Finix Comics - Das Warten hat ein Ende

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Thema: Mit fremder Feder - Storyende

  1. #1
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    Spoiler Mit fremder Feder - Storyende

    ACHTUNG: In diesem Thread wird über das Ende des Comics diskutiert - Also bitte nur lesen, wenn das Album bereits gelesen wurde, um sich nicht die Spannung zu rauben!


    Am Ende der Geschichte Nimmt der Rabe die Identität von Fortune an, während sich dieser mit der Maske des Raben in den Tod (?) stürzt - oder kann er wirklich den Baum erreichen?

    Frage 1: Was bezweckt der Rabe damit, die Identität von jemanden anzunehmen, den es "in seiner Welt" noch nicht gibt? Kann Fortunes Bibliographie sozusagen "mitgenommen" werden?

    Frage 2: Indem sich Fortune (nach meinem Verständnis) in den Tod stürzt, beendet er damit das Ende / die (erhoffte) Karriere des Raben - die durch den Tod seines Geschichtenschreibers doch sowieso beendet ist? Das Ansehen der Romanfiguren im "Jenseits" beruht doch nach eigener Aussage auf dem Renomme (der Auflagenhöhe) im Dieseits?
    Geändert von mschweiz (13.01.2010 um 20:35 Uhr)

  2. #2
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    Gute Frage....mir war / ist das Ende auch nicht klar geworden! Vielleicht eine Möglichkeit, sich einen zweiten Teil offen zu halten? ....oder aber der Versuch, kommende Generationen von Deutsch-LK Schülern mit Interpretationsmöglichkeiten zu quälen (ok, die Hoffnung, dass Comics als Literaturgattung in deutschen Schulen einmal interpretiert werden ist ein wenig.......abwegig!)

  3. #3
    Mitglied Avatar von Pasi711
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    Mein Erklärungsansatz

    1. Der Rabe sucht ja nach einem Gesicht und einer Identität - ersteres kann er auf jeden Fall von Fortuné bekommen, zweiteres sicher auch. Und mit dieser Identität kann er jetzt in BEIDEN Welten weiterleben.
    2. Fortuné hat dem Raben seine Identität gegeben, und er hat die Identität des Raben angenommen. Ob er das gemusst hat, bleibt offen. Er macht es aber und stürzt sich ob der hoffnungslosen Situation (denn er wird ja für den Köpfer gehalten) in den Tod.
    3. Man könnte gut darüber spekulieren, ob das alles nur dann klappt, wenn Fortuné selbst auch die Figur eines Romans ist, so dass der Identitätstausch gewissermaßen auf beiden Ebenen funktioniert. Da Fortuné aber eine Romanfigur ist (nämlich in genau dem Buch, das wir gerade lesen!) geht das. Darauf deutet der Verweis auf den Spiegel im Spiegel hin, im Original ein mise-en-abyme (bitte selber googeln).
    Geändert von hipgnosis (13.01.2010 um 18:33 Uhr)

  4. #4
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    Meiner Meinung nach hat sich der Rabe Fortunés Identität gar nicht "ausgesucht", insofern erübrigt sich auch die Frage, was sie ihn "bringt". Der alte Erfinder hat beschlossen, die noch offene Identität des Raben aufzulösen und aus ihm den Schädelspalter zu machen. Die Polizei hält Fortuné für den Schädelspalter, ergo bekommt der Rabe dessen Antlitz. Die Auslöschung des Raben ist ohnehin unvermeidbar durch den Tod seiner drei Schöpfer, er kann seine Identität also nicht in Fortuné "transportieren".

    Dass er so euphorisch ist liegt daran, dass ihm die Identität des Schädelspalters, die ihm verpasst wurde, einfach gefällt. Er wollte ja Schurke sein und sieht sein Ziel verwirklicht. "Made it, Ma! Top of the world!" Die unmittelbar darauf folgende Auslöschung ist ihm egal.
    Geändert von hipgnosis (13.01.2010 um 18:33 Uhr)

  5. #5
    Mitglied Avatar von the_rooster
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    Ich glaube, es ist eine Fehlinterpretation, dass mit dem Tod der Autoren auch die Romanfigur stirbt. Wichtig ist nur, dass sie in den Köpfen der Leser - möglichst vieler Leser - weiterlebt. Ein Sherlock Holmes ist wohl auch 80 Jahre nach dem Tod seines Schöpfers noch immer ein Superstar in der Romanwelt. Und mit diesem Ende hat der Rabe wohl genau das erreicht.

    Durch die letzte, von Wiene geschriebene Romanepisode wurde der Mythos des Raben als Schädelspalter geschaffen. Und durch die wohl nie ganz zu klärenden Ereignisse dieser Nacht - der Autor samt Tochter und Diener tot, der mutmaßliche Schädelspalter stürzt sich mit der Rabenmaske in den Tod - wird dieser Mythos mit der Realität verknüpft und einzementiert. Der Verleger und die Boulevardpresse werden das fleißig ausschlachten, und am Ende werden in den Köpfen der Leser der Rabe, der Schädelspalter und der arme Fortuné für immer eine Person sein - und genau deswegen hat der Rabe jetzt auch das Gesicht Fortunés erhalten.

    PS: Das Ganze erinnert leicht an "Lanfeust von Troy": Dort kommen in einem Band die Götter von Darshan vor, die genau so lange leben, so lange jemand an sie glaubt - und je mehr Gläubige sie haben, desto mächtiger sind sie.

    PPS: Gehört das so, dass der Polizist auf Seite 61 den Alten als "Wiener" statt als "Wiene" bezeichnet?
    Geändert von the_rooster (14.01.2010 um 07:15 Uhr)

  6. #6
    Mitglied Avatar von Pasi711
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    Schön, dass das mit dem Wiener jemandem aufgefallen ist - ist Absicht. Im Original steht das so nicht, aber das Wortspiel war zu verlockend.

  7. #7
    Mitglied Avatar von the_rooster
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    Na wem außer einem Wiener sollte sowas auch auffallen

  8. #8
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    Ist mir auch aufgefallen. Zählt aber nicht, bin ja auch Wiener. Ging aber davon aus, dass das Absicht war. Allerdings dachte ich auch, dass das im Original so war.

    Der Name Wiene scheint mir übrigens eine Anspielung auf Robert Wiene zu sein, wohl wegen seines bekanntesten Film Das Cabinet des Dr. Caligari. Die Figurenkonstellation ähnelt sich durchaus:
    Wiene --> Caligari
    Josef --> Somnambule
    (etwas weiter hergeholt: )
    Fortuné --> Francis
    Judith --> Lil Dagovers Rolle

    Andere Frage zu den Namen: Ist "Schreibheft" eigentlich auch im Original deutsch?

    Im Übrigen gefällt mir Roosters Erklärung der ursprünglichen Frage ausgesprochen gut, so ist's wohl zu verstehen. Allerdings finde ich Spoiler-Lampe allein etwas mager als Warnung. Ich kannte die Bedeutung von der bislang jedenfalls nicht.
    Geändert von Susumu (13.01.2010 um 20:07 Uhr)

  9. #9
    Moderator Finix Comics Avatar von cass lipter
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    Zitat Zitat von Susumu Beitrag anzeigen
    Andere Frage zu den Namen: Ist "Schreibheft" eigentlich auch im Original deutsch?
    Nein, es heißt dort "Editions Duplumier"

    Aber auch andere Sachen wurden eingedeutscht, falls es jemandem aufgefallen sein sollte.

    - Seite 4: Das Buchcover
    - Seite 16: Die Plakatwand
    - Seite 17: Der Steckbrief
    - Seite 23: Die Zeitung
    - Seite 28/29: Das Schaufenster der Buchhandlung
    - Seite 28: Die Tafel des Zeitungsverrkäufers
    - Seite 31: Der Buchtitel

  10. #10
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    Da liegt glaube ich ein Missverständnis vor. Dass im Artwork eingedeutscht wurde, war mir klar, aber "Schreibheft" ist doch der Name des Boten, der umgebracht wurde? Und das klang mir doch wie ein reichlich ungewöhnlicher Name. Er würde aber wohl auf Französisch gut passen, wenn man dort einen "deutsch klingenden" Namen verwenden will.

  11. #11
    Mitglied Avatar von the_rooster
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    Jepp, da liegt wohl ein Missverständnis vor. "Schreibheft" ist meinem Verständnis nach tatsächlich nur der Name des Verlags (Edition Schreibheft). Über das bin ich anfangs auch gestolpert, weil Fortuné im Büro des Verlegers meint "Schreibheft ist nur vorgeschoben, ein Strohmann." Erst beim zurückblättern ist mir das Türschild "Edition Schreibheft" aufgefallen. Hier ist wohl der Begriff "Strohmann" etwas missverständlich. Es kann natürlich auch sein, dass der Verleger selbst tatsächlich "Schreibheft" heißt und den Verlag nach sich benannt hat.

  12. #12
    Mitglied Avatar von Pasi711
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    Naja, etwas wörtlicher wäre es vielleicht mit "Tarnfirma" oder Briefkastenunternehmen" oder so übersetzt worden - die Bezeichnung bezog sich tatsächlich auf den Verlag. Aber pars pro toto den Verleger als Verlag zu nehmen und dann alles Strohmann zu nennen, fand ich nicht sooo unverständlich.
    Vielen Dank übrigens für den Querverweis auf Robert Wiene - hab ich bisher noch nicht erkannt, und finde ich ausgesprochen einleuchtend!
    Dass wir in eine leere Wohnung als Residenz des Verlages kommen, lässt im Übrigen zumindest die Vermutung offen, dass es gar keinen tatsächlichen Verleger gibt, sondern dass das eine Rolle von Wiene war.

  13. #13
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    Nein, der Punkt ist schon der, dass die "offensichtliche" Kontaktadressse ins Leere führt (und trotzdem eine unliebsame Begegnungen aus der "Gegenwelt" bereithält").

  14. #14
    Mitglied Avatar von the_rooster
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    Zitat Zitat von Das Teufelshühnchen Beitrag anzeigen
    Ich finds nicht besonders verdächtig, dass der Schreibheft spätabends nicht in seinem Büro ist. Und wenns den nicht geben soll, wieso schickt Wiene dann das neue Kapitel vom Raben mit der Post?
    Naja, er könnts ja auch gleich direkt an die Druckerei/wo auch immer hinschicken und als Absender "Schreibheft" draufschreiben.

    Trotzdem: Ich glaub schon, dass Schreibheft (oder wie halt die Person hinter der Edition Schreibheft heißt) existiert - und wie man sieht, vom Ruhm und Reichtum, die der Rabe bringt, nicht wirklich viel abkriegt.

    Wiene ist nicht wirklich der Typ, der sich die aufwändige Arbeit des Verlegens ans Bein binden würde. Er hätte auch keinen Grund dafür, die Anonymität des Autors bleibt so oder so gewahrt.

    PS, wens interessiert: Hier ein paar Infos zum "Schachtürken", den Wiene als Vorbild für Josef erwähnt.

  15. #15
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    Wenn Wiene der Schädelspalter wäre, würde sein Manuskript doch nach seinem Tod kaum mehr veröffentlicht werden. Ergo könnte die Transformation vom Raben zu Fortuné nicht erfolgen, da das Bindeglied Schädelspalter im Bewusstsein der Leser verloren ginge. Kann man glaube ich ausschließen, dass das so intendiert ist.

    Das mit dem Schachtürken hat mich auch amüsiert, da jemand wie Wiene damals natürlich bereits gewusst haben müsste, dass der "getürkt" war.

  16. #16
    Mitglied Avatar von Floyd Adler
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    Zitat Zitat von mschweiz Beitrag anzeigen
    ACHTUNG: In diesem Thread wird über das Ende des Comics diskutiert - Also bitte nur lesen, wenn das Album bereits gelesen wurde, um sich nicht die Spannung zu rauben!
    Hmmmm... das Ende bietet in der Tat (aber so soll gute Lektüre ja auch sein) sehr viele Möglichkeiten zur Spekulation. Ich dachte mir beim Lesen vorgestern, das Ende sei eigentlich viel "simpler" zu verstehen:

    In der Szene, in der der Rabe hinter der Rückenlehne des Sessels im Büro des "seines Schriftstellers" sitzt, denkt er sich ja "Ich der Schädelspalter? Hmm, vielleicht gar nicht so schlecht..." (sinngemäß). Da Fortuné auf dem Dach von der Polizei ja auch für den Schädelspalter gehalten wird und dies auch nicht mehr aufklären kann, "muß" der Rabe sozusagen Fortunés Identität annehmen, um als Schädelspalter zu gelten. Denn 1) entweder wird Fortuné auf dem Dach von der Polizei erschossen, 2) verbrennt bei der Flucht durch das Haus oder, selbst wenn er nicht stirbt und "nur" 3) verhaftet wird, wer würde seine Geschichte von der romanschreibenden Maschine, die ab und zu mal Gehirne fressen muß, denn glauben? Fortuné wird zukünftig also als Schädelspalter gelten, ob tot, im Gefängnis oder in einer Anstalt. Mit der Maske des Raben, wird er so auch noch zum "als Raben verkleideter" Schädelspalter. Der Rabe braucht also eigentlich nur noch einen Schriftsteller, der zukünftig dieser Romanfigur ein Leben schenkt.

    Und da oft genug betont wurde, dass "jeder einen solchen Roman schreiben kann", wird sich da auch jemand finden....

    Das waren meine Gedanken zum Ende...

    Ich habe mich (warum auch immer) nur oft gefragt, warum Josef und Fortuné beim Kampf im Haus die gleiche Kleidung (weißes Hemd, hellbraune Weste...) tragen? Schon ein Hinweis auf Fortuné als Schädelspalter? Oder einfach nur Zufall? Aber ich glaube, in dieser Geschichte ist nichts einfach nur Zufall....
    Geändert von Floyd Adler (26.01.2010 um 08:06 Uhr)

    "Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better."
    (Floyd Adler has stolen these words from Samuel Beckett)


  17. #17
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    Ja, da kann ich Dir nur zustimmen Adler..

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