Ich hatte in #19 einen skeptischen Beitrag zum Verlagsstart geliefert. Natürlich traue ich dem Verleger zu, dass er beste Absichten hat, ich möchte aber doch allzu enthusiastische Neulinge davor bewahren, auf den Bauch zu fallen. Für den Fan, den Käufer, den Leser stellt sich der Comicmarkt derzeit so da, als sei alles möglich. Zigtausend Titel kommen auf den Markt, und alles findet seinen Käufer.
Holla, so ist es überhaupt nicht! Die Verlage - allen voran Splitter - produzieren wie wild, und es ist schon lange absehbar, dass sich diese Menge an Comics nicht mehr verkaufen lässt. Nachdem sich nun auch Thalia weitgehend vom Comic, selbst von Graphic Novels verabschiedet, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Blase (Boom!) platzt.
Nennt mir doch mal den Comic-Händler, der einen unbekannten neuen Titel länger als zwei Tage präsentieren kann, bevor er wieder von Dutzenden anderer, bekannterer, lukrativerer Comics verdrängt wird. Glaubt ihr wirklich, in zwei Tagen so bekannt zu sein, dass die Auflage verkauft ist? Rechnet bloß nicht mit dem früher üblichen Backlist-Verkauf. Den gibt es nicht mehr. Was nicht per Erstbestellung der Händler weg ist, bleibt liegen.
Also: Vorsicht! Wir haben schon viel zu viele Comics. Auch viele gute.
eckrt
Ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Den gibt es schon noch und der lässt sich sogar steigern. Das hängt aber im Wesentlichen davon ab, wie viel Aufmerksamkeit ein Verlag erregt, und dafür braucht man vor allem eins: Neuerscheinungen. Neuerscheinungen wecken das Interesse am Verlagsprogramm. Ob dann diese Neuerscheinungen oder etwas anderes aus der Backlist gekauft wird, entscheidet jeder Kunde für sich.
Je mehr Neuerscheinungen, desto besser der Backlist-Umsatz. Und genau da wird es gefährlich. Denn all diese Neuerscheinungen, deren Erstbestellmengen bei immer mehr Neuerscheinungen insgesamt sinken, müssen ja auch alle bezahlt werden. Viele Kunden und auch Lizenzgeber erhöhen ihr Ansprüche und meinen, dass jeder Verlag so schnell und erfolgreich sein müsse wie der Verlag mit den meisten Neuerscheinungen pro Monat. Also müsste eigentlich jeder Verlag zehn Neuerscheinungen pro Monat produzieren…
Alle Angaben ohne Gewähr
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"Ein Mann lebt entweder das Leben, das für ihn bestimmt ist. Er setzt sich mit aller Kraft dafür ein, oder er… er dreht ihm den Rücken zu und fängt an zu verdorren." (Dr. Phillip Boyce)
wow, ... besser hätte ich es nicht ausdrücken können...
ist genau meine meinung... wir sehen die nächste "comicblase" auf uns zurollen... nach den 90ern... - wahrscheinl. folgen in einigen jahren ramschaktionen, ausverkäufe, schließungen... vielleicht sogar schon ab nächstem jahr, wenn die wirtschaftl. gesamtsituation sich noch verschlechtert. aber auch davon unabhängig gibt es mMn diese comicblase, die in einigen jahren platzen wird...
deshalb: jetzt sich an den schönen comics erfreuen, den schönen ausgaben, in absehbarer zeit wird das schon wieder vergangenheit sein.
ist nur meine meinung...
Geändert von uweschmidt (04.10.2011 um 17:30 Uhr)
Haha. Da, wo früher die Comics standen, ist jetzt ein Regal mit "Cartoons". Nur ein paar Prinz-Eisenherz-Bände dümpelten letzte Woche da rum. Kein Ehapa, kein Carlsen. Nicht mal "Graphic Novels" habe ich entdeckt. Dabei gibt es in der Spitalerstraße eine wirklich comic-kompetente Buchhändlerin.
Sicher hat Thalia hier vor Stilke im Hauptbahnhof (oder wie das jetzt heißt) gekniffen.
eckrt
Geändert von eck@rt (04.10.2011 um 18:15 Uhr)
das schaue mich mir morgen mal an, ist schon ein paar Tage her aber noch nicht solange, da waren noch alle Comics vor Ort.
Hallo Eckart,
du hast natürlich recht, bist aber vielleicht etwas zu pessimistisch. Das ist halt Marktwirtschaft. Für den Leser herrschen im Moment paradiesische Zustände bei der Menge an monatlichen Neuerscheinungen. Das dabei die Auflagen immer geringer werden, ist insbesondere für die Verlage, die von den Veröffentlichungen leben müssen, sicherlich ein Problem.
Bei uns stellt sich die Situation aber gänzlich anders dar.
Alle am Verlag beteiligten Personen gehen einer geregelten Beschäftigung nach und sind deshalb nicht auf Einnahmen aus dem Verkauf der Bücher angewiesen.
Da wir mit dem Verlag nicht unseren Lebensunterhalt verdienen müssen, können wir natürlich anders kalkulieren als andere Verlage. Natürlich sollten zumindest die Kosten für die Produktion der Bücher schon wieder reinkommen, denn auf Dauer Geld zuzuschießen macht natürlich auch keinen Spaß.
Da ich selbst schon über 30 Jahre in der Szene aktiv und als Vertriebsleiter bei einem großen Finanzdienstleister im Verkauf auch nicht gänzlich unerfahren bin, brauchst du sicherlich keine Angst zu haben, daß wir zu enthusiastisch an die Sache rangehen und "auf den Bauch fallen".
Und bei den paar Büchern (wenn alles eingespielt ist, werden es vielleicht 4 im Jahr) die wir veröffentlichen, sind wir nun auch nicht wirklich eine ernstzunehmende Konkurrenz für die etablierten Verlage.
andrax
Schön, dass Ihr wieder was macht!
Aktuelles in meinem Blog! Oder bei deviantArt.
H(a)i! Äh, herzlich willkommen im Haifischbecken!
Zum Glück müsst ihr aufgrund eures beruflichen Backgrounds nicht auf die andernorts vor die Kundenfreundlichkeit gesetzte Gewinnmaximierung schauen, sondern könnt euch bei einer Caipiran...Caipirinha am Beckenrand entspannt das Gewusel betrachten. Ob allerdings Touna Mara meinen Geschmack bedient, wage ich zu bezweifeln. Muss ich alsdann zunächst beim Händler probelesen.
Ich glaube ich habe es schon mal geschrieben: Wir versuchen die Bücher so optimal zu machen, wie wir sie uns als Sammler auch bei der ein oder anderen Veröffentlichung anderer Verlage wünschen würden. Touna Mara hat z.B. im Original ein einfarbiges Vorsatzpapier. Da uns das nicht gefiel, haben wir von dem Zeichner die Abdruckrechte für eine passende Illustration gekauft.
Die Form sollte unsere Kunden schon zufriedenstellen. Ob der Inhalt dann jedem gefällt ist eine andere Frage. Aber dafür wird es ja Bücher aus den unterschiedlichsten Bereichen geben. Wir würden uns natürlich freuen, wenn dann auch für dich etwas dabei ist.
andrax
Welcome back andrax,
ich nehme mal dein aktuellestes Statement als
absolut positives Signal für den deutschen Comic-
markt. "Die Bücher so optimal machen", wie es sich
die Leser wünschen. Das ist die richtige Einstellung
und ein kundenorientierter Markt braucht auch ein
großes abwechslungreiches Angebot!
Oder anders herum formuliert: wir Alten wollen es
halt noch einmal wissen!
Hallo Horst,
aus deinen freundlichen Worten schließe ich, daß du es mir nicht nachträgst, daß ich das Projekt "Janet Kurzgeschichten" damals so abrupt beendet habe.
Bei Amazon bietet übrigens jemand den Band "Janet - Im Staubsauger durch die Galaxis" zum Kauf an. Da sind € 4,99 für so ein Unikat wirklich ein guter Kurs.
andrax
ich sage auch Herzlich Willkommen
NEU:
- Manga MEIN ERSTES MAL - das Debütwerk von Manga-ka Niloo Romance / Josei
COMICZEICHNER.TV - COMIC MANGA ILLUSTRATION Tipps, Tricks und Videos - regelmäßige Updates und neue Beiträge zu den Themen WIE WERDE ICH COMICZEICHNER / MANGA-KA.[/LIST]
Nein, nein. Das hat nichts mit dem CCH Piccolo zu tun.
Ende der 80er sollte im All Verlag ein Album mit Janet Kurzgeschichten erscheinen. Titel: Janet-Im Staubsauger durch die Galaxis.
Dazu ist es aber leider nicht mehr gekommen.
Es waren aber schon einige Vorarbeiten erledigt. So habe ich zu Hause immer noch die Lithos für das Farb-Cover rumliegen.
andrax
Nein nein, da gibt es nichts nachzutragen...
... du hast dich ja nicht explizit gegen das Kunstwerk
entschieden, sondern - so viel, wie ich mich daran noch
erinnere - wäre es einfach dein größtes Projekt (wegen
der durchgängigen Farbe) geworden und war deshalb
wohl schwer zu kalkulieren.
Apropos Farbe: die kann ich nicht liefern, ... aber
das "Schwarz-Weiß-Künstler-Layout" des Titels liegt
hier noch auf meiner Festplatte!
http://dl.dropbox.com/u/23840719/str...uger_klein.jpg
Schade, viel zu spät gelesen... - natürlich nicht mehr da.
Und wo ich schon gerade hier schreibe - wünsche Euch mit Touna Mara einen guten Start! Die Leseprobe hat zumindest Lust auf mehr gemacht und werde nach der Veröffentlichung einen Blick reinwerfen und dann entschieden, ob ich es mir zulegen werde.
Gruß
Oliver
Mittlerweile sind nun über 10 Jahre vergangen und den All Verlag gibt es immer noch. Sehr schön! Das Angebot an Alben ist mächtig gewachsen und ist für den interessierten Comic Leser zu einer Quelle der Muse und der Entschleunigung geworden.
Damals mit „nur“ vier Mitarbeitern gestartet. Frage: Wie gross ist aktuell das Team?
Und da schrieb damals jemand, die Blase wird bald auf den Bauch fallen, die Szene über lang oder kurz platzen. Aber es brummt und brummt...
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
Euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Und alles mit Maschinenschrift und in Bunt!
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