Hallo zusammen,
vielleicht noch eine kurze Anmerkung zu dem in diesem Werk thematisierten Kinderlied "Tōryanse", welches in modernem Japanisch soviel wie "tōrinasai", "Bitte passiere", bzw. in der Mehrzahl "Bitte passiert" bedeutet.
Es ist in Japan heutzutage vor allem dafür bekannt, dass es an Ampeln die Grünphase der Fußgänger melodisch signalisiert. Dabei hat das Lied durchaus einen schaurigen Hintergrund, nicht nur, durch den mysteriösen Text, sondern auch durch die Tatsache, dass es unter bestimmten Umständen an der Textstelle "doch der Rückweg mag mühselig sein" so klingt als würden japanische Ambulanzsirenen ertönen.
Der Text als solches ist, wenn man dies möchte, zweideutig zu verstehen, sowie die Bedeutung dahinter schwer verständlich.
Insbesondere die Bedeutung der Stelle "Der Hinweg ist leicht, doch der Rückweg beschwerlich" ist auch für viele heutige Japaner unklar.
Die mir geläufige nüchterne Erklärung ist diese, dass zu jener Zeit dem gemeinen Volk nur zu besonderen Anlässen der Zugang zu bestimmten Plätzen gestattet war. Die Wache, die die Person im Lied befragt, lässt sie jedoch hindurch, weil das Sieben-fünf-drei-Fest gefeiert wird. An solchen speziellen Anlässen nutzten jedoch auch des öfteren feindliche Spione, etc. die Möglichkeit, für die Öffentlichkeit sonst unzugängliche Orte zu betreten. Daher war bei dem Verlassen der Orte eine besonders strenge Befragung/Durchsuchung, etc. zu erwarten.
Wenn man nun etwas weiter interpretieren möchte, gibt es die Möglichkeit, das Ganze auf eine durchaus düstere Ebene zu heben, eine Ebene die der Thematik des Werks dabei jedoch überraschend gerecht wird und eine schöne subtile Note hineinbringt.
Das im Liedtext benutzte Kanji "行" kann u. a. "yuku" gelesen werden, was soviel wie "gehen" bedeutet. Ein gleich lautendes "yuku" bedeutet jedoch sterben, wird aber anders geschrieben.
Ähnliches für den Rückweg, das im Liedtext verwendete Kanji "帰", bedeutet unter anderem zurückkehren. Die Begriffe "yomigaeru" und "ikikaeru", beide bedeuten soviel wie "von den Toten zurückkehren", "ins Leben zurückkommen", tragen ebenfalls ein homophones "kaeru" in sich, werden dabei wieder anders geschrieben.
Man kann also mit ein wenig Augenzwinkern durchaus eine Analogie zwischen dem Liedtext und den Untoten schließen.
Zudem kann "kowai", das Wort, das hier für anstregend verwendet wird, in anderer Schreibweise auch "furchteinflößend, gruselig" bedeuten. Durchaus passend für die vorgestellte Szenerie der Künstlerin.
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