Teleportation Inc. von Latil / Sordet
Lost in Translation
Um es vorweg zu nehmen. Wieder ein unglaublich schönes Double. Genau das Richtige für laue Sommerabende. Im ersten Kapitel Noxian, ein Bergbauplanet. Eine urbane Welt, die nach good old New York duftet mit einem Hauch von Coruscant. Hochtechnologie mit Steampunkfeeling. Der Look der Zwanziger Jahre trifft auf auf Hightech. Da passt auch ein architektonisches Glanzlicht wie der Londoner Saint Pancras - Bahnhofshalle gut ins Bild. Oder das markante Flatiron Building in der Mutter aller Städte. Oder die stilisierte Brooklynbridge. Oder … oder … oder. Es sind die vermeintlichen Widersprüche, die den Band zu einem optischen Genuss machen. Auf der einen Seite Fahrzeuge, die aussehen als ob sie direkt vom Set der Waltons (kennt die noch jemand?) oder dem großen Gatsby oder den klassischen Mafiafilmen kommen, die aber nicht auf Rädern fahren, sondern ähnlich wie der Gleiter von Anakin über die Fahrbahn schweben. Daneben Züge aus der guten alten Zeit, die sich noch auf Schienen bewegen. Die Luftschiffe aus Metropolis dienen hier nur noch als angebundene, fest auf Stäben montierte Werbetafeln. Ein Schlachthof, der zu einem Schauplatz der Erben von „Gangs of New York“ mutiert. Ein Motorrad wie ein Hochrad aus den Anfangstagen der Fahrräder, bestehend nur aus einem einzigen riesigen Gummireifen, in dem die Sitzfläche (mit Antrieb) innen liegt und nicht auf dem Reifen, ähnlich wiederum dem Hyperspace-Ring, mit dem schon von Obi Wan geflogen ist.
Im zweiten Kapitel dann ein Schauplatzwechsel zum Planeten Shpar, dem Wohnort fast aller Multimiliadäre der Galaxie. Wesentlich moderner, fortgeschrittener. Wieder zahlreiche Anspielungen und Zitate aus der Filmwelt, kombiniert mit Bezügen aus der aktuelle Welt der Schönen und Reichen auf unserer blauen Erde. Polizeigleiter, die von Tom Cruise geflogen werden könnten, mich zunächst an Oblivion erinnerten. Als ich dann den Film nochmals googelte, waren dann aber doch deutliche Unterschiede zu erkennen. So kann die Erinnerung täuschen. Irgendwo habe ich solche Flieger aber schon gesehen. Vielleicht fällt es mir wieder ein. Wahrscheinlich kann nur ein Nerd wie Herr Nielsen sämtliche Hinweise zuordnen. Augenfällig ist jedenfalls ein Labor, in dem auch Frankenstein zum Leben hätte erweckt werden können. Oder ein Polizist, dessen Körperbau auf eine Verwandtschaft mit Gru aus den Minions schließen lässt. Ein Gremium, das gruppiert ist wie der Rat der Jedi. Oder ein Vehikel wie der Speeder der Schrottsammlerin Rey auf Jakku. Einfach nur großes Kino.
Und der Inhalt? Worum geht‘s? Im Prinzip ein Buddy-Movie. Profi und Rookie. Lubia Thorel ist die beste Agentin der Galactic Teleportation Company, einer Gesellschaft, die im Besitz einer Technologie ist, die das Reisen extrem vereinfacht und den Sprung von einer Kammer zur anderen ermöglicht, auch wenn das Ziel auf einem entfernten Planeten liegt. Aber es gibt Regeln. Gebucht werden muss auch ein Rücktransport. Personen, die sich absetzen, werden von unserer Heldin mehr oder weniger freiwillig zurückgebracht. Sie erhält von Direktor Pelar Dzakos, dem Chef des Such- und Rückführungsdienstes der Gesellschaft, den Auftrag, fünf Abgängige zu suchen, die zeitgleich auf demselben Planeten „verloren gegangen“ sind. Während dieser Mission trifft sie auf einen Alien, einen Duagin, der mit einem riesigen Eidechsenschwanz ausgestattet ist, einer durch einen „intraspatialen Transfer“ verursachten Mutation, die noch Ausgangspunkt für allerlei anzügliche Bemerkungen sein wird. Im Laufe der Ereignisse werden beide in eine Verschwörung verwickelt. Werden sie bestehen? Oder wird die Welt ausradiert, wie die drei Planeten, die bei der Entwicklung der Teletransportation einfach verschwunden sind?
Das Artwork ist im Funny-Stil gehalten. Die Darstellungen der anthropomorphe Aliens überzeugen ebenso wie die tolle Darstellung der oben beschrieben urbanen Welten. Für den Künstler Romain Sordet laut Verlag das erste Projekt. Hut ab! Klasse gemacht. Viel besser kann man die Geschichte visuell nicht umsetzen.
Fazit:
Dem Autor Dominique Latil, den ich bisher nicht kannte, ist es gelungen, mit leichter Hand einen Mix aus SF, Komödie und Thriller zu schreiben. Passend dazu Zeichnungen zum Genießen. Ich mag es kaum glauben, dass keine Fortsetzungen in Planung sind. Ich hätte die sympathischen Protagonisten gerne bei noch zahlreichen weiteren Abenteuern begleitet. Schade. Sehr schade.
