einer miesen Masche der Umkehrung und Verharmlosung zu tun.
    So was lass ich mir wirklich nicht unterstellen. Ich habe mich in meiner Jugend wirklich intensiv damit beschäftigt, und ich Frage mich, ob Du jemals mit Deinen Altvorderen darüber wirklich ausgiebig diskutiert hast und ob sie Dir überhaupt Rede und Antwort gestanden haben. Ich unterstelle mal, dass die meisten hier ein paar Jährchen jünger sind als ich und über die Vergangenheitsbewältigung und Aufarbeitung der NS-Zeit ihr Wissen meist aus Schulbüchern haben. Auch ich bin hier kein DIREKTER Zeitzeuge der direkten Nachkriegsjahre, aber ich konnte meine mir vermittelten "Kenntnisse" aus der Schulzeit zumindest mit dem einen oder anderen Zeitzeugen besprechen. Und Fritz Bauer wurde angefeindet, weil sich sehr viele für ihre "Mittäterschaft" und "Nichtstun" geschämt haben. Und keiner wird gerne mit der Nase auf seine Fehlleistungen gestoßen.
    Man redet sich wirklich sehr leicht aus einer Wohlstandsgesellschaft und den Möglichkeiten der fast absolut freien Meinungsäußerung in der heutigen Zeit sowie deren gültigen Moralvorstellungen.

    Und die Zeiten ändern sich doch immer wieder sehr schnell. Wenn mir noch vor 10 Jahren (oder sogar nur 5) einer gesagt hätte, dass mal ein grüner Politiker für die Lieferung von schweren Waffen aus Deutschland in ein Krisengebiet plädiert, dann hätte den wohl jeder für absolut meschugge erklärt.
    Geändert von albert-enzian (29.04.2022 um 17:17 Uhr) Grund: Großes "D" nachgeliefert

  17. #142
    Mitglied Avatar von Raro
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    Mein Opa - Sozialdemokrat - gezwungenermaßen Wehrmachtssoldat und in russischer Gefangenschaft gewesen, hat mir in den 70er Jahren sehr viel über seine Kriegserfahrungen erzählt. Auch über so emsige Nazifanatiker, die etwa in Jugoslawien Kriegsverbrechen begangen haben. Und Fakt ist, wenn man den Ausführungen im Buch glauben darf, Kauka war gerne dabei, und auch wenn er keine Kriegsverbrechen begangen hat, ändert das nichts an der Gesinnung.
    Ich will aber keineswegs Dein Bild vom guten Onkel Rolf herabsetzen.
    Geändert von Raro (29.04.2022 um 14:03 Uhr)

  18. #143
    Mitglied Avatar von Raro
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    Der ersteTeil der Dokumentation verdeutlicht sehr deutlich die Weltanschauung Gehlens. Die Parallelen zu Kauka sind ganz offensichtlich, die ganzen Nachzügler, die Gehlen zum BND geholt hat, waren durch die Bank Nazis, die sich nie als Kriegsverbrecher gesehen haben.

  19. #144
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Raro Beitrag anzeigen
    Ich will aber keineswegs Dein Bild vom guten Onkel Rolf herabsetzen.
    Hier täuscht Du Dich leider gewaltig. Ich habe absolut KEIN gutes Bild vom lieben Onkel Rolf. Für mich war er ganz klar ein knallharter Geschäftsmann, der für seine Karriere und seinem Weg zu seinen Millionen eindeutig über die obligatorischen "Geschäftsleichen" ging. Solche Typen habe ich in meiner beruflichen Laufbahn zur Genüge kennengelernt.
    Mir geht es hier auch mehr um die Differenzierung wie sie fixundfertig in Post # 140 beschrieben hat. Und was die Gesinnung und das gerne "Dabeisein" betrifft, bin ich davon überzeugt, dass das auf hunderttausende junge Männer der Jahrgangsstufen 1915 bis 1926 zutreffen dürfte. Heutzutage bekommt man an den höheren Schulen eigentlich schon eine einigermaßen funktionierende politische Bildung vermittelt. Und trotzdem gibt es leider wieder vermehrt antisemitische und neonazistische Tendenzen zu verzeichnen. Und wieder vermehrt im achso gebildeten und klugen Mittelstand. Es ist einfach nicht zu glauben. Und es ist uns doch wohl allen klar, dass so eine politische Bildung in den 20er- und 30er-Jahren völlig anders aussah. Man war generell ziemlich Obrigkeitshörig. Das spiegelt sich doch auch in der Ausbildung der höheren Schulen wieder. Nachdem Zerfall des Kaiserreiches hatten die Deutschen keinerlei Erfahrung mit dem Umgang einer Demokratie oder Republik. Dazu kam dann die Rezession und Wirtschaftskrise. Ein extrem fruchtbarer Boden für die Rattenfänger von Links und Rechts.
    Das soll alles keine Entschuldigung für die furchtbaren Taten von den echten Verbrechern sein, aber man sollte auch versuchen zu verstehen, was in den Köpfen von jungen Menschen zwischen 14 und 20 Jahren passiert, wenn sie permanent einer solchen Indoktrination und Beeinflussung ausgesetzt sind. Das ist wie eine Gehirnwäsche und bleibt Dir ein Leben lang. Und leider ist das heutzutage immer noch möglich und passiert auch so immer noch weiter. Die Beispiele in der Welt sind vielfältig. Nordkorea, China, Syrien, Saudi-Arabien, Türkei, Russland etc.
    Ich stelle auch den Wahrheitsgehalt der Erzählungen Deines Opas absolut nicht in Frage. Aber hast Du Dich auch mit ihm darüber unterhalten, wie es im Vorfeld des Krieges überhaupt soweit kommen konnte?

  20. #145
    Mitglied Avatar von Raro
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    Wie gesagt, er war Sozialdemokrat bis zum Verbot 1933 und hat Hitler nicht gewählt. Nach dem Krieg war er nach Kriegsgefangenschaft wieder Sozialdemokrat, er war nie NSDAP Mitglied. Wurde als Jahrgang 1904 im Jahr 1940 eingezogen. Er hat Militärdienst gehaßt und kam schwer erkrankt aus Rußland zurück. Ich habe viele Gespräche mit ihm geführt, er war immer der Meinung, daß es eine Schande war, den Krieg anzuzetteln.

  21. #146
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    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen

    Militante Ukraine-Retter, die am liebsten noch heute den Russen die NATO-Bomber schicken würden. Schwarz-weiß ist so einfach. Leider ist die Welt nie schwarz-weiß. Ich würde nicht wissen wollen, wie viele der heute herumlaufenden Fanatiker "für die gute Sache" damals dem Hitler zugejubelt hätten. Pazifismus scheint eh passé, man zeigt wieder Flagge (blau und gelb).
    Sorry, den letzten Abschnitt finde ich einfach nur ekelerregend. Informiere dich bitte mal, was gerade in der Ukraine passiert, bevor du den Menschen, die sich mit der Ukraine solidarisieren, Kriegslüsternheit unterstellst oder mit den Menschen aus Nazi-Deutschland vergleichst.
    Waren für dich die Alliierten auch die Kriegslüsterne Seite, als die Frankreich, Norwegen, Polen etc. von den deutschen Besatzern befreit haben? Dann wundert mich deine verhemente Verteidigung der damaligen Nazis echt nicht mehr.
    Geändert von Taneleer Tivan (29.04.2022 um 17:43 Uhr)

  22. #147
    Mitglied Avatar von Raro
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    Schöner Nickname Taneleer, "der Sammler".

  23. #148
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    Der Kapitalfehler, den man bei der Beurteilung früherer Zeiten machen kann, ist, zu meinen, da wäre es im Grunde gewesen wie heute, nur dass es noch keine Computer und Smartphones gab. Nein. Die Menschen dachten anders, fühlten anders, hatten andere Weltbilder, waren z. B., wie albert-enzian sagt, weitaus obrigkeits- und autoritätshöriger. Auch der Umgang mit Frauen war ein anderer. Wer heutige Moralvorstellungen hernimmt und sie über alte Zeiten drüberstülpt, hat in der Schule leider nicht begriffen, was Geschichte ist. Über Gut und Böse könnte man noch lange philosophieren, aber dafür ist hier nicht Platz. Ich staune freilich immer wieder, wie einfach die Welt für manche Zeitgenossen ist, wenn es gilt, das Böse zu erkennen und zu verdammen.

    PS: Auf den Schmarrn von Taneleer Tivan gehe ich nicht ein.
    Geändert von fixundfertig (29.04.2022 um 17:54 Uhr) Grund: PS

  24. #149
    fuxiger Teilzeit-SysOp Avatar von Markus
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    Kauka gehörte, so wie ich das aus dem Buch rauslese und auch aus eigenen Gesprächen mit Zeitzeugen einordne, zu einem Menschentyp, den ich selber schon erlebt habe, dem es trotz Intelligenz an emotionaler Empathie fehlt und sich um Anerkennung und Erfolg bemüht und knallhart und zielgerichtet seine Interessen und Geschäfte durchzieht und denen das Prinzip von uneingeschränkten Loyalitäten wichtig sind. Er war so gesehen, sicher kein Nazi, der seinem Führer in den Tod folgt. Diese Art Menschen stehen allen Arten von Gesellschaftssystemem völlig indifferent gegenüber und versuchen jeweils darin ihre Karriere zu machen. In den 30ern wollte er eine Offizierskarriere starten, nach dem Krieg in der BRD sich als Geschäftsmann und Verleger versuchen. Er hatte so gesehen, mit den Nazis überhaupt kein Problem und vieles dieser Ideologie davon kam seiner autoritär-patriachalischen Gesinnung sogar sehr entgegen, wie etwa Macht über andere Menschen zu haben und unbedingte Loyalität einzufordern. Gleichzeitig war er aber immer pragmatisch, charmant und offen weltgewand, soweit es ihm etwas nutzte. Macht das seine Vorworte (soweit sie überhaupt von ihm stammen oder abgesegnet wurden) alle falsch? Nun, einige wenige davon gegen natürlich garnicht, andere sind ..naja.. ein Zeugnis ihrer Zeit und andere haben auch heute ihre Gültigkeit.
    Spannend ist eher zu lesen, wie sehr die alten Nazi-Kontakte Kaukas in der frühen BRD einfach weiterliefen und diese Leute alle wieder in Amt und Würden waren als wäre nichts passiert.

  25. #150
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    Nachbarländer zu überfallen und dort einen Genozid zu verüben, Zivilisten (darunter schwangere Frauen, Kinder, Invaliden) ermorden, vergewaltigen und foltern ist für mich eindeutig böse, ja. Ob es nun vor 80 Jahren Hitlers Leute waren oder heute Putins ist dabei einerlei. Alles ein Dreckspack. Die Welt ist manchmal in der Tat sehr einfach, wenn es darum geht, das Böse zu erkennen.
    @Raro Danke!

    Zurück zum Thema:
    Wie gesagt, ich grenze die Comics von der Person Kauka ab. Muss man wahrscheinlich so machen, wenn man die Freude an den Comics und die Lust am Sammeln nicht verlieren möchte.

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