"Das war Zack" von M. Tschernegg
Nach einiger Zeit habe ich endlich den Sonderband des Comic-Forums "Das war Zack" von Markus Tschernegg in den Händen. So schön farbig aufgemacht, wie die Artikelreihe im aktuellen Zack ist es nicht. Doch dafür gibt es u. a. ein sehr interessantes Interview von Markus Tschernegg mit Gigi Spina, das am 19.08.1980 in Hamburg geführt worden ist. Am spannendsten finde ich die Passage zur "Kooperation" von Koralle mit Kauka. Im Interview heißt es dazu:
F: Wann ist eigentlich Herr Wiechmann bzw. Herr Kauka zu Zack gestoßen?
A: Das war im Sommer 1975, als die ersten Verhandlungen liefen. Wir meinten, dass unser Material doch nicht ausreichen würde und dass es optimal wäre, wenn wir mehr Material zur Auswahl hätten. Der einzige große Produzent in Deutschland war natürlich der Kauka-Verlag. Wir dachten an eine Mischung zwischen unserem Lizensmaterial znd dem Kauka-Material, welches er damals für die Münchner Akademie der Comics entwickeln hatte lassen. Es sollte eine Bereicherung für Zack werden.
F: Die Comic Akademie war doch ein utopisches Projekt! Da ist doch nie was draus geworden?!
A: Doch - nachdem Primo eingestellt worden war, damals war Fix und Foxi schon verkauft, hat Herr Kauka Peter Wiechmann bei sich behalten und noch ein paar andere Mitarbeiter. Herr Wiechmann hat, soviel ich weiß - ich möchte jetzt natürlich keinen Unsinn sagen - von Herrn Kauka den Auftrag bekommen, neues Comicmaterial zu produzieren. Das geschah hauptsächlich in Spanien durch die Firma Bardon Art, um zukünftige Projekte realisieren zu können. Die Idee war, dass man einfach eine große Menge Comicmaterial haben müßte, damit man nicht von Woche zu Woche, oder von 14 Tagen, leben muß. Da wir wußten, dass dieses Material vorhanden war, dachten wir, dass wir mit dem Kauka Verlag zusammenarbeiten könnten.
F: Die Initiative ist also von Koralle ausgegangen?
A: Teils, teils! Inzwischen hatte sich der Kauka Verlag bei uns gemeldet, weil sein Material doch schon beträchtlich gewachsen war. Dann hat man eine Zusammenarbeit vereinbart und Herr Kauka hat als Bedingung gestellt, dass Herr Wiechmann Chefredakteur sein sollte. Das wurde von der Geschäftsleitung des Koralle Verlages akzeptiert.
Soweit dieser Auszug aus dem sehr langen Interview. Als ich das gelesen hatte, war ich schon sehr erschüttert. Das klingt schon fast nach einer "feindlichen Übernahme" von Zack durch Kauka/Wiechmann, nachdem das Primo-Projekt gescheitert war. Zusätzlich habe ich mir dann auch die Zack-Analyse von Peter Wiemann (Vorausgedanken zur zukünftigen Aufgabe - am 18.08.1975 noch nicht durch Internas belastet) durchgelesen. Der weitere Werdegang von Zack zu diesem Zeitpunkt war also kein Wunder. Nicht wenige haben deshalb Zack den Rücken gekehrt und sind nie wieder zurückgekommen.
Wird die Artikelserie in Zack mit diesem Interview fortgeführt bzw. gibt es eine neuere Analyse zu diesem Geschehen? Oder kennt jemand weitere Internas (jemand aus dem Fix und Foxi - Forum unterhält sich wohl öfters mit Peter Wiechmann). Es wäre interessant mehr zu erfahren, besonders nach einem Abstand von mehr als 20 Jahren.
Ciao
Martin
Valerian & Veronique die zweite
Soeben habe ich mir den Artikel im Comic Jahrbuch 1988 über Valerian & Veronique durchgelesen. Da steht es noch tausend mal besser beschrieben drin. Und da ich zur Zeit so gerne etwas abtippe, hier ein kurzer Auszug daraus:
Uwe Anton:
Die Tendenz zur Realität: Valerian & Veronique & die Sience Fiction
"Willkommen auf Alflolol" (so der Titel des Carlsen-Albums - Anm. des Abtippers) heißt der vierte Band. Zu diesem Planeten, der von der Erde zu einer gigantischen Industriezelle umfunktioniert wurde, kehren nach einer "kürzeren Reise" von 4000 Jahen die langlebigen Ureinwohner zurück, psi-begabte, lebenslustige Gesellen, die in Harmonie mit ihrer Umwelt existieren. Dem Gesetz nach gehört Alflolol ihnen, doch der terranische Imperialismus ist nicht gewillt, die beträchtlichen Investitionen einfach aufzugeben. Man versucht, die Ureinwohner in Reservate zu stecken und sie schließlich in den Produktionsmechanismus einzugliedern, was in diesem Fall scheitert, in der historischen Vorlage -man setze für die Alflololer einfach nordamerikanische Indianer!- jedoch glückte. So inkonsequent das Album ist -die Alflololer ziehen schließlich weiter - so deutlich umreißen die Verfasser hier erstmals die Stellung der Erde im All: Sie betreibt in der Tat konsequenten Imperialismus mit einer ausgesprochenen Herrenmenschenideologie, die in den nächsten Bänden für die Beziehungen der Hauptpersonen zueinander und zu dem Machtgefüge an sich ausschlaggebend ist. Denn spätestens mit diesem Band wird Veronique zur Identifikationsfigur und Sympathieträgerin: Während Valerian (als Mann) hier ein autoritätsgläubiger, williger Befehlsempfänger ist, ergreift Veronique (als Frau! die -man denke an die Klassiker des SF-Comics- normalerweise als Nebenfigur hinter dem Mann zurückstehen und dann und wann einmal von ihm gerettet werden muß) die Partei der alflololischen Minderheit. Hier wird nicht nur Gleichberechtigung der Geschlechter praktiziert, die imm SF-Comic (und Comic allgemein) sehr selten ist - und den Femministinnen trotzdem nur ein schwaches Lächeln abringen dürfte-, hier wird endgültig mit den oben erwähnten Klischees gebrochen."
Comic Jahrbuch 1988, Seite 143 ff (149, 150)
Ciao
Martin