Der 1991 von Zeichner Rob Liefeld und Autor Fabian Nicieza ins Leben gerufene Charakter Deadpool geisterte bereits durch diverse Publikationen des Marvel-Universums, bevor er in den USA 1993 seine erste eigene Miniserie bekam, der weitere Soloauftritte folgen sollten. Im vergangenen Jahr hat Paninicomics davon bereits die Miniserie Deadpool - Der Söldner mit der großen Klappe, die im Original als Deadpool - Merc with a Mouth zwischen Juli 2009 und Juli 2010 in den USA erschienen war, auf den deutschen Markt gebracht. Mit der ersten Ausgabe von Deadpool legt Panini jetzt nach und räumt dem physisch wie psychisch stark derangierten Söldner nun auch in Deutschland eine fortlaufende Serie ein, die alle zwei Monate erscheinen soll. Warum Panini die in den USA ab 2008 von Daniel Way initiierte Serie nicht in chronologischer Reihenfolge publiziert, sondern erst mit Heft Nummer 13 einsetzt, ist jedoch schleierhaft.

Auf der Handlungsebene bleibt alles beim Alten. Der bei einem Experiment, das seine Krebserkrankung heilen sollte, körperlich wie geistig stark geschädigte Wade Wilson stellt auch in Deadpool 1 wie gewohnt seine Schrullen zur Schau. Die absonderliche Idee, urplötzlich Pirat zu werden, passt da voll ins Konzept des leicht durchgeknallten und etwas verblödeten Superhelden. Hier lässt Autor Daniel Way für seinen Protagonisten keine Gnade walten. So kennt Deadpool weder den Unterschied zwischen einem Unterwasser- und einem normalen Boot noch weiß er den angemessenen Preis dafür. Als Kapitän ist er die reinste Katastrophe. Völlig unfähig zu navigieren, steckt er seinen Handlanger Bob in ein Papageienkostüm und heuert eine Schaufensterpuppe als Crewmitglied an. Der ganz normale Wahnsinn eben, wenn einer Deadpool heißt und im Oberstübchen nicht ganz richtig tickt. Dass Deadpools Plan, eine Insel mit Luxusurlaubern zu überfallen, gehörig nach hinten losgeht, versteht sich da von selbst.

Shawn Crystal setzt die Story um den missglückten Überfall nicht mehr als solide in Szene. Mit Zeichnungen, die sich in Detailgrad und anatomischer Genauigkeit eher am unteren Rand des Möglichen bewegen, kann er nur mäßig überzeugen. Dies ändert sich schlagartig, wenn Paco Medina in der letzten Geschichte den Zeichenstift übernimmt. Deadpools Physiognomie ist hier deutlich realistischer. Gesichtsausdruck und Körperbau wirken plastischer und detailverliebter. Auch Daniel Ways Erzählung legt zu. Die eher platten Gags aus Welle der Erniedrigung weichen in Ich will, dass du mich willst einer düsteren Grundstimmung, die schließlich in einer knallbunten, völlig abgedrehten Halluzination gipfelt. Besonders Deadpools innere Dialoge mit seinem zweiten Ich sind Way gelungen.





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