Trickfilmer kehren auf den Boden der Realität zurück
Aus der FR vom 22.3.02:
Trickfilmer kehren auf den Boden der Realität zurück
Disney entlässt weitere 250 Zeichner / Kurze Hochkonjunktur / Unternehmen wollen Kosten drastisch senken
Von Luzian Caspar
Der Walt-Disney-Konzern will mindestens 250 weitere Trickfilmzeichner-Stellen in seiner "Animation"-Abteilung streichen. Bereits in den vergangenen zwei Jahren hatte der Unterhaltungsriese fast die Hälfte der 2200 Arbeitsplätze in dieser Sparte abgebaut.
Die Gründe für die umfangreiche Radierung liegen nicht allein in den speziellen Problemen der klammen Disney-Gruppe und seines Chefs Michael Eisner, der die Erwartungen der Börsianer an der Wallstreet seit Jahren enttäuscht und seit dem 11. September auch einen Einbruch im Disneyland hinnehmen musste, sondern auch in den Turbulenzen in der Trickfilmbranche insgesamt.
Nach den Riesenerfolgen mit dem "König der Löwen" oder "Pocahontas" boomte der Markt. Die besten Zeichner waren hoch begehrt, und die Gehälter schossen in die Höhe. Dies umso mehr, als Konkurrenten von Disney den Primus kopierten und ihrerseits Riesenerfolge an der Kinokasse landen wollten. Die Blüte des Geschäfts ging schnell vorbei, inzwischen sind die Unternehmen auf den Boden der Realität zurückgekehrt. Einige Filme, wie zum Beispiel "Atlantis - das verlorene Reich", waren kommerzielle Flops. Und als Resultat der hohen Löhne sowie der teuren High-Tech-Maschinerien, die sich die Animations-Abteilungen beschafften, stiegen die Ausgaben. Streifen wie "Tarzan" kosteten über 100 Millionen Dollar, und manchmal sogar 150 Millionen Dollar (knapp 170 Millionen Euro).
Die Macher von Disney mussten sich deshalb etwas einfallen lassen, um zu sparen. Dabei half, dass der Eifer der Wettbewerber ebenso rasch nachließ wie er entstanden war. Die Saläre einiger Star-Zeichner wurden bereits 2001 gekürzt, in einigen Fällen um die Hälfte.
Damit bleibt die Erkenntnis: So schnell wie sich ein Zeichentrick-Gespenst in Hollywood aufblasen kann, so schnell kann es auch wieder zusammensinken.
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Dokument erstellt am 21.03.2002 um 21:06:39 Uhr
Erscheinungsdatum 22.03.2002
Don Bluth: "2D wird nicht sterben..."
Auf seiner offiziellen Seite hat Don Bluth ein Statement zur derzeitigen Situation der traditionellen 2D-Animation abgegeben:
Traditional Animation Will Survive, Says Don Bluth
"We do not think that traditional animation is on the way out," the American Tail director comments on his official site. "Disney's layoffs are not helping the situation but the medium will survive. The success of the 3D films recently released is causing all the studios to run to it. Just like they all ran to 2D animation in the early '90s. Animation has traditionally worked in cycles of success and failures. The failures of the '70s was a marketing issue--no one was really being very creative in the marketing arena. For that matter, the animated films weren't too creative either. Disney has some upcoming 2D animated films that should garner some success, namely Lilo and Stitch and Treasure Planet. There is another in the pipeline, Sweating Bullets, that all are hoping for good box office. It is a matter of telling an entertaining story, not whether it is 2D or 3D. However, so far, no one has labelled 3D animation a 'kids medium'. Still, once one comes thru without a good story or adult humor, watch out. These movies are expensive. When one crashes it's going to rumble the industry. Computer animation is a new medium and a welcome one. This does not mean that it completely replaces 2D."